Märkische Allgemeine Zeitung 07.03.06
Gibt es noch eine Chance, dass Teltow,
Kleinmachnow und Stahnsdorf als Regionaler Wachstumskern anerkannt werden?
Klocksin: Davon gehe ich aus. Der Beschluss der Landesregierung zu den
Wachstumskernen war mit der Maßgabe gekoppelt, die daraus erwachsenen
Standortentwicklungskonzepte im Jahr 2007 zu evaluieren. Das heißt, es wird
geprüft, ob die benannten Wachstumskerne ihre Einstufung rechtfertigen.
Dann könnte die Teltower Region also wieder ins Spiel kommen?
Klocksin: Natürlich. Denn man muss eines sehen: Dass die drei Nachbarorte nicht
als Wachstumskern anerkannt wurden, hat die Landesregierung nicht mit einem
Mangel an wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Potenzialen begründet,
sondern mit der zu geringen Einwohnerzahl. Ich bin mir sicher: 2007 hat die
Region erneut eine Chance auf den Wachstumskern.
Dafür hatten Sie sich bereits in der "ersten Runde" eingesetzt. Sind
Sie enttäuscht, dass es nicht geklappt hat?
Klocksin: Ich hätte mir gewünscht, dass es für die Einstufung zum Wachstumskern
einen klareren Kriterienkatalog gegeben hätte. Es geht schließlich um
Schwerpunkte der Förderung beim Aufbau von Infrastruktur. Es geht darum, wo das
Land Geld ausgibt für die Bereiche Verkehr, Bildung und Soziales. Für den Berlin-nahen
Raum kann das Ergebnis nicht befriedigend sein.
Warum?
Klocksin: Weil es viele Unklarheiten gibt. Hennigsdorf, Velten und Oranienburg
zum Beispiel sind als Wachstumskern anerkannt, Falkensee/Nauen und unsere
Region aber nicht.
Was hätte die Landesregierung besser machen können?
Klocksin: Möglicherweise wären größere räumliche Einheiten sinnvoller gewesen.
Die Stadt Potsdam hat zu ihrer jüngsten Konferenz zur Standortentwicklung ihre
Nachbarkommunen von Werder bis Teltow eingeladen, um die ganze Region in den
Blick zu nehmen.
Wie bewerten Sie den Besuch der Bürgermeister aus der Region Teltow bei dieser
Konferenz?
Klocksin: Es ist immer gut, den Kontakt zu den Nachbarn zu halten. Aber man
muss sich natürlich fragen, ob sich die Region Teltow mit einer Rolle als
Vorort-Region zwischen Potsdam und Ludwigsfelde zufrieden geben will.
Es sind allerdings nur zwei Bürgermeister - der Stahnsdorfer und Teltower - in
Potsdam erschienen. Driften die Nachbarorte nicht doch weiter auseinander?
Klocksin: Wir dürfen die Erfolge jetzt nicht kleinreden. Es ist uns gelungen,
die drei Kommunen als gemeinsamen Branchenschwerpunktsort durchzusetzen. Es
bedeutet schon etwas, wenn die Bereiche Medien, Biotechnologie, Optik und Metallverabeitung
in dieser Weise eingestuft werden. Wenn sich Betriebe aus diesen Branchen noch
zusätzlich ansiedeln werden, dann gilt für sie damit die Höchstförderfähigkeit.
Die Wirtschaft als einziger Kitt?
Klocksin: Dabei wird es nicht bleiben. Es steht ja immer noch die Reform des Zentrale-Orte-Systems
an, bei der es im Rahmen des Finanzausgleichsgesetzes auch um Fördermittel
geht. Und da bin ich sehr zuversichtlich, dass Teltow, Kleinmachnow und
Stahnsdorf als Mittelzentrum anerkannt werden. Die Entscheidung fällt aber
frühestens in der zweiten Jahreshälfte.
Trotzdem hat man den Eindruck, dass sich die Region nicht als Einheit
präsentiert.
Klocksin: Die Bemühungen für eine interkommunale Zusammenarbeit, die wirklich
belastbar ist, müssen natürlich fortgesetzt werden. Ich würde mir zum Beispiel
ein regionales Standortmarketing wünschen, es wäre auch sinnvoll, wenn es so
etwas wie ein gemeinsames statistisches Jahrbuch gäbe, damit Strukturdaten
präsentiert werden können. Ein gemeinsames Liegenschaftskataster, einen
Internetauftritt - vieles ist denkbar. Es ist doch für einen Investor aus
Düsseldorf oder Dresden egal, ob er in Kleinmachnow oder Stahnsdorf siedelt. Er
will aber genau wissen, in welchem Umfeld er sich bewegt.
Investoren kommen doch sowieso in den Speckgürtel.
Klocksin: Die Region ist kein Selbstläufer, wie viele meinen. Es gibt auch
andere Gegenden in Brandenburg mit hervorragender Lage. Da darf man sich nicht
täuschen.
Kein Wachstumskern - also ein heilsamer Schuss vor den Bug für die Region
Teltow?
Klocksin: Von solchen "lehrreichen" Erlebnissen halte ich wenig. Wir
sind auf dem richtigen Weg. Das zeigen die Projekte zum Freibad Kiebitzberge
und zum Ausbau der Teltowkanalaue als regionalen Landschaftsraum. Die drei
Kommunen müssen ihre Kooperation jetzt weiter mit Substanz füllen. Ein Beispiel:
Warum sollte es nicht möglich sein, ein drittes Gymnasium in der Region in
Trägerschaft der drei Orte zu etablieren?
Die Bürgermeister müssen sich nur einig sein.
Klocksin: Es reicht nicht aus, wenn nur Verwaltungen miteinader reden. Wir
haben die Kommunale Arbeitsgemeinschaft "Der Teltow" gegründet, damit
die Abgeordneten in die Zusammenarbeit fest eingebunden werden. Dieses Forum
hat jetzt schon mehr Möglichkeiten, als es sich selber zutrauen will. Die
Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft können Vordenker für die regionale Zukunft
sein.