Märkische Allgemeine Zeitung 02.09.06

 

Dämpfer für die Teltower Region

In Zukunft nur Potsdamer Hinterland?

TELTOW Der von der Landesregierung novellierte kommunale Finanzausgleich wird nach Ansicht des SPD-Landtagsabgeordneten Jens Klocksin die Region Teltow schwächen. "Wenn es so bleibt, dann befürchte ich, dass die Region auf lange Sicht zu einer Art Potsdamer Hinterland degradiert wird", sagte Klocksin gestern zur MAZ.

Der Finanzausgleich sei dabei im engen Zusammenhang mit den Reformen der Landesplanung und der Wirtschaftsförderung zu sehen, die bereits zum Abschluss gebracht worden sind. Nur bei der Wirtschaftsförderung seien die Potenziale der Region erkannt worden. Die Landesregierung habe die Nachbarkommunen Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf als gemeinsamen Branchenschwerpunkt ausgewiesen in den Bereichen Medien/Informations- und Kommunikationstechnik, Optik, Biotechnologie, Life Sciences sowie Metallverarbeitung. Bei Investitionen in diesen Bereichen ist eine Höchstförderung vom Land zu erwarten.

Bei der Landesplanung sind die Nachbarorte, die zusammen mehr als 50 000 Einwohner haben, aber nicht als Regionaler Wachstumskern anerkannt worden. "Und das einzig aus dem Grund, weil keiner der drei Orte damals mehr als 20 000 Einwohner aufweisen konnte", so Klocksin. Anfang August habe die Stadt Teltow diese Schwelle aber überschritten. "Bei einer Evaluierung der Landesplanung im kommenden Jahr erwarte ich deshalb eine Korrektur zugunsten unserer Region."

Auch bei der Neujustierung des Zentrale-Orte-Systems war der Verbund der drei Kommunen ignoriert worden. Lediglich Teltow wurde als Mittelzentrum eingestuft, "ohne Berücksichtigung der mit der Stadt verflochtenen Kommunen Kleinmachnow und Stahnsdorf". Die Folge: Nach den Regeln des Finanzausgleichs wird Teltow demnächst 800 000 Euro pro Jahr zusätzliche Mittel vom Land erhalten, die Nachbarn gehen leer aus. Klocksin befürchtet nun, dass der einseitige Geldregen "nicht gerade motivierend auf den Willen zur interkommunalen Zusammenarbeit wirken wird". Weil es anderen berlinnahen Regionen ähnlich gehe, sei die jetzt eingeschlagene Richtung der Landesplanung "kontraproduktiv".

Die Auswirkungen werden laut Klocksin bald zu spüren sein, wenn zum Beispiel Projekte des Denkmalschutzes oder der Verkehrserschließung in Kleinmachnow und Stahnsdorf nicht mehr als förderfähig anerkannt werden. Auch die Bemühungen um die Gründung einer interkommunalen Betreibergesellschaft für das Freibad Kiebitzberge hätten einen Dämpfer erhalten.

Der SPD-Landtagsabgeordnete will sich jetzt dafür einsetzen, dass im berlinnahen Raum "Siedlungs- und Entwicklungsschwerpunkte" ausgewiesen werden, die man vorrangig fördert. Schon jetzt leben 40 Prozent der Brandenburger im Hauptstadt-Speckgürtel. Weiter draußen sollte es neben den Mittelzentren auch die Kategorie "Landstädte" geben, um den bevölkerungsschwachen Raum zu strukturieren. Als Beispiel dafür nannte Klocksin die Gemeinde Kloster Lehnin. sti