Märkische Allgemeine Zeitung 15.09.06

Anwohner fürchten Zerstörung der Straße

40-Tonner rollen durchs historische Weinberg-Viertel zur Baustelle am Gymnasium

JÜRGEN STICH

KLEINMACHNOW Bei den Bewohnern des historischen Weinberg-Viertels in Kleinmachnow herrscht helle Aufregung. Wegen des Neubaus der Turnhalle am Weinberg-Gymnasium, der gerade begonnen hat, würden regelmäßig 40-Tonner über das denkmalgeschützte Kopfsteinpflaster der Straßen rollen. Anwohner-Sprecher Matthias Heinrich sprach gegenüber der MAZ sogar von einer "planmäßigen Zerstörung" der Straße Am Weinberg.

Laut Heinrich sind "keinerlei Vorkehrungen getroffen worden, die Infrastruktur zu schützen". Schon jetzt seien Schäden sichtbar, weil die historischen Pflasterstraßen solche Belastungen nicht verkraften könnten. "Das wissen auch der Landkreis als Bauherr und die Gemeinde als Eigentümerin der Straße." Bereits am 5. September habe man deshalb Bürgermeister Wolfgang Blasig "über die besorgniserregende Situation vor Ort direkt informiert". Dabei sei auch zur Sprache gekommen, dass die alten Eichen an der Einfahrt zur künftigen Halle in Gefahr seien. "Riesige Berge von Bauaushub türmen sich neben den Bäumen." Die Muldenkipper würden über die empfindlichen Wurzeln fahren, die Bäume seien in keiner Weise geschützt.

Gegenüber der MAZ bestätigte der Bürgermeister das Gespräch mit den Anwohnern und versprach, dass das gemeindliche Ordnungsamt sich weiterhin mit den Problemen befasse. Man werde sich Kontrollen vorbehalten und ermahne die Baufirmen zur Vorsicht. Über eines müssten sich aber alle Beteiligten klar sein, so Blasig: "Durch die laufenden Bauarbeiten wird sich der Zustand der Straße nicht bessern." Er plädiere deshalb erneut für einen grundhaften Ausbau und eine konsequente Sanierung der Pflasterstraße.

An der derzeitigen Situation lässt sich nach Ansicht des Bürgermeisters nichts ändern. Die Straße Am Weinberg sei eine öffentliche Erschließung. Als Zufahrt zur Baustelle am Weinberg-Gymnasium habe sie der Landkreis genehmigt. Auch sei das Problem nicht neu. Immerhin seien im Weinberg-Viertel bereits 45 Neubauten entstanden, wofür ebenfalls große Lkws die Straßen befahren haben. Weil die neue Sporthalle "für die ganze Region ein Glücksfall" sei, so Blasig, liege ihm an einer Verständigung mit den Anwohnern. "Wir werden erneut mit ihnen sprechen, denn das Geld für den grundhaften Ausbau der Straße ist im Haushalt 2007 bereits eingestellt."

Doch die Anwohner wollen nach den Worten von Matthias Heinrich "die Straße so behalten, wie sie ist". Einer friedlichen Lösung steht auch eine Strafanzeige entgegen, die nach Informationen der MAZ aus den Reihen der Anwohner im Zusammenhang mit den Bauarbeiten gestellt worden ist. Schwere Schäden an Straßen und Bäumen seien nur "durch eine schnelle Reaktion der Behörden zu verhinder", heißt es dort.