Märkische Allgemeine Zeitung 14.09.07

 

Schummelei beim Waldorf-Richtfest

Neubau im Februar 2008 bezugsfertig

KLEINMACHNOW Der Polier schmiss das obligatorische Glas vom Gerüst – doch es zerbrach nicht. Weil dies ein schlechtes Omen für den Neubau wäre, wurde die Zeremonie gestern beim Richtest an der Kleinmachnower Waldorfschule einfach wiederholt. Beim zweiten Versuch klappte es. "Voll geschummelt", murmelte ein Schüler, stimmte dann aber in die Jubelrufe des Publikums mit ein.

Die Freude über das Mehrzweckgebäude am Fuße des Seebergs ist nachzuvollziehen. Es ist das erste feste Haus der Schule, die sich seit 1993 mit Baracken über Wasser hält. Im vergangenen Jahr kauften die Waldörfer dann ihr gepachtetes Grundstück und signalisierten damit, dass sie den Standort nicht mehr aufgeben wollen. Als der Bund Fördermittel für den Ausbau von Ganztagsangeboten in Aussicht stellte, griff die Schule zu: 700 000 Euro erhält sie nun aus dem Programm und deckt damit einen Teil der Baukosten von insgesamt 1,8 Millionen Euro.

Allerdings sind die Bundesmittel an bestimmte Bedingungen geknüpft. "Mensa und Küche wurden gefordert", sagte Architekt Marcus Löffler gestern. Er hat deshalb ein sehr wandelbares Gebäude konzipiert. Grundlage ist ein großer Saal mit Bühne, der 350 Menschen fassen kann. Er wird im Bedarfsfall mittels Trennwänden in drei seperate Räume verwandelt, wobei ein Zimmer für das typische Waldorf-Schulfach "Eurythmie", das Mittelteil als Mensa und der dritte Raum als Musikzimmer genutzt wird. Im Obergeschoss sind zwei weitere Unterrichtsräume entstanden, später sollen sie als Bibliothek und Computerraum dienen.

Löffler nennt das Haus einen "Low-Budget-Bau". Die Kosten seien minimiert worden, wo es nur ging. Vor knapp zwei Wochen lag nur die Bodenplatte, wenige Stunden vor dem Richtfest installierten die Bauleute das letzte Dachelement. Das Haus besteht aus vorgefertigten Holzteilen, vornehmlich Kiefer. Später sollen Oberlichter und sonnengelbe Wandanstriche Licht in die Zimmer bringen.

Im Februar 2008 wollen Schüler und Lehrer den Neubau in Besitz nehmen. Für ihre rund 360 Schützlinge und 44 Mitarbeiter hat Waldorf-Geschäftsführerin Katrin Falbe aber noch einen weiteren Trumpf im Ärmel. "In zwei Wochen stellen wir den Bauantrag für ein zweites Gebäude", verriet sie. Dort sollen dringend benötigte Klassenzimmer entstehen, damit die Kinder aus den Provisorien endlich herauskommen. Dass es dafür auch Geld von der Kommune geben wird, wollte Kleinmachnows Bürgermeister Wolfgang Blasig gestern jedenfalls nicht dementieren. sti