Märkische Allgemeine Zeitung 06.09.06

Entwürfe der neuen Kirche
Kleinmachnower Gemeinde will ihre Platzprobleme endgültig lösen

KONSTANZE WILD

KLEINMACHNOW Die Evangelische Kirchengemeinde Kleinmachnow wächst gegen den Trend. "Gott sei Dank", betonte Pfarrer Dieter Langhein auf einer Gemeindeversammlung, als er den "Sachstand" zum Thema "Die Kirchengemeinde Kleinmachnow und ihre Räume" erläuterte und als Hintergrund die rasante Entwicklung mit einigen Zahlen vor Augen führte: So ist die Zahl der Gemeindemitglieder seit 1990 von 1500 auf 5300 angewachsen. 20 Täuflinge zählte man 1990, im vergangenen Jahr waren es 96. Und im Frühjahr 2007 werden voraussichtlich 60 Jugendliche zur Konfirmation zum Altar schreiten. Schließlich prognostiziert die Kirchengemeinde für die Zukunft eine Gemeindegliederzahl von 7000.

Nacheinander haben sich der Kirche drei bauliche Erweiterungsvarianten eröffnet. Jetzt liegen auch Entwürfe vor, wobei "alle Projekte Vor- und Nachteile haben", betont Langhein. Insbesondere die jüngste Variante, ein kompletter Umzug in ein neu zu errichtendes kirchliches Gemeindezentrum am Rathausmarkt (MAZ berichtete), beschäftigt nun die Gemeinde. Dass der Standort "mitten im Ort" favorisiert wird, wird freilich deutlich. Die Kondor Wessels GmbH, Eigentümerin des 1,5 Hektar großen Geländes am Rande des Seebergs, nur einen Steinwurf vom Rathaus entfernt, hat nach Bedarfsvorgaben der Kirchengemeinde einen Entwurf für ein neues Gotteshaus mit integriertem Gemeindezentrum geliefert. Geschätzte Kosten rund neun Millionen Euro. Ein Entwurf zwar nur, doch Fakt ist, dass die Kondor Wessels GmbH auch bauen will, am besten schlüsselfertig. Ein erweiterter Rohbau sei jedoch die Mindestoption, erläutert Langhein die Vorstellungen der Firma, die bereits das "neue Ortszentrum" und entsprechende umliegende Wohnbebauung geprägt hat. Das Grundstück pur sei nicht zu haben, hieß es weiter. Er selbst habe kein Problem damit, schließlich sei "eine große Bereitschaft da, auf Änderungswünsche" der kirchlichen Gemeinde einzugehen. "Wir können da viel mitwirken", hält Langhein eher kritischen Stimmen entgegen. Für ihn haben vor allem der zentrale Standort und die Funktionalität der Anlage "Charme". Alles kirchliche Leben sei so an einem Ort konzentriert, mit Ausnahme der Dorfkirche natürlich, die aufgrund baulicher Gegebenheiten zwar nur sporadisch, jedoch gern genutzt werde

 

Seit Jahren herrscht dort wie in der Auferstehungskirche oft drangvolle Enge in den Bänken und auf den Bühnen, etwa bei Konzerten der "vielstimmigen" Chöre. So blieb bislang nur der Auszug. Die Gemeinde war mehrfach zu Gast in Berliner Kirchen. In der Bürokantine des Siemenskomplexes hat man sich für große Feste und Veranstaltungen gar eingemietet, zieht mit Orgel und Leuchtern vom Jägerstieg in den Schwarzen Weg. Beschwerlich, wenngleich lohnend, wie die gut besuchten Gottesdienste und Konzerte am ungewöhnlichen Ort zeigen. Auch hier könnte in Co-Produktion mit der Potsdamer Hoffbauerstiftung, die am Siemensgelände einen Grundschulneubau plant, ein großer Veranstaltungsraum entstehen. Doch die dezentrale Lage und ein dritter Standort im Kirchenleben sowie mögliche Schwierigkeiten, die sich aus einer gemeinsamen Nutzung mit der Schule ergeben, werden als Nachteile des auf rund drei Millionen Euro bezifferten Projektes gewertet.

Bleibt noch eine Erweiterung der Räumlichkeiten im Jägerstieg. Auch hier liegt ein Entwurf, aus den Reihen der Kirchengemeinde, vor, Kosten geschätzte 2,5 Millionen Euro. Nicht wenige möchten den vertrauten, teils unter Denkmalschutz stehenden Standort am Bannwald bewahren. Doch Langhein weist auch auf die Probleme hin: Parkplatzprobleme, Denkmalschutz und Baurecht und nicht zuletzt die Platzkapazität. Den tatsächlichen Platzbedarf für die nächsten Jahre und Jahrzehnte zu bestimmen, fällt nicht leicht und erinnert an die Diskussion um neue Schulstandorte in der wachsenden Region. Kein Problem darin sieht Martin Bindemann: Platz, so der Diakon, brauche man für die kirchliche Arbeit immer. Und wenn die Kindergruppen kleiner werden, dann werde man eben verstärkt Angebote für eine wachsende Zahl von Senioren machen. Die "vierte Variante", gar nichts in punkto Raumbedarf zu unternehmen, hält Langhein für "zwar bequem, aber nicht verantwortbar". Am Mittwoch, 27. September, wird sich der GKR mit allen, die am Kirchbauprojekt mitzuarbeiten bereit sind, beraten, wie es weitergeht. Die ersten Entwürfe hängen in der Auferstehungskirche im Jägerstieg aus.