Märkische Allgemeine Zeitung 12.01.06
Kommunen
sind bei Kanalaue in der Pflicht
Erneute Forderung nach einem Konzept für Rad- und
Wanderwege / Zustimmung in der Bevölkerung
REGION
TELTOW Seit Jahren bemühen sich Initiativen der Ortsgruppen der Lokalen Agenda
21, der Zukunftskonferenz Stahnsdorf, des BUND und Bürger um eine Entwicklung
der Landschaft am Teltowkanal zum Naherholungsraum. So soll die ganze Kanal-aue
für Bürger, Freizeit und Tourismus erschlossen werden. Im Zentrum der
Bemühungen stehen durchgängige Wander- und Radwege.
Bei einem Treffen im Bürgerhaus Teltow zeigten sich
Initiatoren und Gäste jüngst zwar enttäuscht über das Scheitern eines regionalen
Konzeptes der Kommunen Stahnsdorf, Teltow und Kleinmachnow - doch nicht nur
gedanklich wanderte man bereits weiter auf dem ersehnten Weg vom Griebnitzsee
bis nach Steglitz.
Die Kanalaue soll gleichsam das Herzstück eines
umfassenderen Regionalparks sein, der durch die Gemeinsame Landesplanung
bereits als "Teltowpark" vorgeschlagen wurde, heißt es in einem
Konzept des BUND. Ein solcher Regionalpark integriere alle drei Gemeinden, auch
mit ihren "Highlights", etwa der Altstadt Teltow, den Kiebitzbergen,
dem Südwestkirchhof Stahnsdorf und der ehemaligen Teltow-Werft-Brücke. Deren
Wiedererrichtung soll nach Vorstellungen der Initiative ebenfalls Bestandteil
der Entwicklung sein.
Über die wirtschaftliche Bedeutung des Teltowkanals wird
ebenfalls seit langem diskutiert. Doch gerade ein möglicher Ausbau der
Wasserstraße hätte für den Naherholungsraum einschneidende Folgen. So
berichtete Jens Klocksin (SPD), dass er sich erst jüngst in Magdeburg bei der
Wasserschifffahrtsdirektion Ost dafür eingesetzt habe, Klarheit über Umfang und
Stufen des Ausbaus herzustellen. Der Landtagsabgeordnete sieht trotz negativem
Abstimmungsergebnis bei den drei Kommunen eine positive Grundstimmung für die
"grüne Kanalaue".
Man werde
intensiv das Gespräch mit den politisch Verantwortlichen suchen, betonte
Manfred Kühn, Fachmann in Sachen Regionalplanung und einer der Initiatoren. In
den Teltow-Gemeinden entstehe zurzeit eine "gesellschaftliche Bewegung, an
der die Kommunen nicht mehr vorbeikommen". Auch gelte es, den
"weichen Merkmalen" des regionalen Standortes mehr Beachtung zu
schenken. Gerade Unternehmen im Bereich Hochtechnologie und Forschung suchen
heute nicht nur wirtschaftlich attraktive Plätze, betonte Kühn und verwies auf
entsprechende Ansiedlungen in Potsdam. Während man dort an Ufern flaniere,
biete der Teltowkanal nur unwegsame Trampelpfade. Von einem Paradigmenwechsel
war gar die Rede: vom schmuddeligen Industriekanal zum Schmuckstück.
Doch die Maßnahmen können "nicht allein auf den
Schultern bürgerschaftlichen Engagements abgeladen werden". Vor allem aber
dürften die Kommunen - "alle drei", wie betont wurde - bei einer stetigen
Siedlungsverdichtung "nicht aus der Pflicht entlassen werden". Zwar
müsse die Initiative auch kleinteilig Dinge auf den Weg bringen, die
"regionale Vision" bleibe aber Leitbild. Möglichst noch im Februar
möchte man eine öffentliche Veranstaltung anbieten, auf der sich eine
Interessengemeinschaft gründen kann. Vorteil wäre, so Kühn, dass größere
Kreise, auch aus der Wirtschaft, miteinbezogen werden können. Eine Skizze soll
das Projekt veranschaulichen, geführte Wanderungen am Wasser den Bürgern zudem
Atmosphäre und landschaftliche Reize nahe bringen. Wenn alles klappt, könne man
dem alten Kanal zu seinem 100. Geburtstag sogar auf einem
"Vorzeigeweg" im Bereich Rammrath- ehemalige Teltow-Werft-Brücke
einen Besuch abstatten. K. W.