Märkische Allgemeine Zeitung 06.12.06
JÜRGEN STICH
KLEINMACHNOW Mit einer ersten Maßnahme zum Ausbau der
Nordkammer der Kleinmachnower Schleuse auf 190 Meter soll nun doch im
Frühjahr 2007 begonnen werden. Wie der Leiter des Wasserstraßen-Neubauamtes
Berlin, Hans-Jürgen Heymann, der MAZ auf Nachfrage bestätigte, wird im
unteren Vorhafen der Schleuse eine neue Spundwand gebaut – und zwar
"in der planfestgestellten Lage". Damit wolle man sich einerseits
die Option auf einen späteren Ausbau der Kammer auf 190 Meter erhalten,
andererseits bleibe auf diese Weise das bereits geschaffene Baurecht
gültig.
Wie berichtet, wäre der Planfeststellungsbeschluss im
Jahr 2007 hinfällig geworden, wenn nicht vorher mit dem Bau begonnen worden
wäre. Mit der Errichtung der Spundwand wird dieses Szenario nun vermieden.
Auch wegen einer notwendigen Munitionssuche müssen laut Heymann im Bereich
des unteren Vorhafens Bäume gefällt werden. Wann der eigentliche Ausbau
beginnt, könne er noch nicht sagen, so Heymann. Zunächst müsse die
Funktionstüchtigkeit der Kammer geprüft werden. "Wenn diese nicht mehr
gegeben ist, muss eine neue Schleuse gebaut werden."
Nicht bestätigen wollte Heymann Informationen aus dem
Bundesverkehrsministerium, die gestern durch die SPD-Bundestagsabgeordnete
Andrea Wicklein öffentlich wurden. Danach ist frühestens ab dem Jahr 2012
mit einem Schleusenausbau in Kleinmachnow zu rechnen. Die Anlage solle
"erst mit dem Ablauf ihrer Restnutzungsdauer ersetzt werden" und
dies könne "aufgrund des aktuellen Zustands der bestehenden Schleuse
voraussichtlich noch 15 bis 20 Jahre dauern". Zudem hätten die
Schleusen Wusterwitz und Zerben am Elbe-Havel-Kanal "höchste
Priorität". Erst im Anschluss will sich der Bund an Kleinmachnow
wagen.
Eines scheint aber sicher zu sein: Laut Wicklein hält
das Bundesverkehrsministerium an der vorgesehenen, in der Region aber
höchst umstrittenen, Kammerlänge von 190 Meter fest. Eine kürzere Kammer,
so argumentiert der Bund, "würde die Einrichtung einer Koppelstelle
für Schubverbände erforderlich machen, was zu erheblichen ökologischen Eingriffen
führen würde." Neu ist, dass der Bund das prognostizierte
Verkehrsaufkommen auf dem Teltowkanal im Vergleich zu früheren Angaben
deutlich nach unter korrigiert hat. So soll die transportierte Menge von
heute 0,85 Millionen Tonnen pro Jahr auf 1,3 Millionen Tonnen im Jahr 2015
ansteigen.
"Noch vor wenigen Monaten war von 1,5 Millionen
Tonnen die Rede", sagte Manfred Hauck von der Bürgerinitiative
"Pro Kanallandschaft" gestern zur MAZ. Er plädierte dafür,
"die Denkpause bis 2012 konstruktiv zu nutzen" und nach
Möglichkeiten zu suchen, den Ausbau der Kammer auf 115 Meter zu begrenzen.
"Ich glaube fest daran, dass die Koppelstellen technisch so ausgeführt
werden können, dass die Landschaft wenig Schaden nimmt."
Auch der SPD-Landtagsabgeordnete Jens Klocksin
spricht sich gegen die 190 Meter aus, kann sich aber einen Kompromiss bei
145 Meter Kammerlänge durchaus vorstellen. Dass die Planung auf Eis liegt,
hält Klocksin für schädlich. "Die Region braucht endlich Sicherheit,
wie es am Kanal und an der Schleuse weitergeht."