Märkische Allgemeine Zeitung 16.02.07
ANDREAS KAATZ
MITTELMARK Von weiteren Veränderungen in der Bildungslandschaft
Potsdam-Mittelmarks geht der neue, bis 2013 geltende Schulentwicklungsplan aus,
der im März vom Kreistag beschlossen werden soll. Dies betrifft u.a. die
Gesamtschulen mit gymnasialer Oberstufe, wie der für Schulen zuständige
Fachbereichsleiter Thomas Schulz gestern sagte. So hätten Belzig, Ziesar und Lehnin
keine Chance. "Die Maxim-Gorki-Schule in Kleinmachnow ist die einzige, die
überleben könnte", glaubt Schulz. Allerdings gelte hier wie auch in
anderen Fällen: "Mit ihrem Wahlverhalten machen die Eltern Schulstandorte
stark oder schwächen diese."
Besonders deutlich wird dies wenn es zu wenige Absolventen der sechsten Klassen
gibt, wie momentan. Und die Durststrecke hält zumindest noch im nächsten
Schuljahr an. Prekär könnte die Situation danach insbesondere für eine der
Teltower Oberschulen werden. Werden doch ab September nur 324 Sechstklässler
aus den Grundschulen in Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf erwartet. Ab
2008/09 indes ist mit einem Anstieg der Zahlen zu rechnen. 373 Schülern folgen
im Jahr darauf 561. Damit wären die gefährdeten Einrichtungen überm Berg.
Thomas Schulz geht davon aus, dass sich die Schullandschaft nach etwa zwei
Jahren gefestigt hat, "und nicht mehr viel passieren wird".
Dass die Oberschulen Probleme damit haben, ausreichend angewählt zu werden,
hängt auch mit dem anhaltenden Trend Richtung Gymnasium zusammen. Rund 53
Prozent der Sechstklässler im Landkreis haben sich zuletzt für diesen Weg
entschieden. Eine Quote, die über der im Land mit etwa 45 Prozent liegt. An der
Spitze ist Kleinmachnow, wo 78 Prozent der Schüler aufs Gymnasium wollen, in
Stahnsdorf knapp zwei Drittel, in Teltow etwas mehr als die Hälfte. Um den
Bedarf künftig zu decken, will die Hoffbauer-Stiftung ein Gymnasium in der
Region errichten. Dass außerdem noch ein weiterer Neubau entsteht, schließt das
Landratsamt aus. Notfalls würden die Kapazitäten des Weinberg- und des
Kant-Gymnasiums zeitlich begrenzt erweitert – über Anmietung von Räumen. Eine
spezielle Arbeitsgruppe soll ab 2007 jährlich das Anwahlverhalten in der Region
Teltow analysieren.
Im Gegensatz zu den ländlichen Gebieten des Landkreises geht es den Schulen im
Potsdamer Umland noch recht gut. Problematisch stellte sich die Situation in
der Vergangenheit indes für Beelitz dar. Die Oberschule konnte zuletzt keine
siebten Klassen eröffnen, das Sally-Bein-Gymnasium nach zwei vergeblichen
Anläufen endlich wieder eine Klassenstufe 7 einrichten. Rein von den Zahlen her
sollte es zum Sommer beiden Einrichtungen gelingen, ausreichend Schüler zu
gewinnen. Für die Solar-Oberschule wären es laut der Prognose 48, fürs
Gymnasium 55 Jungen und Mädchen. Diese kämen aus den Grundschulen in Beelitz
und Fichtenwalde, aber auch aus Borkheide, wo sich in der Regel rund 60 Prozent
der Schüler fürs Beelitzer Gymnasium entscheiden.
Fest steht, dass die Neuseddiner und Groß-Kreutzer Oberschulen aufgelöst
werden. Hingegen ist die Situation in anderen Bereichen des Potsdamer Umlandes
entspannt – so in Wilhelmshorst und Werder, aber auch in Michendorf, wo es aber
fürs dortige Gymnasium im nächsten Schuljahr einen kleinen "Einbruch"
und somit statt einer Drei- nur eine Zweizügigkeit geben wird.