Märkische Allgemeine Zeitung 04.11.06

Kleine Fusion "abwegig"
SPD-Politiker Jens Klocksin legt eine Studie zur Teltower Region vor

JÜRGEN STICH

REGION TELTOW Einen Zusammenschluss der Gemeinden Kleinmachnow und Stahnsdorf unter Ausschluss der Nachbarstadt Teltow hält der SPD-Landtagsabgeordnete Jens Klocksin für "abwegig". Die drei Kommunen am Teltowkanal seien "auf Gedeih und Verderb" aufeinander angewiesen, eine engere Kooperation könne den Orten aber nicht verordnet, sondern müsse "von unten" aufgebaut werden, sagte Klocksin gestern bei der Vorstellung der Studie "Zur Zukunft der Region Teltow/Kleinmachnow/Stahnsdorf". Wie berichtet, wollen sich die Bürgermeister von Kleinmachnow und Stahnsdorf am Montag treffen, um über Gemeinsamkeiten zu sprechen. Eine Fusion der Orte sei dabei "kein Tabu".

Klocksin sieht in den Orten dagegen derzeit "einen klaren politischen Willen, die Eigenständigkeit zu bewahren". Dies sei allerdings auf Dauer nur möglich, wenn sich die drei Kommunen als gemeinsame Region begreifen. "Andernfalls wird uns eine Fusion von außen aufgezwungen werden, sei es per Gesetz oder durch finanziellen Druck."

Mit der gestern vorgelegten Studie, die der SPD-Politiker gemeinsam mit dem Potsdamer Volkswirt Sung-Ho Jeong erarbeitet hat, soll die Diskussion in der Region auf eine gesicherte Grundlage gestellt werden. Erstmals liege damit ein Überblick über die wirtschaftlichen und sozialen Daten der drei Orte vor. Die Beschaffung der Zahlen habe ihn "vor erhebliche Probleme gestellt", sagte Sung-Ho Jeong. So sei es nur mit Mühe möglich gewesen, Angaben über die Zahl der Unternehmen und der Gewerbeflächen zu erhalten. Insgesamt, so der Volkswirt, ergebe sich aber das Bild einer pulsierenden Region mit einer für Außenstehende überraschenden Dynamik. Die Studie zeige, dass die drei Orte bislang ihr "Licht unter den Scheffel" gestellt hätten. Klocksin: "Die Region hat eine prächtige Zukunft."

Voraussetzung sei aber, dass die Kooperation verbessert werde. Klocksin schlägt eine Aufwertung der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft "Der Teltow" (KAT) vor. Das Gremium sollte stärker als bisher gemeinsame Projekte vorbereiten, die in den Kommunen dann nur noch verabschiedet werden müssten. Dazu könnten innerhalb der KAT Arbeitskreise gebildet werden, um schneller und effektiver zu Entscheidungen zu kommen.

Konkrete Abläufe der Kooperation sollen nach Vorstellungen Klocksins in den Bereichen Regionalmarketing, Wirtschaftsförderung und gemeinsames Liegenschaftskataster getestet und nach drei bis fünf Jahren auf ihre Wirksamkeit hin überprüft werden. Die Verwaltung des Freibads Kiebitzberge und die touristische Entwicklung der Teltowkanalaue müssten als gemeinsame Projekte der drei Orte vorangetrieben werden. "Es ist von entscheidender Bedeutung, der Landesregierung zu beweisen, dass wir als Region funktionieren." Nur dann bestehe die Chance, sich innerhalb der Neuorientierung der Förderpolitik und der Landesplanung günstig zu positionieren.

Denn eines habe die Studie klar aufgezeigt, so Klocksin: "Die Region ist Regionaler Wachstumskern und Mittelzentrum in Funktionsteilung." Weil die Landesregierung dies bislang bestreitet, soll die Studie nicht nur den Bürgermeistern und kommunalen Abgeordneten übergeben, sondern auch in der Staatskanzlei und den Ministerien vorgelegt werden. Klocksin ist optimistisch, dass er in Potsdam damit ein Umdenken erreichen kann.