Märkische Allgemeine Zeitung 04.07.07
JÜRGEN STICH
KLEINMACHNOW Die SPD-Bundestagsabgeordnete Andrea Wicklein sieht kaum noch
Chancen, den umstrittenen Ausbau der Kleinmachnower Schleusen-Nordkammer auf
190 Meter zu verhindern. "Ich gehe davon aus, dass der bestehende
Planfeststellungsbeschluss auch umgesetzt wird", sagte Wicklein gestern
zur MAZ. Das Bundesverkehrsministerium habe ihr bestätigt, dass ein
"Neubau der Schleuse Kleinmachnow" in diesen Dimensionen
"notwendig" sei. Die Kammer solle aber erst frühestens ab 2012
ersetzt werden, dann laufe die Nutzungsdauer der alten Schleuse ab, so
Wicklein.
In einem Brief an die SPD-Politikerin hatte der Staatssekretär im
Bundesverkehrsministerium, Ulrich Kasparick, vor wenigen Tagen den Ausbau damit
begründet, dass nur auf diese Weise die Anzahl der Schiffe pro Schleusung
erhöht werden könne. Das Ministerium erwarte für den Teltowkanal im Jahr 2015
eine transportierte Gütermenge von 1,5 Millionen Tonnen pro Jahr. Derzeit sind
es knapp 900 000 Tonnen. Seit dem Jahr 2003 sei aber ein Anstieg des
Schiffsverkehrs auf dem Teltowkanal zu beobachten.
Kasparick führt als Argument für den Ausbau aber auch den Landschaftsschutz an.
Wenn die Schleusenkammer, wie vielfach gefordert, von derzeit 85 auf nur 115
Meter verlängert würde, müssten Warte- und Koppelstellen für die derzeit
fahrenden 156 Meter langen Schubverbände und die Europaschiffe (85 Meter)
angelegt werden. Deren Bau hätte auf über 400 Meter Länge zu Landabgrabungen
von 20 bis 35 Meter Breite im Bereich des europäisch geschützten
Fauna-Flora-Habitat-Gebiets unterhalb der Siedlung Stolper Weg geführt.
"Bei dieser Abwägung", so Andrea Wicklein, "ist es mir lieber,
die Schleuse auszubauen, als Natur zu zerstören."
Die Bundestagsabgeordnete Cornelia Behm von den Bündnisgrünen hält die
Argumente des Ministeriums dagegen für "alte Hüte". Schiffe müssten
an Flüsse und Kanäle angepasst werden – und nicht umgekehrt. Es sei Wahnsinn,
für die wenigen Schubverbände auf dem Teltowkanal viele Millionen Euro zu
verbauen. Außerdem gefährde eine 190-Meter-Kammer den labilen Wasserhaushalt
der Region.
Darauf weist auch der Sprecher der Bürgerinitiative "Pro
Kanallandschaft", Manfred Hauck, hin. "Jeder Schleusenvorgang raubt
dem Machnower See Wasser." In trockenen Sommermonaten habe dies bereits
zum Absinken des Wasserspiegels und in der Folge zur Schädigung der
Uferstreifen geführt. "Jeder weiß, dass dieses Problem gerade in
Brandenburg durch den Klimawandel beschleunigt wird." Doch Wasserbauer und
Bundesverkehrsministerium würden die Warnungen seit Jahren in den Wind
schlagen.
SPD-Politikerin Andrea Wicklein will vor diesem Hintergrund jedenfalls
"nicht ausschließen", dass man in Bezug auf den Schleusenausbau bis
zum Jahr 2012 "zu neuen Erkenntnissen kommt" – wenn Klimawandel und
Wasserknappheit dies nahelegen.