Märkische
Allgemeine Zeitung 12.07.06
Kleingewässer drohen zu verschlammen und
auszutrocknen
Heimatverein befasste sich mit Kleinmachnows Teichen und
Pfuhlen / Biotope sollen als Inseln der Naherholung erhalten bleiben
ARMIN KLEIN
KLEINMACHNOW Der Begriff
"Agenda", geboren auf der globalen Umweltkonferenz in Rio de Janeiro
1992, bedeutet nicht mehr und nicht weniger als "was zu tun ist", um
kommenden Generationen die Erde als Lebensraum zu erhalten.
Dass man am besten vor
Ort, in den Kommunen, etwas tun kann und muss, wurde beim Heimatvereinsabend
zum Thema "Kleingewässer in Kleinmachnow" deutlich. Hier
signalisierte Diplomingenieur Frank Musiol von der örtlichen Agenda-Arbeitsgruppe
"Landschafts- und Naturschutz" Handlungsbedarf für die Rettung von
Teichen und Pfuhlen, des Lebensraumes von typischen Pflanzengesellschaften, von
Fischen, Fröschen, Kröten und Molchen, von Libellen und anderen Insekten. Und
natürlich geht es auch darum, diese anheimelnden Biotope als Inseln der
Naherholung für die Kleinmachnower und ihre Gäste zu erhalten.
Da gibt es den Buschgrabensee
mit Berlin-Zufluss, der auch schon mit Hauptstadtmitteln saniert ist. Noch
relativ gut erhalten und im Wasserspiegel stabil ist der Spandauer Teich am
Seeberg und einen schönen Ruheplatz stellt der Düppelteich an der
Karl-Marx-Straße dar. Die Kleinmachnower lieben aber u.a. auch ihren
Meiereipfuhl im Bannwald, den Grothepfuhl an der Bäkemühle, den Duellpfuhl der
Ginsterheide, den Eselspfuhl und Pferdpfuhl.
Doch so manches dieser
Naturkleinode droht auf Grund verminderter Niederschläge, eines bau- und
siedlungsbedingt sinkenden Grundwasserspiegels, durch zeitweise sehr hohe
Verdunstungsraten und Abfalleintrag zu verschlammen, zu versanden oder sogar
völlig auszutrocknen. Die Heimatvereinsmitglieder Gerhard Münnich und Elfriede
Prey, die 1934 beziehungsweise 1937 in die Eigenherd-Schule eingeschult wurden,
erinnern sich, dass sie an mehreren relativ großflächigen Seen rund um das
Schulgebäude gespielt haben. Von diesen Gewässern ist fast nichts übrig
geblieben.
"Wir sehen unsere Aufgabe als Agenda-AG
darin, die Einwohner, beginnend mit den Schulkindern und endend mit den
Gemeindevertretern, immer wieder dafür zu sensibilisieren, dass etwas getan
werden muss, um unsere Gewässer zu erhalten", betonte Musiol.
Doch die Arbeitsgruppe
beschränkt sich nicht auf Appelle. So wurden auf ihre Initiative hin
Kleingewässer vermessen und professionell kartiert, ja es gelang sogar, für
dringende Arbeiten 20 000 Euro im Gemeindehaushalt zu verankern. AG-Mitglieder
haben je ein Gewässer aufgesucht und in mühevoller Kleinarbeit das jeweilige
Biotop erkundet. Die AG achtet darauf, dass die bei Neubebauungen vertraglich
gebundenen Ausgleichsmaßnahmen angrenzenden Kleingewässern zu Gute kommen, zum
Beispiel solche im Zusammenhang mit der Erneuerung der Schleusenbrücke für den Grothepfuhl.
Die ehrenamtlichen Umweltschützer regen an, wie in Stahnsdorf spezifische
Fördermittel zu beantragen. Gartenbaumeister Georg Heinze, von 1984 bis 1989 Ortsnaturschutzbeauftragter,
strebt Gewässerdatenvergleiche von gestern und heute an und Biologe Axel
Mueller fordert kurzfristige Uferbepflanzungen und zeitweise Schutzmaßnahmen,
damit sich verloren gegangene Biotope, wie am Meiereipfuhl, schnell wieder
entwickeln können. Sinkende Wasserpegel sollten durch gezielte Einleitung von
Straßen-Regenwasser wieder angehoben werden.
Vielleicht gelingt es
mit vereinten Kräften, Kleinmachnows Erholungsinseln wieder auf das
"Gesundheitsniveau" des Düppelteiches zu bringen. "Das ist wohl
unser einziges noch naturnahes Gewässer, wo Libellen fliegen, wo Karauschen
Insektenlarven und Jungfische fressen," informierte Mueller über eine
Bestandsaufnahme unter Beteiligung Kleinmachnower Schüler.