Märkische Allgemeine Zeitung 25.10.05
Startschuss
für die Laufbahn
Weil die Sportanlage Lärm verursacht, werden
Anwohnerklagen befürchtet
MATTHIAS
ANKE
KLEINMACHNOW Der Startschuss für die neue
50-Meter-Laufbahn nördlich der Turnhalle der Kleinmachnower
Eigenherd-Grundschule ist gefallen. Es wurde ein nicht zu überhörender Start,
weil die Gemeindevertreter noch lautstark darüber stritten, bevor sie der für
die Laufbahn notwendigen Investition von 40 000 Euro zustimmten. Denn dass
echter Lärm auch später durch die Schüler von der Sporteinrichtung ausgeht und
die Anwohner dagegen gerichtlich vorgehen könnten, gibt schon Anlass zur Sorge
in Kleinmachnow.
Eine Stilllegung der Laufbahn wäre die schlimmste
Konsequenz. "Das Geld hätten wir dann zum Fenster hinausgeworfen",
konstatierte Ludwig Burkhardt (CDU) nicht grundlos. Die Auflagen des
Landesumweltamtes, um den Lärmpegel durch den Schulsport niedrig zu halten,
wären schließlich nicht ohne weiteres einzuhalten. Weder Starterklappen und
-pistolen noch herkömmliche Trillerpfeifen dürften eingesetzt werden (MAZ
berichtete).
Für Jens Klocksin (SPD) ist das kein Hinderungsgrund. Es
würden dort schließlich keine "Bezirkssportfeste" stattfinden. Der
Betrieb der Turnhalle und ihrer umliegenden Anlagen ist zudem zeitlich begrenzt
auf den Vormittag. Und ohnehin müssten Anwohner wissen, dass sie nicht erst
seit gestern neben einer Schule wohnen, und Häuslebauer sich darüber
informieren, in welche Umgebung sie ziehen.
Doch die Rechtsprechung interessiere nicht, wer zuerst da
gewesen sei, so Burkhardt. Deshalb verlange er von der Verwaltung eine
Risikoabschätzung für den Fall, dass die Lärmschutzauflagen nicht eingehalten
werden können und was dann passiert. "Wenn die Auflagen eingehalten
werden, passiert nichts. Dass aufgrund von Klagen eine solche Anlage
tatsächlich stillgelegt werden kann, ist reine Spekulation", antwortete
Bürgermeister Wolfgang Blasig. Jens Klocksin, dem Ideologisierung vorgeworfen
wurde, weil er Kinder- und Jugendförderung blind propagiere, verteidigte sich:
"Wer diese Investition für eine 'olle Laufbahn' ablehnt, betreibt das als
Grundabrechnung mit der Eigenherd-Sanierung." Denn die Schule auf Vordermann
zu bringen, sei längst überfällig gewesen.
Entsprechend erfreut zeigte sich Schulleiter Bernd Bültermann
(SPD) über die Entscheidung. Er hatte als Gemeindevertreter zwar nicht mitgestimmt,
weil er nicht anwesend war, hätte es aber trotz seiner Funktion getan, wie er
der MAZ gegenüber sagte: "Ich schäme mich nicht, gegen die Interessen
einzelner zu sein, wenn das im Sinne der Mehrheit ist." Die Auflagen
ließen sich schließlich problemlos einhalten. Das habe er bereits schriftlich
ans Ministerium weitergeben lassen.
Überdies bereitet Bültermann einen Änderungsantrag zum
Bebauungsplan vor, mit dem die Nutzungszeiten der Turnhalle samt ihrer Anlagen
verlängert werden sollen. "Ich lasse mir das jedenfalls nicht von den
Anwohnern vorschreiben", sagt er. Niemand brauche irgendwelche
"großen Punktspiele mit Fan-Verkehr" befürchten, weil es sie nicht
geben wird. Es gehe um Tischtennis oder den seit 1949 bestehenden Frauensport
beispielsweise.
Die 80-köpfige Frauengymnastikgruppe wollte die neue
Halle gerne nutzen. Doch ihr wurde zum 30. April 2006 gekündigt. "Damit
hätten wir keinen Raum mehr und unsere Gemeinschaft würde zerbrechen",
sagte Sprecherin Maria Richter vor den Gemeindevertretern. Sie bat deshalb
darum, bleiben zu dürfen. Ihr Appell erreichte Bürgermeister Blasig. Er
versprach, bis zum Jahresende eine Lösung zu finden - auch über das
B-Planverfahren.