Märkische Allgemeine Zeitung 14.06.07

 

 

Lawine

Kommentar: JÜRGEN STICH

Der Kleinmachnower Seeberg ist mit seiner bewegten Historie und lebendigen Gegenwart einzigartig in der Region, vielleicht sogar in Brandenburg. Anfang des 20. Jahrhunderts entdeckte die Gutsfamilie von Hake den Hügel und ließ hoch über dem Machnower See eine Burg erbauen. Die wurde an den Reichspostminister des Nazi-Regimes verkauft, der ganz in der Nähe eine Forschungsanstalt betrieb. Was sich damals hinter den von der SS bewachten Zäunen tat, ist immer noch Stoff lebhafter Debatten. Nach dem Zweiten Weltkrieg etablierten sich SED-Parteihochschulen auf dem Gelände. Für die Kleinmachnower blieb es verschlossen. Dehalb war die Freude groß, als der Seeberg mit der Wende von 1989 den Bürgern der Gemeinde "zurückgegeben" wurde. Eigentümerin war nun die Telekom, die an die Berlin-Brandenburg International School verkaufte. Derzeit gibt es drei Schulen auf dem Berg und wo einst Wächter den Zugang versperrten, dringt nun Kinderlachen durch die Bäume. Der Seeberg kann eine Erfolgsgeschichte werden, wenn nicht das leidige Verkehrsproblem wäre. Niemand will einen mit Autos vollgestopften Campus. Bevor weiter gebaut wird, muss Schluss sein mit der Blechlawine.