Märkische Allgemeine Zeitung 17.09.05
"Wer die Musik nicht
liebt..."
Kreismusikschule "Engelbert Humperdinck"
feiert 50-jähriges Bestehen ab heute mit einer Festwoche
MANDY MAMEDOW
KLEINMACHNOW "Wer die Musik nicht liebt, verdient es
nicht, ein Mensch genannt zu werden" meinte einst Johann Wolfgang von
Goethe - ein Gedanke, der auch in späteren Zeiten seine Fortsetzung fand. Nicht
ganz so radikal, dafür aber mit viel Hingabe widmet sich die Kreismusikschule
"Engelbert Humperdinck" bereits seit 50 Jahren der
Musikschulausbildung. Anlässlich dieses Jubiläums beginnt heute mit einem
Musicalquerschnitt des letzten Jahrhunderts in der Kreisstadt Belzig die Festwoche
zum Jubiläum, während der in verschiedenen Orten des Landkreises Potsdam
Mittelmark eine Reihe von Konzerten und Veranstaltungen stattfinden werden.
Mit derzeit rund 2700 Schülern im gesamten Kreis, gut
1100 davon allein in der Region Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf, kann die
Musikschule derzeit nicht über zu wenig Nachwuchs klagen. Auch statt der 25
Lehrer, die es im Jahr 1990 noch waren, gibt es inzwischen 110 Ausbilder, die
hauptsächlich die klassischen Streichinstrumente sowie Klavier, aber auch
Gitarre und Blasinstrumente unterrichten. "Seit damals", so
Musikschulleiter Michael Goldammer "steigen die Zahlen stetig an".
Trotz zunehmender wirtschaftlicher Zurückhaltung in
vielen Haushalten gibt es für einen Platz an der Musikschule Engelbert
Humperdinck noch immer lange Wartelisten. Doch anders als in den 60er, 70er und
80er Jahren, als ein Ausbildungsplatz aufgrund einer Aufnahmeprüfung vor allem
den besonders Begabten vorbehalten blieb, kann heute jeder, der interessiert
ist, diese Chance wahrnehmen. Leihinstrumente und speziell zugeschnittene
Unterrichtsprofile, ermöglichen eine Ausbildung auch ohne großen Geldbeutel und
ausgedehnte Vorkenntnisse. Das Ziel, ein Niveau zu erreichen, mit dem man in
der Freizeit allein oder gemeinsam mit anderen musizieren kann, steht dabei im
Vordergrund. (Potsdam-Mittelmark)
Die Begabtenförderung bleibt aber
nicht unberücksichtigt. "Jedes Jahr gehen vier bis fünf Absolventen
unserer Schule zum Studium. Einige von ihnen sind inzwischen schon
Profimusiker", erzählt die stellvertretende Musikschulleiterin Katharina
Achilles. Der Grundtstein für diese Entwicklung wurde 1955 mit der Gründung der
Außenstelle Belzig der damaligen Volksmusikhochschule Potsdam gelegt. Vier Jahr
später folgte die Außenstelle Teltow. Entsprechend des Namens standen die Volksmusikinstrumente
Blockflöte, Akkordeon und Gitarre zu jener Zeit im Vordergrund. Eine
Neustrukturierung der nun nur noch Musikschulen genannten Einrichtungen brachte
1962 aber die Zurückdrängung dieser Instrumente zugunsten der
Orchesterinstrumente mit sich.
Viele Jahre war die Außenstelle Belzig mit ihrem
langjährigen Leiter Heiz Haseloff an die Musikschule Brandenburg angegliedert,
bevor sie 1990 eigenständig wurde. Bereits vier Jahre zuvor hatte die
Außenstelle Teltow als Musikschule Potsdam-Land die Selbsständigkeit erlangt.
Nachdem diese Ende 1991 durch den Kreistag den Namen "Engelbert
Humperdinck" erhielt, folgte im August 1994 schließlich die Zusammenlegung
der beiden Musikschulen Belzig und Potsdam-Land zur Kreismusikschule
"Engelbert Humperdinck" Potsdam Mittelmark.
Einige Trägerwechsel später nahm am 1. August dieses
Jahres die Kreismusikschule und Kreisvolkshochschule Potsdam-Mittelmark gGmbH
(KMVS) in Eigenverwaltung ihre Arbeit auf - für Leiter und Geschäftsführer
Michael Goldammer Grund, positiv in die Zukunft zu schauen und endlich den
einen oder anderen nötigen Instrumentenkauf vorzunehmen. Ein Flügel werde
dringend gebraucht, auch einige der bis zu 30 Jahre alten Tuben seien auszutauschreif.
Vielleicht ein paar kleine Kontrabasse für die jüngeren Schüler - das schwebt
Goldammer so vor. Und Achilles verweist noch auf ein paar
Schallisolierungsarbeiten, die bisher zum Glück meist vom Förderverein
übernommen wurden.
Zu finden sind die Schüler und Absolventen der
Kreismusikschule deutschlandweit als Studenten an verschiedenen Hochschulen,
als engagierte Lehrer oder bei zahlreichen Auftritten. Aber auch in den
Vereinigten Staaten, wo die Keyboard-Gruppe und das Jugendblasorchester
Kleinmachnow, das neben dem Jugendblasorchester Ziesar und Wiesenburg das
dritte Blasorchester der Schule ist, bereits aufspielten. (Potsdam-Mittelmark)