Märkische Allgemeine Zeitung 14.12.06

"Urgestein" will sich aus Politik zurückziehen

Christian Grützmann ist "gewaltig frustriert" über Kleinmachnower Parteiengezänk

KLEINMACHNOW Der Frust sitzt tief bei Christian Grützmann: Gestern kündigte der Kleinmachnower Gemeindevertreter im Gespräch mit der MAZ seinen Rückzug aus dem Parlament an. "Der Egoismus der großen Parteien SPD und CDU hat Ausmaße angenommen, die ich nicht mehr ertragen kann", erklärte der partei- und fraktionslose Abgeordnete. Nicht mehr das Gemeinwohl, sondern nur noch die eigene Profilierung stehe insbesondere bei den Fraktionsvorsitzenden Michael Scharp (SPD) und Ludwig Burkardt (CDU) im Vordergrund.

In der Manier des Altkanzlers Gerhard Schröder werde eine "Basta-Politik" betrieben, ohne die Interessen der Bürger zu beachten und Anregungen von Bürgerinitiativen zu würdigen. Diese habe der SPD-Politiker Scharp jüngst als "Splitterinitiativen" diskreditiert. "Auch ich fühle mich als ’Splitter’, der den großen Parteien ein Dorn im Auge ist", sagt Grützmann.

Insbesondere die Arbeit des CDU-geführten Kultur- und Sozialausschusses lasse zu wünschen übrig. "Dort geht es ausschließlich um Bildung, die Kulturarbeit bleibt seit Jahren auf der Strecke." Grützmann glaubt, dass er außerhalb des Parlaments erfolgreicher für diesen Bereich arbeiten kann. Heute will er in der Gemeindevertretung die Abberufung des SPD-Vorsitzenden Frank Nägele aus dem Ausschuss beantragen. Dieser habe als Mitglied im gescheiterten Trägerverein Kammerspiele jüngst öffentlich den Bürgermeister, die Verwaltung und Kulturvereine diskriminiert. Außerdem schmückten sich gerade die Sozialdemokraten gerne "mit fremden Federn". So seien seine eigenen Vorschläge, "die von der SPD lange Zeit abgelehnt worden sind", nun plötzlich in deren aktuellen Leitlinien zur Verkehrspolitik aufgetaucht. "Das frustriert mich gewaltig."

Aus der Kommunalpolitik will sich das Kleinmachnower "Urgestein" aber nicht vollständig zurückziehen. Wenn er sein Mandat "geordnet" dem wahrscheinlichen Nachrücker Frank Musiol übergeben haben wird, will sich Grützmann wieder verstärkt um die Kultur in Kleinmachnow kümmern. Sein aktuelles Projekt ist der Aufbau eines regionalen Jugend-Symphonieorchesters. "Die Proben werden im Bürgersaal stattfinden." Als spätere Konzerthalle schwebt Grützmann die im Bau befindliche Turnhalle der Internationalen Schule vor. sti