Märkische Allgemeine Zeitung 09.12.05
Kooperation
auf kleiner Flamme
Solo: Teltow, Kleinmachnow, Stahnsdorf
JÜRGEN
STICH
STAHNSDORF Am Veto der Stahnsdorfer Vertreter in der
Kommunalen Arbeitsgemeinschaft "Der Teltow" (KAT) ist am
Mittwochabend ein Antrag zur Teltowkanal-aue gescheitert. Eine große Mehrheit
der Abgeordneten aus Teltow und Kleinmachnow befürworteten zwar die Erarbeitung
einer Ideenskizze zur Aufwertung der Ufer, doch mehr als zwei Drittel der
Stahnsdorfer stellten sich quer und blockierten damit die Zustimmung.
Der SPD-Landtagsabgeordnete Jens Klocksin, der den Antrag
maßgeblich formuliert hatte, verließ nach der Abstimmung den Raum und blieb der
weiteren Sitzung fern. Dafür handelte er sich eine öffentliche Rüge des
Teltower Bürgermeisters Thomas Schmidt (SPD) ein: "Dieses Verhalten
missbillige ich. Das ist nicht unser Stil." Was Schmidt nicht wusste: Klocksin
hatte einen anderen Termin, den er wahrnehmen musste.
Kopfschütteln gab es ob der Haltung der Stahnsdorfer
Abgeordneten, insbesondere des Stahnsdorfer Bürgermeisters Gerhard Enser (CDU).
Hatte dieser doch am Tag der Sitzung in einem Interview erklärt, dass sich der
Erfolg interkommunaler Zusammenarbeit auch am Beispiel gemeinsamer Bemühungen
um die Teltowkanalaue beweisen müsse.
Im Kern des Antrags ging es darum, das Gebiet rund um den
Teltowkanal unter Einschluss wichtiger "Landmarken" zwischen
Parforceheide und Teltower Altstadt darauf zu prüfen, ob dort die Ausrichtung
einer Landesgartenschau im Jahr 2012 möglich wäre. "Aber nicht die
Gartenschau ist entscheidend, sondern die Aufwertung, die der Kanal und die
Ufer durch die Ideenskizze erfahren würden", erklärte Jens Klocksin.
Zum Streit kam es, als Bürgermeister Enser die Kosten für
eine solche Studie mit 6 bis 10 000 Euro angab. Diese Summen seien von drei
Büros genannt worden. Klocksin protestierte: "Das geht wesentlich
billiger." Im Gespräch mit der MAZ warf der SPD-Politiker später dem
Stahnsdorfer Gemeindechef vor, "mit falschen Zahlen zu operieren". Enser
sei "nicht bereit, interkommunale Zusammenarbeit zu organisieren. Er will
sie gar nicht".
Insgesamt kam die viel beschworene Kooperation der drei
Nachbarorte an diesem Abend nicht viel weiter. Von einem "Meilenstein",
den Bürgermeister Enser in besagtem Interview angekündigt hatte, blieb man weit
entfernt. Vielmehr einigten sich die KAT-Mitglieder auf eine "Politik der
kleinen Schritte", nachdem die Modelle Fusion, Planungsverband und
Zweckverband offenbar endgültig vom Tisch sind. Bei "niederschwelligen
Themenfeldern" (Bürgermeister Thomas Schmidt) wollen die Kommunen mit
öffentlich-rechtlichen Verträgen Zusammenarbeit erproben.