JÜRGEN STICH
KLEINMACHNOW Ein Frachtschiff hat am Samstagabend um
19.47 Uhr das Untertor der Kleinmachnower Schleuse gerammt. Der Teltowkanal
musste daraufhin für den gesamten Schiffsverkehr gesperrt werden. Der
Schleusenbetrieb konnte erst am späten Sonntagnachmittag ab 18 Uhr in
eingeschränkter Form wieder aufgenommen werden. Das Berliner Schubschiff
"Sch 2432" der Deutschen Binnenreederei hatte in Neukölln Ladung
genommen und war in Richtung Elbe-Havel-Kanal und Elbe nach Riesa
unterwegs. Es fuhr von Osten in die Nordkammer der Schleuse ein und prallte
ungebremst auf das Untertor.
Nach ersten Erkenntnissen der Wasserschutzpolizei,
die kurz nach der Havarie vor Ort war, könnte ein Fehler in der
Schiffselektronik den Unfall verursacht haben. Durch die Wucht des Aufpralls
wurde das Geländer auf dem Tor stark demoliert, an der Torwand blieben
tiefe Schrammen zurück.
Für die Sicherheit auf dem Teltowkanal ist der
Außenbezirk Neukölln des Wasser- und Schifffahrtsamtes Berlin zuständig.
Dessen Leiter Jan Hädicke sprach noch am Samstagabend ein Fahrverbot für
das Frachtschiff aus, das mit einer Länge von 65 Metern fast die ganze
Schleusenkammer ausfüllte.
Der Schubverband musste am Sonntagvormittag aus
eigener Kraft rückwärts aus der Schleuse fahren und an der Haltestelle im
Machnower See festmachen. Das Wasser wurde aus der Kammer abgelassen. Erst
jetzt konnte der genaue Schaden am Schleusentor ermittelt werden. Hädicke
und sein Stellvertreter Bert-Günter Zehle hatten in der Zwischenzeit das
WSA-Tauchschiff "Biber" von der Berliner Oberschleuse nach
Kleinmachnow beordert. Zahlreiche Kleinmachnower, die sich im Laufe des
Tages auf der Schleusenbrücke eingefunden hatten, verfolgten die
Tauchgänge. Dann kam Entwarnung: Die beiden Flügel des Klapptors waren
intakt geblieben, die Schäden geringer als angenommen. Das
"Schütz" am Nordflügel des Tores wird nach Auskunft von Jan
Hädicke zunächst aber geschlossen bleiben, so dass die Schleusungen in den
kommenden Tagen länger dauern werden. "Das Entscheidende für uns ist
aber, dass wir den Kanal nach einer nur kurzen Unterbrechung wieder für den
Verkehr freigeben und den Frachtern damit den Umweg durch Berlin ersparen
können."
"Wir sind mit einem blauen Auge davon
gekommen", sagte Bert-Günter Zehle nach der Begutachtung des Schadens.
Der Frachter, der bis zu 1000 Tonnen laden kann, hätte unter anderen
Umständen das Tor durchbrochen - eine Horrorvision einen Monat vor den
Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen des Teltowkanals.
Bei den Kleinmachnowern hat die Havarie indes böse
Erinnerungen an den folgenschweren Unfall im Jahr 1993 geweckt. Damals war
ein Lastschiff beim Versuch, von Westen her in die Nordkammer einzufahren,
gegen einen Brückenpfeiler geprallt. In der Folge war die Schleusenbrücke -
eine der wichtigsten Straßenverbindungen in der Region - für mehr als zehn
Jahre gesperrt worden.