Märkische Allgemeine Zeitung 28.06.07
KONSTANZE WILD
KLEINMACHNOW Auf der Suche nach Möglichkeiten, der stetig wachsenden
evangelischen Gemeinde Kleinmachnow mehr Raum zu geben, hat sich offenbar eine weitere
Variante aufgetan: Man sei derzeit im Gespräch darüber, ob am Zehlendorfer
Damm, in unmittelbarer Nähe der Alten Dorfkirche ein Bauvorhaben der
Kirchengemeinde auf einem Grundstück der Kommune realisierbar sei, erfuhr die
MAZ auf Anfrage.
Jenseits des Medusentores in Richtung Allee am Forsthaus könnte demnach ein
Neubau entstehen, der als Kirchsaal für die evangelische Gemeinde einen
entsprechend großen Veranstaltungsraum bieten würde, erläutert Martin Gürtler,
der sich bereits intensiv mit etlichen Fragen rund um Eigentums- und
Rückübertragungsrechte, Landschafts- und Denkmalschutz, Baurecht und
Bebauungspläne im Gebiet des historischen Ortszentrums von Kleinmachnow befasst
hat.
Im Mai sei man im Gemeindekirchenrat der evangelischen Auferstehungsgemeinde zu
der Überzeugung gekommen, dass ein entsprechender Neubau oder Erweiterungsbau
700 Besuchern und entsprechenden Akteuren, etwa den "vielstimmigen"
Chören der Kantorei, ausreichend Platz bieten müsse, erklärt Pfarrer Dieter Langhein
den internen Diskussionsstand.
Auch öffentlich wird seit geraumer Zeit über den Platzbedarf, insbesondere über
einen großen Veranstaltungssaal für die Kirchengemeinde, kontrovers diskutiert.
Etliche Varianten und Standorte sind dabei ins Gespräch gekommen: etwa ein Neubau
gegenüber des Kleinmachnower Rathauses am Adolf-Grimme-Ring, eine
gemeinschaftliche Nutzung der Aula im Neubau der Evangelischen Grundschule am
Schwarzen Weg, eine Erweiterung oder Sanierung der Auferstehungskirche im
Jägerstieg und ein Grundstück, Kreuzung Förster-Funke-Allee/Karl-Marx-Straße.
Auch Seeberg ist Variante
Zuletzt kam noch die mögliche Nutzung des Hauses 6 auf dem Seeberg hinzu, eines
jener strahlenförmig angeordneten Riegelgebäude, welches zum Gelände der
Internationalen Schule gehört, so Martin Gürtler. Alle Standorte wurden und
werden auf ihre Realisierbarkeit hin geprüft, heißt es. Auf dem in Frage
kommenden Grundstück auf dem ehemaligen Gutsbesitz der Familie von Hake befand
sich früher bereits eine Scheune mit einer Grundfläche von etwa 20 mal 60
Metern, berichtet Gürtler, der historische Pläne und Dokumente im Auftrag des
Gemeindekirchenrates gesichtet hat. Für das eigentliche Gemeindezentrum sei
darüber hinaus ein Gelände des ehemaligen Gutshofes, zwischen Alter Dorfkirche
und Bäkemühle gelegen, unter Umständen nutzbar. Früher befanden sich dort zwei
Ställe und Wirtschaftsgebäude.
Ausreichender Parkraum für Kirchgänger und Veranstaltungsbesucher – im dicht
besiedelten Jägerstieg seit langem als mangelhaft kritisiert – könne am Zehlendorfer
Damm durchaus integriert werden, betont Gürtler und verweist auf eine
Machbarkeitsstudie. Er selbst bekennt sich offen positiv gegenüber einem
möglichen kirchlichen Zentrum an der historischen Wiege Kleinmachnows: Auch für
die Alte Dorfkirche wäre diese Variante eine "erhebliche Aufwertung".
Damit, dass eine Belebung am historischen Ort "durchaus attraktiv"
wäre, kommentiert auch Jürgen Flechtner, Vorsitzender des Fördervereins Alte
Dorfkirche Kleinmachnow, erste Überlegungen zu der neuen Variante. Rudolf Mach,
Vorsitzender des Heimatvereins, konstatiert: "Wir leben in Kleinmachnow
nicht in einem Museum." Selbstverständlich müsse es möglich sein, auch
solche historischen Hinterlassenschaften in das soziale Leben der Gemeinde zu
integrieren. Wenn der Platzbedarf der Kirche vorhanden sei, so Mach, sei eine
Erweiterung am ehemaligen Gutsgelände auch für ihn vorstellbar.
Denkmalpfleger unterstützen Idee
Ebenfalls erste positive Signale registrierte Gürtler von Seiten der
Denkmalpflege und beim Naturschutzexperten Gerhard Casperson bezüglich der
Belange des Landschaftsschutzes. Noch im Juli will der Gemeindekirchenrat über
das weitere Vorgehen entscheiden, um nach der Sommerpause dann zu einer
Gemeindeversammlung einzuladen.
Eine gute Gelegenheit, das Areal im alten Ortszentrum kennen zu lernen und mit
den Verantwortlichen über die Ideen der Kirchengemeinde ins Gespräch zu kommen,
bietet sich am kommenden Sonntag, 1. Juli, ab 14 Uhr auf dem Gemeindefest
anlässlich des 410. Geburtstages der alten Dorfkirche an. Es startet mit einem
Gottesdienst, ab 15 Uhr gibt es Führungen, Musik und Lesungen, ab 18 Uhr ist
ein Lagerfeuer geplant.