Märkische Allgemeine Zeitung 24.09.07
KONSTANZE WILD
KLEINMACHNOW Der Gemeindekirchenrat der Evangelischen Gemeinde Kleinmachnow hat
sein Kirchbauprojekt jetzt auf einer Versammlung öffentlich vorgestellt.
Bereits am 30. August beschloss das Gremium in einer Sondersitzung, die
Planungen ausschließlich auf das Gelände "Alter Gutshof" am
Zehlendorfer Damm zu konzentrieren.
Eine Bauvoranfrage beim Landkreis für das historische Gelände an der Wiege
Kleinmachnows ist bereits eingereicht. Vorausgegangen sind Jahre kontroverser
Diskussionen um Standort und Platzbedarf der Kirchengemeinde. Auf Grundlage von
Bevölkerungsprognosen beschloss der Kirchenrat im Juni den Bau einer Kirche mit
700 Plätzen sowie Gemeinderäume.
Mit großer Geste wurde von Seiten des Rats nun darauf hingewiesen, dass es sich
um eine "Vision, einen Wunsch" handele, mit dem man nach Jahren der
Überlegungen und der sorgfältigen Prüfung etlicher Alternativstandorte an die
Kirchengemeinde herantrete: "Wir brauchen Gewissheit und Zustimmung, ob
wir auf diesem Weg weitergehen wollen", betonte Pfarrer Dieter Langhein.
An Zustimmung mangelte es nicht. So zeigten auch Vertreter aus Politik und
Verwaltung sowie Kenner der historischen Materie rund um die Alte Dorfkirche
ein grundsätzlich positives Interesse und konstatierten eine Aufwertung und
Belebung des in Vergessenheit geratenen historischen Ortes.
Offene Kritik entzündete sich an einer fehlenden Kostenschätzung. Diese sei
nicht leistbar gewesen, da entsprechende Planungen, um seriös Kosten abschätzen
zu können, schlicht nicht vorliegen, wiesen die Verantwortlichen die Kritik
zurück. Klare Rückendeckung bekam der Rat indes von höherer Stelle: Harald
Sommer, Superintendent des Kirchenkreises Teltow-Zehlendorf, zeigte sich
"froh über den Stand der Dinge". Landeskirche und Kirchenkreis seien
sich sehr wohl bewusst, dass man wachsende Bereiche unterstützen müsse:
"Haben sie Mut", fügte Sommer hinzu.
Drei Grundstücke des Gutshofgeländes, die Flächen befinden sich im Eigentum der
Kommune, werden von der Kirchengemeinde in Betracht gezogen. Auf den etwa 8000
Quadratmetern soll auch ausreichender Parkraum entstehen. Darüber hinaus werde
man Verhandlungen mit Havelbus führen, um die öffentliche Anbindung zu optimieren.
Als Bodendenkmal ausgewiesen, birgt das ehemalige Rittergut derer von Hake
historische Kostbarkeiten. Unabdingbar sei in diesem Zusammenhang ein
städtebaulicher Architektenwettbewerb, erklärte Wolfgang Maier-Kühn, Mitglied
der Planungsgruppe. Letztlich muss eine Bebauung nicht nur funktional und
ästhetisch den kirchlichen Bedürfnissen entsprechen, sondern sollte auch mit
der Alten Hakeburg, dem legendären Herrenhaus des Architekten David Gilly und
der Bäkemühle harmonieren. Zwar sind von den ersten beiden Bauwerken nur
Rudimente erhalten, doch setzt sich der Förderverein Alter Dorfkern für eine
Wiederbelebung des Denkmalensembles ein. So warnte Kleinmachnows Umwelt- und
Naturexperte Gerhard Casperson, dass ein großer Kirchneubau die Alte Dorfkirche
an den Rand drängen könnte.
Martin Gürtler, der für den Kirchenrat unter anderem erste Gespräche mit der
Denkmalbehörde in Wünsdorf führte, geht davon aus, dass Neubauten "auf
keinen Fall aus dem Rahmen fallen dürfen". Der Rahmen, das sind rund 500
Jahre Gutsbesitz der Familie von Hake. Dort dürften künftig wohl auch
Archäologen zum Spaten greifen.
Im Oktober will sich der kommunale Bauausschuss mit dem Thema befassen. Für die
Idee könne man sich "durchaus erwärmen", sagte der
Ausschussvorsitzende Herbert Franke auf Anfrage. Dann müsste die Kommune einen
Bebauungsplan für das Teilgebiet am historischen Ort ausarbeiten. Der
Gemeindekirchenrat will indes seine Öffentlichkeitsarbeit intensivieren, indem
er künftig alle zwei Monate zu Gemeindeversammlungen lädt, das nächste Mal also
am 2. Dezember.
Märkische Allgemeine Zeitung 24.09.07
Der Wiederaufbau des historischen Dorfkerns von Kleinmachnow ist verschlafen worden. Statt auf das historische Erbe an der Bäke setzte die Gemeinde auf die Siedlung der 1930er Jahre nördlich des Teltowkanals und schuf sich dort mit Rathaus und Marktplatz ein neues Zentrum. Nun hat sich die Evangelische Kirchengemeinde entschieden, das alte Gutsgelände der Familie von Hake näher ins Auge zu fassen. Dort steht die Dorfkirche und daneben könnte bald – auf dem Grundriss einer zerstörten Scheune – ein Saal für 700 Menschen entstehen. Damit wäre der Anfang einer Wiederbelebung gemacht. Rund um das Gelände pulsierte einst das Leben. Gaststätten luden zu Speis und Trank ein, Touristen strömten herbei, um Burg, Schloss und Landschaft zu genießen. Später kam als Attraktion die Kleinmachnower Schleuse hinzu. Viele Sehenswürdigkeiten wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört oder stark beschädigt. Nach 1989 verpasste die Gemeinde die Chance, Vorhandenes zu sichern und für eine spätere Nutzung Pläne zu schmieden. Es blieb privaten Initiativen überlassen, an das Erbe zu erinnern. Der Vorstoß der Kirche sollte Anlass sein, dass sich nun auch Verwaltung und Politik um den Orstkern kümmern.