Märkische Allgemeine Zeitung 12.06.07
ARMIN KLEIN
KLEINMACHNOW Vor einem halben Jahr referierte Günter Käbelmann über
Bürgermeister, wie den Förster Heinrich Funke, die Herren Engelbrecht, Casagranda,
Gellert, Rosenbaum, Juhr und Liebenow bis zum 1960 ausgeschiedenen Walter Schuch
(MAZ berichtete). Nun setzte er die Bürgermeisterreihe mit den
"Regierenden" des zweiten Teils der Geschichte Kleinmachnows fort.
"Eigentlich gilt für fast alle bisherigen Bürgermeister bis heute, dass
sie im Großen und Ganzen nie irgendwie negativ in Erscheinung getreten sind,
dass sie ihr Bestes für die Entwicklung der Gemeinde gegeben haben",
stellte Käbelmann vor 15 Heimatvereinsmitgliedern fest. Viele
Nachkriegsbürgermeister hatten sich allerdings bis in die 60-er Jahre hinein
mit der Republikflucht von Kleinmachnowern auseinander zu setzen. So gingen selbst
noch Monate nach der Grenzschließung im August 1961 nach Aufzeichnungen des
Einwohnermeldeamtes, die Käbelmann im Kreisarchiv fand, noch viele
Kleinmachnower über die "grüne Grenze" nach Westberlin.
In jener schwierigen Zeit wirkte als Bürgermeister der stets kränkelnde
Zimmermann Otto Bachmann. Doch das Zepter führte eigentlich seine energische
Stellvertreterin Antonie ("Toni") Stemmler (1892-1976). Eigentlich
eine Lehrerin, die zu jener Zeit schon ein bewegtes Leben hinter sich hatte:
Pflegerin bei den Interbrigaden im spanischen Bürgerkrieg, KZ Ravensbrück, KZ
Auschwitz, persönliche Referentin des brandenburgischen Ministerpräsidenten
Rudi Jahn vor der DDR-Gebietsreform und Landrätin des Kreises Belzig. "
Die engagierte Bürgermeisterin dürfte wohl unter anderem auch Ende März 1962
veranlasst worden sein, einen "Aktenvermerk über eine Sicherheitsberatung
der SED-Ortsparteileitung" umzusetzen. Käbelmann las vor: "Zur
Sicherung der Staatsgrenze ist an der Rückseite der Grundstücke am Erlenweg ein
Zaun aufzustellen", ferner sei "an der Ginsterheide ... zur besseren
Übersicht durch die Sicherheitsorgane eine Blende aufzustellen" und der
Gemeinderat solle dafür sorgen, dass "das niedergeschlagene Gestrüpp,
dessen Reste noch im Grenzbereich liegen, schnellstens weggeräumt wird."
Bereits im März 1963 ging allerdings die Ära Bachmann/Stemmler zu Ende. Der
gelernte Bergmann Mathias Heinz übte für drei Jahre das Amt des Bürgermeisters
aus, bis er auf der Karriereleiter eine Stufe höher stieg und Bürgermeister von
Teltow wurde. Manchem der Zuhörer ist er allerdings noch aus den 70er Jahren in
Erinnerung. Damals koordinierte er von Teltow aus die Arbeit von etwa 90
regionalen Firmen beim Bau des bekannten Kleinmachnower Freibades Kiebitzberge.
1977 stieg als Bürgermeister ein wirklicher Kommunalexperte – der
Diplomstaatswissenschaftler Günter Weigt aus Jüterbog – in den Kleinmachnower
"Ring". Weigt wusste um die Bedeutung der Wirtschaftskraft für das
Wohl und Wehe einer Gemeinde, und so verlor er in seiner zwölfjährigen Amtszeit
nie die Entwicklung örtlicher Betriebe aus dem Auge. Unter anderem verdankte
ihm damals die Gemeinde den Ausbau des Kraftfahrzeuginstandsetzungsbetriebes
"Max Reimann".
Weigt hatte als Invalidenrentner das Glück, bereits aus der Ferne miterleben zu
können, wie sein Nachfolger Günter Weber, zuvor einer der Direktoren des
Teltower Geräte- und Reglerwerkes (GRW), mit viel Mühe versuchte, in den Wirren
der Wendezeit das "Schiff Kleinmachnow" über Wasser zu halten.
Die Chancenlosigkeit der SED/PDS bei den Wahlen 1990 führte dazu, dass der
heutige Gemeindevertretervorsteher, der promovierte Diplomingenieur Klaus Nitzsche
(SPD), am 14. Mai Weber als Bürgermeister ablöste und das Amt fast vier Jahre
innehatte. Ihm folgte sein Parteikollege Wolfgang Blasig, der seit nunmehr
dreizehneinhalb Jahren die Geschicke der auf annähernd 19 000 Einwohner
angewachsenen Gemeinde in den Händen hält. Damit bekleidet Blasig sein Amt
bereits ein halbes Jahr länger als der Urahn aller Vorgänger, der Förster
Heinrich Funke.