Märkische Allgemeine Zeitung 11.01.06
Gotteshäuser
viel zu klein
Kirchengemeinden in der Region erleben starken
Mitgliederzuwachs
KONSTANZE
WILD
STAHNSDORF/KLEINMACHNOW Auf dem flachen Land haben
brandenburgische Pfarrer oft viel zu tun, mancher pendelt zwischen 20 Kirchen.
Doch die Gläubigen fehlen. Nur alle paar Wochen finden in teils
sanierungsbedürftigen Dorfkirchen Gottesdienste statt. Viele Menschen kämpfen
um den Erhalt der kulturellen Kleinode. Doch Kirchgänger bleiben rar in einer
vom Bevölkerungsrückgang betroffenen Landschaft.
Ganz anders die Situation am Stadtrand Berlins. Gegen den
Trend steigt mancherorts die Zahl der Kirchenmitglieder, in der evangelischen
Gemeinde Kleinmachnow sogar rapide. Weitere 200 Menschen bereicherten hier im
vergangenen Jahr die evangelische Gemeinde, die aktuell 5100 Mitglieder unter
ihrem Dach vereint. Und dieses Dach ist längst zu klein geworden. 116 Täuflinge
und 170 Konfirmanden in drei Jahrgängen weist allein die Statistik beim
Nachwuchs aus. Auch mehrere hundert Sänger und Sängerinnen der Kantorei - vom
Vorschulkind bis zur Seniorin - bereichern das soziale und kulturelle Leben des
Ortes. Wie überhaupt ein reges Gemeindeleben, vielfältige Angebote und
ehrenamtliches Engagement die evangelische Kirche in Kleinmachnow ausmachen.
Zugleich herrscht aber bei größeren Veranstaltungen drangvolle Enge in den
Gotteshäusern. So hat das kirchliche Bauamt in Abstimmung mit der Denkmalpflege
die Nutzung der Alten Dorfkirche am Zehlendorfer Damm seit dem Spätsommer stark
eingeschränkt (MAZ berichtete). Und auch die Auferstehungskirche ist für eine
wachsende Gemeinde schlicht zu klein.
Gottesdienste im
"Siemens-Komplex"
Die Entscheidung, größere Gottesdienste im leer stehenden
Bürokomplex der Siemensgebäude am Schwarzen Weg auszurichten, war notwendig und
ein Erfolg, sagt Pfarrer Jürgen Duschka. So kamen jeweils etwa 500 Menschen zu
den ersten beiden Veranstaltungen in der "Kantine" - dort wo Teltow,
Stahnsdorf und Kleinmachnow aneinander stoßen. Eine logistische Leistung und
ein ungeheurer Arbeitsaufwand, so Duschka, der froh ist, dass zwei
Arbeitskräfte dank Ein-Euro-Jobs die Mitarbeiter unterstützen konnten.
Schließlich muss alles mitgebracht werden, was man so für den Gottesdienst
braucht, vom Kerzenständer bis zur Orgel. In diesem Jahr sind zunächst fünf
Veranstaltungen bei "Siemens" geplant. Außerdem geht Duschka in
punkto Kirchenerweiterung davon aus, dass 2006 "Entscheidendes voran
gebracht wird". Am Weihnachtsabend waren die Familiengottesdienste nicht
nur sehr gut besucht, sondern die großen Räume führten dazu, dass alle
Mitwirkenden "sehr entspannt" sein konnten, berichtet der Pfarrer.
Dennoch hätten wohl einige am Abend die Atmosphäre ehrwürdiger Kirchenbauten gesucht.