Märkische Allgemeine Zeitung 27.07.06
JÜRGEN STICH
KLEINMACHNOW Der Europaabgeordnete Michael Cramer
(Bündnis90/Grüne) hat den Berliner Senat aufgefordert, die alte
Autobahnbrücke über den Teltowkanal bis spätestens zum 45. Jahrestag des
Mauerbaus am 13. August unter Denkmalschutz zu stellen. "Außerdem
sollte der Verbindungsweg fahrradfreundlich hergerichtet und der Weg über
die Brücke für den Fuß- und Radverkehr auch offiziell freigegeben
werden", sagte Cramer gestern der MAZ.
Wie berichtet, hatte die Berliner Senatsverwaltung
für Stadtentwicklung Ende Juni den Zugang zur Brücke gesperrt, weil sie
angeblich marode und nicht mehr verkehrssicher sei. Auch von einem baldigen
Abriss des historischen Bauwerks war die Rede.
Inzwischen gibt es in Berlin aber offenbar ein
Umdenken. Die Senatsverwaltung will den Übergang über den Kanal nun doch
wieder öffnen. Auch Brandenburg hat reagiert. Landeskonservator Detlef Karg
- aufgeschreckt von den Nachrichten eines bevorstehenden Abrisses - ließ
den brandenburgischen Teil des Bauwerks jüngst unter Denkmalschutz stellen.
Den gleichen Schritt erwartet der grüne Europapolitiker jetzt von Berlin.
Zuständig für die Brücke ist die
Bundesfernstraßenverwaltung. Der Übergang ist Teil der alten Autobahn, die
bis 1969 von West-Berlin aus durch die DDR führte. In der näheren Umgebung
der Brücke gibt es weitere "authentische Relikte der Geschichte der
deutschen Teilung", wie Cramer betont. So haben sich die Raststätte
"Dreilinden" und die Stammbahnbrücke erhalten. Es könne nicht sein,
dass an anderen Stellen viel Geld ausgegeben werde, um die Erinnerung an
die Teilung zu dokumentieren, wenn originale Überbleibsel dem Verfall oder
gar dem Abriss anheim fallen.
Auch zwei SPD-Politiker haben sich in
jüngster Zeit für den Erhalt und die Öffnung der Brücke stark gemacht. Die
Bundestagsabgeordnete Andrea Wicklein und der Landtagsabgeordnete Jens Klocksin
wiesen dabei besonders auf das regionale Projekt "Teltowkanalaue"
hin. Dafür sei die Autobahnbrücke von zentraler Bedeutung, weil es zwischen der
Kleinmachnower Schleusenbrücke und Kohlhasenbrück ansonsten keine Kanalquerung
gebe. Wicklein hat sich in dieser Sache vor wenigen Tagen an den
Bundesverkehrsminister gewandt.
Für Michael Cramer gehört die Strecke über die
Autobahnbrücke zum Projekt "Berliner Mauer-Radweg", das er bereits im
sechsten Jahr vorantreibt. Die Finanzierung des 160 Kilometer langen Wegenetzes
wird zu 90 Prozent von EU und Bund gesichert, den Rest steuern das Land Berlin
oder auch brandenburgische Kommunen bei. In der Region wird zum Beispiel ab dem
kommenden Montag damit begonnen, den ehemaligen Grenzweg in der Teltower
Kanalaue von der P.-Gerhardt-Straße bis zur Zehlendorfer Straße zu sanieren.
Sorgen bereiten dem Europaabgeordneten allerdings die
Abschnitte auf Potsdamer Gebiet. So habe zwar die Landeshauptstadt Mittel
beantragt, um den Weg von der Glienicker Brücke entlang dem Jungfern-, Lehnitz-
und Krampnitzsee zur Sacrower Heilandskirche fahrradfreundlich herzurichten,
doch fehle bislang der positive Bescheid des Wirtschaftsministeriums. Außerdem
stelle sich die Situation am Ufer des Griebnitzsees problematisch dar. Dort
will die Stadt zwar die Offenhaltung des Wegs erreichen, streitet aber mit
Privateigentümern. Cramer wünscht sich darüber hinaus, dass sich wie in Berlin
"politischer Druck" aufbaut, um das Radeln auf den
"Schiebestrecken" in den Potsdamer Schlossparks zu ermöglichen.