Märkische Allgemeine Zeitung 30.08.07
JÜRGEN STICH
KLEINMACHNOW Die Deutsche Film AG (Defa) in Potsdam-Babelsberg kündigte ihm zum
31. Dezember 1990. Zwei Monate später hatte Maximilian Tauscher einen neuen Job:
Als Wirtschaftsförderer sollte er den Altkreis Potsdam-Land voranbringen. Im
Juni desselben Jahres war er Amtsleiter in Belzig – die zweite Karriere des
Kleinmachnowers hatte begonnen.
Heute wird der CDU-Gemeindevertreter 70 Jahre alt und blickt auf ein
reichhaltiges Leben zurück. Bei Maximilian Tauscher ist das keine Floskel. 1937
in Böhmen geboren, erfuhr er bereits als Kind, wie hart das Schicksal
zuschlagen kann. Die Familie – Eltern, drei Schwestern und ein Bruder – wurde
1945 zunächst in die Nähe von Prag umgesiedelt. Den Hass, den die Tschechen
damals den deutschen Familien entgegenbrachten, überlebte der Vater nicht
lange. Im August 1946 erfolgte der Abtransport. "Nach vielen Sammellagern
sind wir schließlich in Schkeuditz gelandet." In dem Städtchen auf halber
Strecke zwischen Halle und Leipzig absolvierte Maximilian Tauscher Grund- und
Oberschule. Über den Umweg einer Lehre zum Elektromechaniker gelangte er an die
Fachschule für filmtechnische Berufe in Potsdam-Babelsberg. Ein Studium in Dresden
war ihm verwehrt worden – Folge seines Engagements in der katholischen Kirche.
Vielleicht war dies auch der Grund, warum ihm die Stasi später "fehlende
Bindung an den Staat DDR" attestierte. Seit 1955 setzte sich der
Geheimdienst an seine Fersen. Trotzdem stabilisierte sich das Leben: Maximilian
Tauscher heiratete 1962 und zog mit seiner Frau nach Kleinmachnow in das Haus
im Grasweg, das er heute noch bewohnt. Der Sachverstand des Filmtechnikers war
gefragt, "ich hatte eine Aufgabe und möchte die drei Jahrzehnte bei der Defa
nicht missen".
Ein "Fachidiot" wollte der naturwissenschaftlich und musisch Begabte
dennoch nie sein. In den 1980er Jahren nahm er Gesangsunterricht und trat mit
klassischen Liedprogrammen öffentlich auf. Nach der Wende fand er neben der
neuen beruflichen Herausforderung – bis 2002 war er mittelmärkischer
Ordnungsdezernent – seine politische Heimat in der Kleinmachnower CDU. Würde
man Maximilian Tauscher nach der Grundkonstante in seinem bewegten Leben
fragen, stünde das Glaubensbekenntnis des überzeugten Katholiken vermutlich
ganz oben. "Wissen Sie", sagt er ein wenig nachdenklich zum Abschied,
"es gibt eben keine Garantie im Leben – aber Zuversicht, die kann man
immer haben."