Märkische Allgemeine Zeitung 22.03.06
JÜRGEN STICH
KLEINMACHNOW Jeder kennt das Gefühl, das sich
einstellt, wenn man seine alte Schule wieder einmal besucht. In die
sentimentale Erinnerung mischt sich Beklemmung. Irgendwie, so hat man
jedenfalls den Eindruck, sitzt der Muff aus Angstschweiß und Unterordnung
unausrottbar in den Ritzen der Türen, Fenster und Fußböden.
Auf dem Seeberg kann man durchatmen. Der Geist
scheint freier zu fliegen in den hohen Räumen der Berlin-Brandenburg
International School. Kinder und Jugendliche schwirren durch die Räume wie
anderswo auch. Doch sie wirken reifer als ihre Altersgenossen in den
staatlichen Einrichtungen, die man sonst so kennt. Vielleicht liegt es an
der Sprache. Alle reden englisch und das mag zum besonderen Flair der
Schule beitragen. "Das kann schon sein", sagt Geschäftsführer
Burkhard Dolata, "aber für die Mehrheit unserer Schüler ist Englisch
nicht die Muttersprache." Um auf einen Nenner zu kommen, hat man sich
aber auf Englisch als Unterrichtssprache geeinigt.
Unter derzeit 423 Eleven der "Elementary"
und der "Secondary" School sind 158 deutsche Kinder. Für
Schuldirektor Thomas Schädler - selbst Schweizer - eine gute Zahl.
"Wenn der Anteil deutscher Schüler über 40 Prozent steigt, ändert sich
schlagartig der Charakter der Einrichtung." Auf die Mischung kommt es
an, damit nicht eine Sprachkultur die andere dominiert.
Lange Zeit war unklar, ob die Internationale Schule
ihre Zelte dauerhaft in Kleinmachnow aufschlagen würde. Die Erleichterung
war deshalb groß, als es vor wenigen Wochen gelang, 39 Hektar des Seebergs
von der Deutschen Telekom zu kaufen. Darin enthalten sind die
denkmalgeschützten Reichspostbauten, die nun Schritt für Schritt zu
Schulgebäuden umgebaut werden.
Insgesamt 36 Millionen Euro werden in den
"International Green Campus" investiert. Die Arbeiten für den
Sportplatz und die Drei-Feld-Sporthalle haben bereits begonnen. Bis zum
Sommer 2007, so die Prognose des Geschäftsführers, könnte der Campus
vollständig sein. Wenn dann rund 900 Schüler mit eigens gecharteten Bussen
aus Berlin, Potsdam und der Region in die Klassen strömen werden, sollen
sie nicht allein und von der Welt abgeschottet sein. Derzeit laufen
Verkaufsverhandlungen für einen Teil des Geländes, auf dem die
Waldorfschule ein Schuldorf errichten will. "Grundschule, Fachhochschule
- wir freuen uns über jeden neuen Nachbarn, der den Campus weiter mit Leben
erfüllt", so Dolata.
Die Lehrer der Schule, um auch dieses Thema
anzusprechen, werden leistungsbezogen bezahlt. Ein Novum in Brandenburg,
das möglicherweise bald Nachahmer findet. "Jedenfalls hoffen
wir", sagt Dolata, "dass Land, Kreis und Gemeinde den Wert einer
solchen internationalen Einrichtung erkennen und die Schule nach Kräften
fördern."