Märkische Allgemeine Zeitung 14.10.05


Blasig: "Auszeit nehmen!"
Abwasserstreit im "Mittelgraben" beunruhigt Teltower Partnerverband

JENS STEGLICH

POTSDAM-LAND "Wenn ich gefragt würde, ich würde zu einer mehrmonatigen Auszeit raten." Eigentlich ist Kleinmachnows Bürgermeister Wolfgang Blasig Verbandsvorsteher des Zweckverbandes "Der Teltow". Was sich derzeit beim "Bruder" nebenan, dem Zweckverband "Mittelgraben", abspielt, betrachte er aber mit Sorge, sagte Blasig bei einem Pressegespräch. Vor dem Hintergrund, dass beim Teltower Verband der Umgang mit der Mittelmärkischen Wasser- und Abwasser GmbH (MWA) unstrittig sei, bedrücke es ihn auch, wenn dieser gemeinsame Betriebsführer im Abwasserstreit um Fresdorf und Stücken zwischen die Fronten gerate. Für eine Auszeit ist Blasig, weil man sonst bei einer knappen Entscheidung, wie sie die Verbandsversammlung "Mittelgraben" zum Kanalanschluss Fresdorfs und Stückens fällte, "eine Wunde hat, die man mit sich herumschleppt". Sein Kollege vom "Mittelgraben", Hartmut Lindemann, sieht denn auch "die Fortschreibung des Generalentwässerungsplans noch lange nicht vom Tisch". Er verwies auf die Sitzung der Nuthetaler Gemeindevertretung am Montag, die nun einen Bindungsbeschluss pro dezentrale Lösung für die beiden Michendorfer Ortsteile fassen will. "Die Verbandsversammlung wird sich damit auseinandersetzen." Als Verbandsvorsteher werde er Beschlüsse durchsetzen, wie auch immer sie ausfallen, so Lindemann.

Michendorfer Bestrebungen, im WAZV das Stimmengewicht der Verbandsgemeinden Nuthetal und Michendorf nach Einwohnerzahl zu regeln, sah er kritisch. Damit würde Michendorf, das 2000 Einwohner mehr als Nuthetal hat, "die Alleinherrschaft anstreben - dann brauchen wir den Verband nicht mehr". Lindemann räumte ein, dass es bei einem Verband mit zwei Gemeinden bei Abstimmungen zu Problemen kommen kann. So geschehen am 5. Oktober, als die vier Nuthetaler Vertreter gegen die Befreiung Fresdorfs und Stückens vom Anschlusszwang stimmten, obwohl zuvor eine Mehrheit im eigenen Parlament anders votierte. Es kam dann zum Stimmenpatt zwischen Nuthetal und Michendorf, womit der Antrag, dass ein Kanalanschluss von Fresdorf und Stücken "nicht vorgesehen ist", an Nuthetal scheiterte.

Blasig bot gestern einen Erfahrungsaustausch an, um zu helfen, die Gräben im Nachbarverband zu schließen. Beim Teltower WAZV habe man die Diskussion, ländliche Bereiche anzuschließen, hinter sich, wenn auch nicht in dieser Härte. Die am Netz hängen, könnten heute von einer positiven Preisentwicklung profitieren. "In der Summe sinken für den Einzelnen die Aufwendungen." So fielen ab 1. Oktober 2005 beim Teltower Verband die Abwasserpreise um 22 Cent auf 2,90 pro Kubikmeter. Der Trinkwasserpreis stieg indes um 12 Cent auf 1,35 Euro pro Kubikmeter, was laut MWA-Geschäftsführer Martin Rahn daran liegt, dass Reparaturkosten am Trinkwassernetz anders als Investitionen nicht über Jahre abgeschrieben werden können und sofort in die Gebühren eingehen. Auch Lindemann sah für den "Mittelgraben" eine "positive Entwicklung" und verwies auf die Senkung der leitungsgebundenen Abwasserpreise (MAZ berichtete). Sollte der WAZV in den Kanalanschluss von Fresdorf und Stücken investieren, wird es laut Rahn keine Gebührenerhöhung geben. Er bezifferte die Kosten dafür auf 1,1 Millionen Euro und bekräftigte, aus Verbandssicht sei der zentrale Anschluss der beiden Orte wirtschaftlich.

Das bezweifeln die dortigen Bürgerinitiativen, die dagegen kämpfen und Kleinkläranlagen im ländlichen Raum ökonomisch und ökologisch für die bessere Lösung halten.