Märkische Allgemeine Zeitung 16.03.07

 

Blick nach Ludwigsfelde

In seiner Halbzeitbilanz warnt Jens Klocksin die Region Teltow vor Agonie

JÜRGEN STICH

TELTOW Die Teltower Wirtschaftsregion sollte sich nach Ansicht des SPD-Landtagsabgeordneten Jens Klocksin enger an den "Wachstumskern" Ludwigsfelde anschließen. "Ich halte dies für eine denkbare Variante, um Fördermittel des Landes auch nach Kleinmachnow, Stahnsdorf und Teltow zu lenken", sagte Klocksin gestern bei der Vorstellung seiner "Halbzeitbilanz" als Landtagsabgeordneter. Der 50-Jährige war im September des Jahres 2004 direkt gewählt worden und vertritt neben der Region Teltow auch Nuthetal im Landesparlament.

Im November 2005 hatte die Landesregierung 15 Wachstumskerne bestimmt, auf die in Zukunft die Landesförderung konzentriert wird. Obwohl der Region am Teltowkanal in vier Branchen – Medien, Biotechnologie, Metallverarbeitung und Optik – eine besonders hohe Kompetenz zuerkannt wurde, blieb die Einstufung als Wachstumskern aus. Diese Entscheidung war von den Bürgermeistern der betroffenen Kommunen und auch von Klocksin scharf kritisiert worden. Es habe aber wenig Sinn, sich in eine Schmollecke zurückzuziehen und in Agonie zu verfallen, so der SPD-Politiker. Dass Kleinmachnow, Teltow und Stahnsdorf "ihren Platz in der Metropolenregion Berlin-Brandenburg noch nicht gefunden" hätten, sei auch selbstverschuldet.

Für den Landtagsabgeordneten ist es jetzt "dringend erforderlich", dass ein Standortentwicklungskonzept in Auftrag gegeben werde, "mit dem sowohl der Nachweis für die Qualität als regionaler Wachstumskern als auch die Möglichkeit der Verknüpfung mit benachbarten Wachstumskernen geprüft werden kann".

Klocksin macht keinen Hehl daraus, dass sich die Region wirtschaftlich auch an die Landeshauptstadt anschließen könnte. "Es stellt sich nur die Frage, ob Potsdam auf ein solches Angebot eingehen würde." Eine Kooperation mit Ludwigsfelde, so kann man bei Klocksin heraushören, hätte größere Chancen.

Zunächst müssten sich aber die drei Nachbarkommunen als Einheit stärker profilieren. "Ein gemeinsames Standortmarketing habe ich seit Jahren angemahnt, doch bis heute ist man hier keinen Schritt weiter gekommen", kritisiert Klocksin. Die Bürgermeister und die politisch Verantwortlichen der drei Orte müssten ihre "Lust am Separatismus" endlich überwinden.

Eindringlich warnt der SPD-Politiker davor, die Region im Südwesten Berlins als "Selbstläufer" misszuverstehen. Der ständige Zuzug alleine bringe die Region nicht nach vorn. "Im Gegenteil – was wir im Augenblick erleben ist allenfalls Stillstand, zum Teil registriere ich sogar einen Rückschritt."

Als konkrete Maßnahme schlägt Klocksin eine Reform der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft "Der Teltow" vor. Dort ist er selbst Mitglied. Das überörtliche Gremium, das seit 1999 besteht, müsse präzisere Empfehlungen an die einzelnen Kommunen geben und die Erfüllung eigener Beschlüsse "einfordern".

Wachstumskerne
Bei der Neuausrichtung der Förderpolitik, die von der brandenburgischen Landesregierung seit 2005 unter dem Motto "Stärken stärken" vorangetrieben wurde, gehört die Region Teltow zu den Verlierern.

Bereits im November 2005 wurden 15 Wachstumskerne festgelegt, die "als Branchen-Schwerpunktorte mit Ausstrahlungskraft auf ihr regionales Umfeld" in besonderer Weise von Fördergeldern profitieren. Weder Kleinmachnow, Stahnsdorf oder Teltow als einzelne Kommunen, noch die Region als Ganzes zählen dazu. Das Argument der Landesregierung damals: Keiner der drei Orte habe die geforderten 20 000 Einwohner. Inzwischen hat Teltow diese Marke überschritten.

Die benachbarten Wirtschaftsregionen Potsdam und Ludwigsfelde sind dagegen als Wachstumskerne anerkannt worden. Die Kritiker monieren: Im ganzen Kreis Potsdam-Mittelmark gibt es keinen Wachstumskern. sti