Märkische Allgemeine Zeitung 02.12.05
Schleuse
hat neue Hubtore
Spektakuläre Aktion gestern in Kleinmachnow / Per
Schiff antransportiert
PETER
HAHN
KLEINMACHNOW Die neuen Hubtore für die Kleinmachnower
Schleuse sind gestern in einer spektakulären Aktion eingehoben worden. Das
personelle Aufgebot an der Mittelkammer war groß: Stahlbauer, Kranführer,
Kapitän und Techniker des Wasser- und Schiffahrtsamtes Berlin - es schien bei
weitem nicht so, als ob das für den Augenblick zusammengewürfelte Team diese
schwierige Arbeit zum ersten Mal bewältigt. Das alles war in wochenlanger
Vorarbeit perfekt geplant und vorbereitet.
Die neuen Hubtore waren am Dienstagmittag geladen worden.
Mit Schubschiff 2432 und dem starr davor angekoppelten Schubleichter 4312 war
Kapitän Peter Schötzau dann am Werkshafen vom "Stahlbau Parey" bei
Genthin im Elbe-Havel-Kanal gestartet. Sein Binnenschiffsverband nahm den Weg
über den Plauer See, die Havel und den Sacrow-Paretzer-Kanal nach Potsdam.
Mittwochabend machte er im Kleinmachnower Unterhafen fest.
Das Pareyer Adressbuch von 1926 verzeichnete 219
Anschriften von Menschen, die dem Schiffsgewerbe zuzuordnen sind, Steuermänner,
Bootsleute, Maschinisten, Eigner und "Bomätscher", die einst als Treidler
die Lastkähne zogen. Geblieben ist an manchem Lastkahn der Name "Parey"
als Heimathafen und der "Stahlbau Parey", der aus einem Beton- und
Monierbau hervorging und bis zur Wende 750 Beschäftigte hatte.
Diese Spezialfirma für Wasser- und Brückenbau, demnächst
ein ganzes Jahr damit beschäftigt, die große Kölner Rheinbrücke zu sanieren,
hatte für das Wasser- und Schiffahrtsamt Berlin die beiden Hubtore für die
Schleusenmittelkammer gefertigt. Die Entwurfs- und Ausführungspläne hatte das
auf Stahlwasserbau spezialisierte Ingenieurbüro "SBE Magdeburg"
geliefert. In einer Werkstattzeit von drei Monaten entstand das Untertor von 10
x 6 Metern mit einem Gewicht von 14 Tonnen und das Obertor von 10 x 4 Metern
mit elf Tonnen.
Die
Verladung in Paray war problemlos, da der Stahlbau-firma direkt am Kanal eine
eigene Schiffsverladestelle mit einer weit über die Wasserstraße reichenden
Krananlage zur Verfügung steht. Da eine solche in Kleinmachnow nicht vorhanden
und obendrein das Einbringen der Hubtore auf Grund der Schleusenkonstruktion
vom Land aus nicht möglich ist, mussten Entladung und Montage vom Wasser aus
bewerkstelligt werden.
Kapitän Schötzau ging deshalb am Mittwoch in Potsdam vor
Anker, um auf seinen 65 Meter langen und 9,50 Meter breiten antriebs- und
besatzungslosen Schubleichter, den die Wasserleute auch Schubprahm nennen, zu
den beiden Hubtoren zusätzlich einen tonnenschweren Transportkran zu laden -
kein Problem bei einer Tragfähigkeit von 935 Tonnen. "Ich musste nur noch
Wasser aufnehmen, damit wir mit der ziemlich hohen Ladung tiefer liegen. Die
Nathanbrücke am Teltowkanal Kilometer Tek km 03,78 ist ziemlich niedrig."
Kompliziert wurde es erst gestern an der Kleinmachnower
Schleuse. Dort leitete Jan Nawrocki, Pole von Geburt und Charlottenburger seit
1988, die schwierige Unternehmung. Der Diplomingenieur des Wasser- und Schiffahrtsamtes
Berlin koordiniert und überwacht derzeit die gesamte Rekonstruktion der
Schleusenanlage. Schon in den vergangenen Tagen hat er dafür gesorgt, dass
"die Gegengewichte der Hubtore an Ober- und Unterhaupt vorbereitend
angepasst wurden. Das war notwendig geworden, weil die nach neuesten
Erkenntnissen gefertigten Tore weniger wiegen. Dabei geht es nicht nur um den
Wasserdruck, sondern auch um den Wasserauftrieb. Um zu verhindern, dass das
Hubtor 'schwimmt', wird das Tor im Wasser ein Übergewicht von einer Tonne
haben".
Gegen die Mittagsstunde ging schließlich das neue Hubtor
am Unterhaupt in die Höhe - hochgezogen von zwei seitlichen Ketten und vier
Stahlseilen. Kleinmachnow hat neue Schleusentore. Die nächsten werden
frühestens in fünfzig Jahren fällig. (Potsdam-Mittelmark)