Märkische Allgemeine Zeitung 22.06.06

Stahnsdorfs zweite Grundschule

Fraktionen prüfen Varianten / Eltern irritiert "vorauseilender Gehorsam"

STAHNSDORF Aus der bisherigen Lindenhof-Gesamt- bzw. Oberschule soll ab dem Schuljahr 2007/2008 eine zweizügige zweite Grundschule für Stahnsdorf werden. Darin sind sich Stahnsdorfs Gemeindeväter einig. Geklärt werden muss jetzt, ob die künftige Bildungsstätte eigenständig arbeitet oder ein Ableger der bestehenden Grundschule "Heinrich Zille" wird. Die Fraktionen der Gemeindevertretung wollten Vor- und Nachteile beider Varianten gegeneinander aufrechnen, um daraus einen Gemeinderatsbeschluss ableiten zu können. Bislang tendieren die meisten Abgeordneten zur Selbstständigkeit, stellte Bürgermeister Gerhard Enser am Dienstag im Sozialausschuss fest. Das Bildungsministerium habe in einem Gespräch ebenfalls von einer Zweigstellenlösung abgeraten, die den geordneten Ablauf des gesamten Schulbetriebes blockieren würde. Aus den Positionen der Fraktionen stellt die Verwaltung ein Diskussionspapier für weitere Beratungen in den Ausschüssen zusammen. Bürgermeister Enser will die Informationsveranstaltung für die Stahnsdorfer im zweiten Halbjahr nutzen, um mit ihnen detaillierter die künftige Schullandschaft in der Gemeinde zu erörtern.

Ungehalten ist er über die "wankelmütige SPD, die sich aus der Entscheidung schlichtweg herausmogelt". Die SPD bekennt sich gegenwärtig zu keiner Variante und bringt obendrein in Trauer um die einzige weiterführende Schule in Stahnsdorf die Möglichkeit eines Gymnasiums oder zumindest einer gymnasialen Filiale ins Spiel. Doch weder der Kreis noch die Gemeinde würden sich derzeit dazu erklären, sagte Enser.

Über die künftige Ausrichtung der neuen Grundschule sollte ohnehin die Schulkonferenz entscheiden, empfiehlt Hauptamtsleiterin Sabine Grochla. Die Eltern der kommenden Erstklässler der Zille-Grundschule fühlen sich allerdings schon jetzt übergangen. So soll ihnen am Montag in der ersten Schulversammlung mitgeteilt worden sein, die Zille-Schule sei beauftragt, eine Klasse für die Lindenhof-Grundschule zusammenzustellen bzw. demnächst zwei zweite Klassen an die neue Bildungsstätte zu entsenden. Deren Einrichtung muss jedoch erst noch von der Gemeindevertretung beschlossen werden. Zudem seien Eltern angerufen und zum Schulwechsel angehalten worden, behauptet ein Vater, dessen Name der Redaktion bekannt ist.

Wegen des noch laufenden Schulbetriebs an der Oberschule habe die Verwaltung die Eltern nicht früher informieren können, entschuldigte sich Grochla. Es gäbe keinen Auftrag, sondern lediglich "fiktive Überlegungen", wie der neue Schulbetrieb aufgenommen werden könnte. H. H. (Potsdam-Mittelmark)