Märkische Allgemeine Zeitung 06.02.01
Spaß haben und spielen, spielenDer Hang zum Experiment entsteht bei
"Klartext" ganz automatisch. "Wir sind neun Leute, da prallen
Meinungen aufeinander", erklärt Sänger Bastai. "Wir gehen in den
Probenraum und schauen, was passiert, da entsteht manchmal etwas, das wir
selbst nicht erwartet haben", ergänzt Michi. Ähnlich war es auch mit der
Entstehung der Band. Ursprünglich gab es nur die fünf Rapper, später kamen die
Intrumentalisten hinzu, die nun der Band ihren speziellen, melodiös-sanften
Sound geben. Nur Drums und Beats von der Platte zu holen, das reicht
"Klartext" nicht aus.
Die Nische, in der die Band operiert, erlaubt es ihnen,
viele Einflüsse zu vermischen. Da klingen zwischen den Raps jazzige Töne durch,
da darf auch mal mit Country gespielt werden, da werden Balladen-artige Songs
entworfen und mit Rap überzogen. Die Texte nimmt "Klartext" aus dem
Leben, aus dem Kleinmachnower Leben, das nicht gekennzeichnet ist von den
Konflikten der Großstadt-Ghettos. Gerade das ist es wohl auch, was die Texte so
nachvollziehbar, so nahbar macht.
Ob Freitag, der 13., oder die Freundin, die fremd geht, -
die Themen stammen direkt aus der Lebenswelt der Kleinmachnower. Die Rapper von
"Klartext" singen über alles - am liebsten aber über ihren eigenen
Namen, der Programm ist. "Das mit dem Hip-Hop ist für uns ne
Glaubenssache"/ "Ich hab' noch so viel zu sagen"/"Ausm
Bauch raus reden liegt in unserem Naturell/ Für alle offiziell: Wir bleiben
individuell", singen sie. Ohne Merkblatt, heißt es in dem Song "Flashback",
hätten sie ihre Texte schon im Mutterbauch entwickelt.
Das alles haben die neun Musiker am Samstag dem Publikum
perfekt herübergebracht, haben mit ihm gespielt, gesungen und getobt. Dass es
am Ende doch nicht gereicht hat, ist keine Niederlage für die Band. Bastai:
"Der f6-Music-Award ist sehr professionell organisiert. Da bekommt man als
Band eine Menge mit." Für alle Landesgewinner gab es bereits vor dem
großen Finale ein Training durch die Jury, der viele Musiker, Produzenten und
Musikmanager angehören, die unter anderem mit "Depeche Mode", Phillip
Boa und "Rammstein" gearbeitet haben. "Die Jury hat uns gesagt,
wie sie uns sehen", erzählt Bastai. "Was wir daraus machen, ist
unsere Sache."
Alles umsetzen, was andere sagen, kommt dabei für die
Neun nicht infrage. Mehr das Klischee des Hip-Hops zu erfüllen, dass wollen sie
ja gerade nicht. Andere Klamotten anziehen, härtere Texte schreiben - dafür
würden sie nicht einmal einen Plattenvertrag unterschreiben. Notfalls bleibt es
so, wie es jetzt ist: die Musik als Nebenbei-Geschäft zu betreiben und für die
CDs, die in Eigenregie aufgenommen und im Eigenvertrieb verkauft werden, Geld
zu bezahlen.
Dass es trotzdem weitergeht, steht für
"Klartext" außer Zweifel. Zumal sich auf Wettbewerben stets neue
Kontakte ergeben. "Durch die Auftritte bei "Emergenza" konnten
wir in vielen Berliner Clubs spielen", sagt Bastai. Auch der CD-Verkauf
wird stets neu angekurbelt. 500 Platten sind schon weg. "Unser Ziel
bleibt: tierisch Spaß zu haben und spielen, spielen, spielen", so Sänger
Shu.