Märkische Allgemeine Zeitung 25.03.06
MATTHIAS ZIMMERMANN
KLEINMACHNOW "Alles verändert sich hier - alles
fließt", sagte Wolfgang Freytag, den antiken griechischen
Naturphilosophen Heraklit zitierend. Als Erster gekommen, sah er sich schon
einmal das Gelände des Wasserwerks Kleinmachnow an. Und er muss es wissen,
seit 1951 wohnt er in der Region und hat mit Sicherheit schon vieles
vorüberziehen sehen.
Grund seines Kommens und auch der etwa 20 anderen
Besucher war die anlässlich des internationalen Tags des Wassers angebotene
Führung im Wasserwerk. Die gestaltete Wasserwerksmeister Andreas Roos, der,
seit 1990 dort tätig, stolz die Anlage erklärte.
Zwischen 75 und 450 Kubikmeter Wasser (4000 am Tag)
werden von den vier Förderbrunnen aus rund 20 Meter Tiefe gepumpt und in
den drei Filtern von unerwünschten Stoffen gereinigt. Vor allem Mangan und
Eisen sollen durch die Filter aus dem Wasser geholt werden - die im Übrigen
nur mit Kies gefüllt sind.
Nach dem Bau der Anlage in den 70er Jahren wurde das
Wasser zunächst ungefiltert in die Leitungen gespeist, das spüre man noch
heute. Die Metalle lagerten sich im Rohrsystem ab und zwingen die
Betreibergesellschaft MWA, das Rohrsystem stellenweise auszutauschen.
Qualität ist hervorragend
Das Wasser jedoch, dem als reinem Grundwasser keine
weiteren Stoffe zugesetzt werden müssen, sei hervorragend, versicherte
Diplomingenieurin Karin Krüger, die anfallende Fachfragen zur
Wasserqualität der Bürger beantwortete. So werde trotz eines Härtegrades
von 15,1 Grad deutscher Härte, was als hart gilt, kein Wasserenthärter
beigefügt, um den Wasserpreis erschwinglich zu halten. Außerdem seien die
Werte nicht gesundheitsschädigend. Überhaupt weist das in Kleinmachnow
geförderte Wasser einen sehr geringen Anteil an mit Grenzwerten indizierten
Stoffen auf. Es schneidet dabei sogar geringfügig besser ab, als das des
Wasserwerks Teltow, dem großen Bruder (15 000 Kubikmeter/Tag), das jedoch
auch alle Normen erfüllt.
Eine Schrecksekunde gab es Anfang der
90er Jahre, als im Wasser sprichwörtliche Altlasten der umliegenden Industrie
und Militärs vergangener Zeiten entdeckt wurden. Eine Stilllegung des Werkes
drohte. Doch die Filter klären auch diese Überreste der Motorenwäsche, die
damals ungehindert im Boden versickerten, aus dem Wasser. Gut fünf Tonnen
halogener Kohlenwasserstoffe sind so seit 1997 als Sondermüll entsorgt worden.
In Kleinmachnow werden fabelhafte 99,1 Prozent der
Haushalte mit Trinkwasser versorgt und auch 97 Prozent des Abwassers werden
durch die Mittelmärkische Wasser- und Abwasser GmbH (MWA) entsorgt. Diesen
hohen Anschlussgrad bekommt das Werk jedoch auch zu spüren. Zu Spitzenzeiten
muss die Anlage die Höchstleistung von 450 Kubikmetern einspeisen und bekommt
bei Überlastung Hilfestellung durch das angekoppelte Werk in Teltow. Vor allem
abends zwischen 17 und 19 Uhr und im Sommer läuft der Hahn. Aber Roos verriet
auch, "Kleinmachnow steht spät auf - bis 10 Uhr ist Hochbetrieb".
Neidisch auf die großen Werke
Aus den Engpässen hat man gelernt. 2005 wurden ein neuer
Filter und ein Reinwassertank fertig gestellt, eine unabhängige Stromversorgung
ist in Planung. Dennoch, ein bisschen neidisch auf die großen Werke in Potsdam
mit Reservetanks von 20 000 Litern sei er schon, sagte Roos.
Schon seit 1992 gibt es den Tag des Wassers, den die
Umweltkonferenz von Rio de Janeiro auf den 22. März jedes Jahres legte, um auf
den Wert des blauen Goldes aufmerksam zu machen. Birgit Hannemann, zuständig
für die Öffentlichkeitsarbeit bei der MWA, bestätigte diesen Anspruch. Vor
allem bei jüngeren Generationen wolle man das Bewusstsein dafür stärken, dass
das Wasser eben nicht einfach aus der Wand kommt. Deshalb knüpfte man Bänder,
vor allem zu den Schulen der Umgebung, schiebt Schulprojekte an und lädt immer
wieder Klassen ein. Das diesjährige Motto des Wasser-Tages, "Wasser und
Kultur", hätte man gern durch ein Konzert verwirklicht, doch das fiel
durch den langen Winter ins (matschbraune) Pfützenwasser.