Märkische Allgemeine Zeitung 18.09.07

 

Keinen Cent für Hefte und Stifte

Kreis entscheidet über Zuschuss an betroffene Schulkinder

KERSTIN HENSEKE

MITTELMARK Der Landkreis Potsdam-Mittelmark unterstützt Kinder von Hartz-IV-Empfängern, Erwerbsunfähigen und Asylbewerbern, die gerade in die Schule gekommen sind, mit jeweils 50 Euro für den Kauf von Schulmaterial. Einen entsprechenden Antrag der Kreistagskoalition (CDU, SPD, FDP und FBB) hat der Sozialausschuss in seiner jüngsten Sitzung befürwortet. Den endgültigen Beschluss fasst der Kreistag am 10. Oktober.

Der Zuschuss soll in Form eines Gutscheins erfolgen, der gegen Vorlage einer in der Schule erhältlichen Schulbescheinigung im Servicepunkt der Maia (Mittelmärkische Arbeitsgemeinschaft für Integration in Arbeit) ausgegeben wird. "Das ist vom Verwaltungsaufwand her am einfachsten und zügigsten zu handhaben, Quittungen wären zu aufwändig", erläuterte Fachbereichsleiter Thomas Schulz das Prozedere.

Der Beschluss war die Antwort auf den Offenen Brief des "Aktionsbündnisses für soziale Gerechtigkeit", in dem dessen Mitglieder auf die prekäre und unwürdige Einkommenssituation der oben genannten Bevölkerungsgruppen aufmerksam gemacht hatte, deren Pauschalleistung pro Monat nur 1,64 Euro für Schreibwaren vorsieht und keinen Cent für Bildung oder schulische Ausstattung eines Kindes enthält. Jutta Gehrke, Vorsitzende des Vereins für Arbeit und Leben (VAL) in Belzig und Sprecherin des Bündnisses, dankte für den Beschluss, bezeichnete die Höhe des Zuschusses aber als "einen Tropfen auf den heißen Stein." Angesichts der Tatsache, dass in Familien mit Erwerbseinkommen durchschnittlich 30 Euro pro Kind für Bildung ausgegeben werde, was im Jahr 360 Euro ausmache, blieben auch 50 Euro weit hinter dem zurück, was Chancengleichheit bedeuten würde. "Ich bitte Sie deshalb, die Diskussion mit diesem Beschluss nicht abbrechen zu lassen." Jutta Gehrke räumte ein, dass eine generelle Anhebung der vom Bund festgelegten Leistung auf ein würdevolles Niveau jegliche Diskussion auf Kreisebene überflüssig machen würde.

Der Versuch der SPD-Abgeordneten Anke Pausemann, den Beschluss auch für das kommende Haushaltsjahr und dann für alle von Armut betroffenen Schüler bis zum 18. Lebensjahr geltend zu machen, scheiterte jedoch an mangelhafter Abstimmung innerhalb der Koalition. Man einigte sich, das Thema in die kommende Haushaltsdebatte einzubringen. "Für eine langfristige Entscheidung braucht es dann auch eine saubere Regelung", so Thomas Schulz.

Für den diesjährigen Eilzuschuss muss der Landkreis zu 20000 Euro aus dem laufenden Etat erschließen. Maia-Geschäftsführer Bernd Schade wies noch einmal darauf hin, dass es sich beim Arbeitslosengeld II um eine Leistung des Bundes handele, deren Umfang zumindest verfassungsrechtlich als würdig eingestuft sei. "Dennoch kann ich sagen, dass darüber auf Bundesebene derzeit debattiert wird und nach meiner persönlichen Einschätzung eine Anhebung der Regelsätze folgen wird", sagte Schade.