Märkische Allgemeine Zeitung 22.12.05

Schüler helfen Opfern des Tsunami
Kleinmachnower Lehrerin überbrachte das Geld persönlich / Lebensgrundlage für eine Familie geschaffen

MANDY MAMEDOW
KLEINMACHNOW Fast genau ein Jahr ist es her, als der Tsunami große Teile Südost-asiens verwüstete. Im Laufe dieses Jahres ist es ruhiger geworden um Spendenaktionen und Hilfsleistungen, doch sie werden noch immer benötigt. Während einige Gegenden inzwischen wieder salonfähig geworden sind, bietet sich anderswo nach wie vor ein Bild der Verwüstung - auch im thailändischen Urlaubsparadies Khao Lak sind die Schäden, die der Tsunami angerichtet hat, noch weithin sichtbar, wie Hannelore Hamann in diesem Herbst bei einem zweiwöchigen Aufenthalt selbst miterlebte. Doch der diesjährige Thailand-Urlaub der reiselustigen Lehrerin war anders als sonst. Im Gepäck hatte sie diesmal neben vielen Bildern aus Deutschland auch 510,20 Euro - eine Spende der Schüler der Albert Schweitzer Förderschule Kleinmachnow für die Flutopfer.

Schreckliche Bilder im Fernsehen

"Zum Glück warst du nicht dort", hatten sie ihre Lehrerin im Januar nach den Weihnachtsferien begrüßt. Und das gleiche dachte Hannelore Hamann für sich, als sie die schrecklichen Bilder im Fernsehen sah. Nur einige Wochen zuvor, im Oktober 2004, hatten die Hamanns in Khao Lak Urlaub gemacht. Bilder davon nahm sie mit zur Schule, zeigte sie in den Klassen, schaute mit den Schülern auf der Karte, wo Thailand überhaupt liegt. "Das machen wir hier immer so, wenn jemand verreist war", erzählt die Kleinmachnowerin. "So hatten natürlich alle einen Bezug dazu." Die größte Überraschung neben all dem Interesse war für Hannelore Hamannn aber die spontane Idee der Schüler, auch etwas zu spenden. "Da muss man doch einfach helfen, wenn so etwas passiert", war die einhellige Meinung. Nur wie? - Eine Frage, die schnell beantwortet war. "Wir können Müll sammeln", erinnerten sich die Schüler. Auf diese Weise hatten sie mit Gemeindeunterstützung schon einmal Geld für ihre eigene Schule gesammelt. Außerdem kommt das beiden Seiten zugute: Kleinmachnow wird sauberer und Betroffenen kann durch den Erlös, den die Gemeinde dafür zahlt, geholfen werden.

Nach fünf Wochen hatte man 150 Euro zusammen. Das reichte natürlich nicht. Also wurden Kuchen- und Bastelbasare veranstaltet und bei den Eltern und Lehrern gesammelt. Am Ende waren es 510,20 Euro - eine Summe, die auf den ersten Blick vielleicht nicht groß erscheint. Doch für die zehnköpfige Familie Chanakarn in Khao Lak, der bisher noch keine Hilfe zukam, bedeuten die umgerechnet knapp 25 000 Bath, so der Name der thailändischen Währung, einen wahren Neuanfang. Sie bekamen im Oktober von den Hamanns und dem in Thailand lebenden Deutschen Richard Doring, der half eine bedürftige Familie zu finden, das Geld überreicht und können damit ihr von der Flutwelle weggespültes Straßenrestaurant wieder aufbauen. Dort will die Familie als Zeichen des Dankes die von Hannelore Hamann mitgebrachten Bilder der Albert Schweitzer Förderschule und ihren Schülern aufhängen.

An die Momente in Thailand erinnert sich Hannelore Hamann noch gut: "Es war sehr emotionsgeladen. Das geht einem unheimlich nah, wenn man mit den Leuten persönlich spricht und auch noch alles vor Ort direkt sieht nach fast einem ganzen Jahr." Doch damit haben die Schüler der Albert Schweitzer Förderschule genau das erreicht, was ihnen allen wichtig war: zu helfen und auch zu sehen, dass die Spenden tatsächlich ihr Ziel erreichen. Eines nämlich wollte man ganz und gar nicht, namenlos in einem großen Spendentopf verschwinden, der möglicherweise nie so richtig ans Ziel kommt. Denn so etwas kann schnell passieren, wie Hannelore Hamann berichtete. "Viele Aktionen waren einfach unüberlegt und zu hastig, haben nichts gebracht, außer dass jetzt beispielsweise irgendwo tausende von Matratzen herumliegen, in einem kleinen Fischerdorf, in dem nur ein Fischer überlebt hat, 17 überstürzt gebaute aber nicht mal richtig funktionstüchtige Boote herumstehen oder manche Familien fünf oder zehn Werkzeugkisten zu Hause haben, obwohl sie doch auch andere Dinge bräuchten."

Freude über greifbare Hilfe

Umso schöner ist es für die Kleinmachnower Spender, die ihre Aktion durch den persönlichen Bezug der Hamanns sowie Informationen und Kontaktherstellung per Internet völlig selbstständig organisiert haben, ihre Hilfe real greifbar erleben zu können. An der Entwicklung ihrer Initiation sind natürlich alle interessiert. Und Hannelore Hamann wird dafür sorgen, dass ihre Schüler diese hautnah miterleben könne. "Die nächste Thailand-Reise ist gedanklich schon geplant." (Potsdam-Mittelmark)