Märkische Allgemeine Zeitung 24.05.07

Kopfkissen für Delegierte

Jusos üben Kritik an Tagungstermin und oberflächlicher Debatte

KLEINMACHNOW Kopfkissen haben die Jusos vorgestern an die Delegierten des SPD-Unterbezirkes Potsdam-Mittelmark zu Beginn des Parteitages verteilt. Mit dieser Aktion protestierten sie gegen den gewählten Tagungstermin und wünschten per Flugblatt "Gute Nacht!".

Für gewöhnlich kommt das höchste Beschluss fassende Gremium einmal jährlich, dann aber in der Regel einen ganzen Sonnabend lang, zusammen. Vor Jahresfrist war das auf dem Gutshof Treuenbrietzen noch so. Die Veranstaltung wurde diesmal – offenkundig dem Zeitfonds des prominenten Gastes geschuldet – auf den Dienstagabend gelegt. Hubertus Heil, Generalsekretär der Bundespartei, hat über den Bremer Entwurf für das neue Programm referiert.

"Den Anspruch, ein politisches Gremium mit inhaltlichen Debatten und Richtung weisenden Beschlüssen zu sein, hat der SPD-Unterzirksparteitag schon lange verloren", beklagt Matthias Garke. Der Vorsitzende des sozialdemokratischen Nachwuchses hier zu Lande poltert: "Für die arbeitenden Mitglieder und Delegierten grenzt der Beginn um 19 Uhr schon fast an Ausschluss. Die anwesenden Delegierten hatten es allerdings nicht besser – wurden sie doch zum ’Sprint’ durchs Antragsbuch genötigt, um nicht erst weit nach Mitternacht ins Bett zu fallen." Den Genossen hat er Oberflächlichkeit vorgeworfen und angekündigt, dass die Jusos im Kreis Potsdam-Mittelmark andere Wege beschreiten, um "inhaltliche Diskurse über ein anderes Grundsatzprogramm im Sinne von Regine Hildebrandt oder Willy Brandt fortzuführen und zu einer allseits vernünftigen Basis sozialdemokratischen Handelns zu entwickeln".

Unterbezirkschefin Susanne Melior aus Langerwisch hatte im Vorfeld den Vorwurf der fehlenden Basisnähe zurückgewiesen. Im Jahr vor der Kommunalwahl signalisieren die Ortsvereine aber zunehmend Gesprächsbedarf. Die Präsentation von Außenminister Frank-Walter Steinmeier als designierter Kandidat im Bundestagswahlkreis ohne vorherige Debatte an der Basis, die aktuelle Auseinandersetzung um die Fraktionsspitze im Kreistag Potsdam-Mittelmark, die ungeklärte Nachfolge für Landrat Lothar Koch sowie das Fehlen weiterer personeller und inhaltlicher Absprachen haben Verwunderung ausgelöst. MAZ