Märkische Allgemeine Zeitung 14.09.07
KLEINMACHNOW Der Polier schmiss das
obligatorische Glas vom Gerüst – doch es zerbrach nicht. Weil dies ein
schlechtes Omen für den Neubau wäre, wurde die Zeremonie gestern beim Richtest an
der Kleinmachnower Waldorfschule einfach wiederholt. Beim zweiten Versuch
klappte es. "Voll geschummelt", murmelte ein Schüler, stimmte dann
aber in die Jubelrufe des Publikums mit ein.
Die Freude über das Mehrzweckgebäude am Fuße des Seebergs ist nachzuvollziehen.
Es ist das erste feste Haus der Schule, die sich seit 1993 mit Baracken über
Wasser hält. Im vergangenen Jahr kauften die Waldörfer dann ihr gepachtetes
Grundstück und signalisierten damit, dass sie den Standort nicht mehr aufgeben
wollen. Als der Bund Fördermittel für den Ausbau von Ganztagsangeboten in
Aussicht stellte, griff die Schule zu: 700 000 Euro erhält sie nun aus dem
Programm und deckt damit einen Teil der Baukosten von insgesamt 1,8 Millionen
Euro.
Allerdings sind die Bundesmittel an bestimmte Bedingungen geknüpft. "Mensa
und Küche wurden gefordert", sagte Architekt Marcus Löffler gestern. Er
hat deshalb ein sehr wandelbares Gebäude konzipiert. Grundlage ist ein großer
Saal mit Bühne, der 350 Menschen fassen kann. Er wird im Bedarfsfall mittels
Trennwänden in drei seperate Räume verwandelt, wobei ein Zimmer für das
typische Waldorf-Schulfach "Eurythmie", das Mittelteil als Mensa und
der dritte Raum als Musikzimmer genutzt wird. Im Obergeschoss sind zwei weitere
Unterrichtsräume entstanden, später sollen sie als Bibliothek und Computerraum
dienen.
Löffler nennt das Haus einen "Low-Budget-Bau". Die Kosten seien
minimiert worden, wo es nur ging. Vor knapp zwei Wochen lag nur die
Bodenplatte, wenige Stunden vor dem Richtfest installierten die Bauleute das
letzte Dachelement. Das Haus besteht aus vorgefertigten Holzteilen, vornehmlich
Kiefer. Später sollen Oberlichter und sonnengelbe Wandanstriche Licht in die
Zimmer bringen.
Im Februar 2008 wollen Schüler und Lehrer den Neubau in Besitz nehmen. Für ihre
rund 360 Schützlinge und 44 Mitarbeiter hat Waldorf-Geschäftsführerin Katrin
Falbe aber noch einen weiteren Trumpf im Ärmel. "In zwei Wochen stellen
wir den Bauantrag für ein zweites Gebäude", verriet sie. Dort sollen
dringend benötigte Klassenzimmer entstehen, damit die Kinder aus den
Provisorien endlich herauskommen. Dass es dafür auch Geld von der Kommune geben
wird, wollte Kleinmachnows Bürgermeister Wolfgang Blasig gestern jedenfalls
nicht dementieren. sti