Märkische Allgemeine Zeitung 17.03.07
KERSTIN HENSEKE
KLEINMACHNOW Die Entscheidung, ob die Hoffbauer-Stiftung ihr Gymnasium in
Räumen der Maxim-Gorki-Gesamtschule in Kleinmachnow errichten darf, will sich
die Gemeinde selbst vorbehalten. Darauf verwies der Abgeordnete Klaus Nitzsche
(SPD) am Donnerstag in der Kreistagssitzung. Nitzsche, der auch Vorsitzender
der Kleinmachnower Gemeindevertretung ist, reagierte damit auf eine heftige
Debatte im Plenum.
Thema war eigentlich der Schulentwicklungsplan des Kreises. Doch ein Großteil
der Debatte bezog sich auf die Situation in Kleinmachnow. Per Änderungsantrag
hatte die Linksfraktion versucht, die im Schulentwicklungsplan favorisierte
Kooperation zwischen der "Gesamtschule und dem neu aufwachsenden Gymnasium
der Hoffbauer-Stiftung am Standort der Gesamtschule" zurückzunehmen.
Zum einen sei dies nicht mit der Gemeindevertretung abgestimmt, die sich
bereits dagegen ausgesprochen habe, so Antragsteller Thomas Singer
(Linkspartei). Zum anderen erwirke eine solche Kooperation nur eine
"Umverteilung der Raumkapazität", führe aber nicht zu mehr
Abiturplätzen. Die Bündnisgrünen unterstützten diese Intention. "Das gibt
räumlich einen Riesenkonflikt am Standort" prophezeite Fraktionschef Axel
Müller und favorisierte die Einrichtung eines weiteren Gymnasiums, um 300
bislang nicht abgesicherte Plätze zum Abitur in der Region zu gewährleisten.
Sein Fraktionskollege Martin Köhler kritisierte die auf durchschnittliche 53 Prozent
herunter gerechnete Abiturquote im Landkreis, die aber im ländlichen Raum bei
45 Prozent und im hauptstadtnahen Ballungsraum bei 69 Prozent liege. Diese Inhomogenität
sei zu akzeptieren und ihr durch ein differenziertes Bildungsangebot zu
entsprechen. Er plädierte dafür, den Schulentwicklungsplan in die
Bildungswerkstatt zurück zu verweisen, was jedoch keine Mehrheit fand. Zuvor
hatte der Kreistagsvorsitzende Felix Enneking in einem einführenden Redebeitrag
für die Kooperation mit dem privaten Schulträger geworben, die auf den Erhalt
der Gesamtschule ziele und nur durch diese zu erreichen sei. "Unsere
Kinder müssen sich in der globalisierten Welt ihre Arbeitsplätze suchen und
sich dabei mit bildungs- und wohlstandshungrigen Menschen beispielsweise aus
Asien messen lassen", so Enneking. "Wenn es nicht gelingt, Hoffbauer
hier anzusiedeln, muss der Landkreis ein Gymnasium bauen."
Der Schulentwicklungsplan, der für die nächsten fünf Jahre gilt, erhielt 28
Ja-Stimmen aus CDU, SPD, Freien Bürgern und Bauern (FBB) sowie der FDP, dagegen
stimmten 13 Bündnisgrüne, die Linkspartei und zwei FBB-Abgeordnete.
Märkische Allgemeine Zeitung 17.03.07
Der Trend zum Gymnasium hält an. Dies ist besonders in der
Teltower Region festzustellen, wo eine überdurchschnittlich hohe Nachfrage
besteht. Doch wegen des momentanen Schülermangels leiden darunter vor allem die
Oberschulen. Für diese ist die Einrichtung siebter Klassen eine Zitterpartie.
Aber dies gilt durchaus nicht überall. Etwa in Wilhelmshorst oder in Werder
herrscht großer Zulauf. Offenbar zahlt sich dort die langfristig angelegte
öffentlichkeitswirksame Arbeit der Einrichtungen aus. So konnte die Werderaner
Schule sogar einen dritten Preis beim Wettbewerb "Innovative Schule
2006" des Landes Brandenburg für sich verbuchen.
Doch es stellt sich auch die Frage, ob die Landesregierung selbst genug tut, um
"ihr Kind" Oberschule mit einem attraktiven Image zu versehen. Musste
doch der Wilhelmshorster Schulleiter festellen, dass viele Eltern Vorbehalte
gegenüber dieser Schulform haben, da sie nicht wissen, welche Perspektiven sich
ihren Kindern nach Abschluss der 10. Klasse bieten, dass beispielsweise sogar
das Abitur möglich ist. Somit gibt es auch für die Landesregierung noch genug
zu tun, um das bestehende Informationsdefizit zu verringern.