Märkische Allgemeine Zeitung 04.06.07
ELKE KÖGLER
KLEINMACHNOW Noch ist offen, ob das Mobilfunkunternehmen O2 drei weitere
Mobilfunkmasten in Kleinmachnow errichten darf. Die Gemeindevertreter wollen am
27. Juni endgültig darüber entscheiden. Dafür hat die Verwaltung ein
"Standortkonzept für Mobilfunkanlagen" für gemeindeeigene Grundstücke
erarbeitet. Das legte sie kürzlich im Umwelt- sowie im Bauausschuss vor.
Als Standorte vorgesehen sind das Wohngebiet Stolper Weg,
Wasserwerk/Mülldeponie und der Bereich Augustinum/Teltowkanalwerft. Mit den
zusätzlichen Mobilfunkanlagen könnten die Versorgungslücken, derren Bestehen
verschiedene Studien belegen, geschlossen werden. Dazu müssten die Antennen
aber genau an diesen Orten installiert werden. Die Physik ließe sich nicht
verbiegen, sagt Bernd Engemann, der bei O2 für die Netzwerkrealisierung
zuständig ist.
Unterschiedliche Ansichten zum Konzept
Der Umweltausschuss sprach sich einstimmig für das Standortkonzept aus. Alle im
Vorfeld von den Abgeordneten beschlossenen Anforderungen seien darin erfüllt.
Eine dieser Bedingungen ist es, im Abstand von 200 Metern zu
Kindertageseinrichtungen und Schulen keine Anlagen zu platzieren. Somit gebe es
keinen Grund, das Konzept abzulehnen. Außerdem will das Fachgremium einer
flächendeckenden Versorgung und dem technischen Fortschritt nicht im Wege
stehen.
Im Bauausschuss wurde die Verwaltung aufgefordert, ihr Konzept zurückzunehmen.
Barbara Neidel, Fachbereichsleiterin Bauen und Wohnen, lehnte dies jedoch ab.
Aus diesem Grund änderte der Vorsitzende Herbert Franke das Konzept. Die im Stolper
Weg geplante Antenne soll im Dreilindener Weg und die Anlage im Bereich Augustinum
auf der Teltowkanalwerft positioniert werden. Außerdem wurde die in der letzen
Bauausschusssitzung geforderte Umsiedlung des Wasserwerk-Mastes von der
Rudolf-Breitscheid-Straße auf die benachbarte Mülldeponie verworfen. Die
Antennen sollen nun an dem bereits bestehenden Mobilfunkmast neben der Autobahn
angebracht werden. Am Ende gewann Franke eine knappe Mehrheit für den von ihm
eingebrachten Vorschlag.
Emotionale Gründe werden vermutet
Nachdem beide Gremien abgestimmt hatten, zeigten sich sowohl Frank Fritsche,
Leiter Mobilfunk und Umwelt bei O2, als auch die "Bürgerinitiative
Mobilfunk" unzufrieden. Fritsche habe der Eindruck beschlichen, dass die
Entscheidung im Bauausschuss weniger aus fachlichen als aus emotionalen Gründen
getroffen worden sei. Da O2 alle von diesem Fachgremium gestellten
Anforderungen erfüllt habe, könne er das Verhalten des Vorsitzenden nicht
nachvollziehen. Dennoch hoffe er, dass am 27. Juni "die Vernunft über die
Emotionen siegt".
Die Mitglieder der Bürgerinitiative vertreten die Auffassung, dass eine
flächendeckende Versorgung mit UMTS-Diensten überhaupt nicht notwendig ist.
"Die bestehenden Netze reichen bei weitem aus", sagt Sprecherin Anne
von Törne. Eine Überprüfung aller drei Standorte mit dem privaten Laptop hätten
dieses Ergebnis ergeben. Von Törnes Meinung würden auch die 1000 Menschen
vertreten, die ihre bereits an den Bürgermeister überreichte Petition
unterschrieben haben. Deshalb fordert die Initiative sogar, den bestehenden
Mast auf dem Schulgelände Seeberg abzurüsten.