Märkische Allgemeine Zeitung 21.05.07

 

Fünf Wege durch das Kleinod

Verkehr im Kleinmachnower Weinberg-Viertel soll reduziert werden

JÜRGEN STICH
ELKE KÖGLER

KLEINMACHNOW Wenn sich die Kleinmachnower Gemeindevertreter am kommenden Donnerstag treffen, wird eine Entscheidung zur Verkehrsführung im "Weinberg-Viertel" fällig sein. Dort haben sich die Probleme inzwischen angestaut: Mehr als 4500 Autos und 1500 Fahrräder bewegen sich täglich auf den gepflasterten Einbahnstraßen des historischen Viertels. Besonders hoch ist das Verkehrsaufkommen vor Schulbeginn sowie nach Unterrichtsende.

Zudem nutzen viele Autofahrer die Straße "Im Tal", um auf schnellstem Wege von Teltow nach Kleinmachnow zu gelangen. Ebenso beliebt ist die Strecke von Kleinmachnow nach Stahnsdorf, die über die Straße "Am Weinberg" führt. Das haben Untersuchungen des Verkehrsplaners Herbert Staadt ergeben, die er jüngst im Bauausschuss vorstellte. Um die Situation zu entschärfen, arbeitete Staadt fünf Varianten einer alternativen Verkehrsführung aus.

Denkbar sei beispielweise, den gesamten Durchgangsverkehr ausschließlich über die Friedensbrücke und weiter über den Zehlendorfer Damm zu leiten. Diese Regelung gelte dann allerdings auch für Busse, so Staadt. Somit entstehe dort eine Lücke. Eine gewisse Grundversorgung in das Ortszentrum müsse jedoch allen Bewohnern im Viertel gewährt werden. Außerdem benötige der Bus 90 Sekunden mehr, um die 720 Meter längere Strecke zu absolvieren. Das sei nicht im Sinne der Fahrgäste.

Einbahnstraßen soll es nicht mehr geben

Die Einbahnstraßenregelung generell oder nur in der Straße "Am Weinberg" aufzuheben, ist Staadts favorisierte Variante. Damit reduziere sich der die Schulen ansteuernde Durchgangsverkehr. Der muss momentan eine Runde durch das Viertel drehen, um dieses wieder verlassen zu können. Die Lösung würde auch den Radverkehr von den Schulen in Richtung Kleinmachnow "legalisieren". Eine Umsetzung erfordere aber einen zweispurigen Straßenausbau sowie die Beseitigung des Kopfsteinpflasters.

Anstatt das Einbahnstraßensystem abzuschaffen, könnte es laut dem Verkehrsexperten auch perfektioniert werden. Durch die Einbeziehung des Winzerweges müssten die Autos das Weinberg-Viertel "in Form einer Acht" durchqueren. Entlastung verspricht Staadt sich auch von der Bogenstraße, die die Nachbarstadt Teltow als Teil ihrer Nordspange bauen will. Die zukünftige Spange mache die "Übereckverbindung" vom "Schwarzen Weg" in Richtung Oderstraße unattraktiv.

"Einen zweispurigen Ausbau der Weinbergstraße haben die Gemeindevertreter bereits abgelehnt", erinnerte Anwohner Michael Lippoldt die Mitglieder des Bauausschusses. Ein solcher würde weder den Verkehr im Wohngebiet reduzieren noch die Schulwegsicherheit erhöhen. Auch der Bürgermeister habe sich 2005 in einer Anwohnerversammlung dafür ausgesprochen, das "Kleinod" mit den historischen Pflasterstraßen zu erhalten. Danach seien erneute Ausbaupläne verworfen worden. Sinnvoll aus Sicht der Anwohner sei, die Verbindung nach Teltow über die Oderstraße zu schließen. Außerdem dürfte der Schwerlastverkehr nicht in das Wohngebiet einfahren. "Auf jeden Fall sollten wir das Radfahren in der Straße Am Weinberg in beide Richtungen zulassen", schlug der sachkundige Einwohner Bernd-Peter Wilczek vor.

Lokale Agenda übt scharfe Kritik

Inzwischen hat sich auch die Arbeitsgruppe Verkehr der "Lokalen Agenda" mit Staadts Vorschlägen beschäftigt und übt scharfe Kritik. Die Expertise bringe "mehr Rückschritt als Fortschritt", sagte Agenda-Sprecherin Barbara Sahlmann der MAZ. Für die Gemeindevertreterin von Bündnis90/Die Grünen steht die Reduzierung und Beruhigung des "explosionsartig angewachsenen Autoverkehrs im Viertel" im Zentrum aller Bemühungen. Die Ausweisung der Straße Am Weinberg als "Fahrradstraße" sei dafür der beste Weg.