Märkische Allgemeine Zeitung 10.09.05

Anfeuern verboten
Sprint nur unter Auflagen: Wenn die Laufbahn ans Wohngrundstück rückt

JENS STEGLICH

KLEINMACHNOW 50-Meter-Sprints an der Eigenherdschule könnten bald eine besondere Note bekommen. Sollte die Laufbahn der Außensportanlage wie vorgeschlagen nach Norden verschoben werden, rät das Landesumweltamt, den Start lautlos per Fahnensignal vorzunehmen. Auch "Trillerpfeifen wären unter Umständen zulässig, wenn ein leises Produkt beschafft und maximal 50 mal am Tag gepfiffen wird". Der Start könnte also noch ohne Regelverstoß klappen. Schlechter sieht es beim Endspurt aus. Siegesjubel oder das Anfeuern der kleinen Sprinter haben zu unterbleiben. Denn "die Richtwertüberschreitung kann bei entsprechender Motivation der am Rande stehenden Mitschüler als fast sicher gelten." In den Ohren von CDU-Fraktionschef Ludwig Burkardt klang das am Donnerstag in der Gemeindevertretung "wie eine Genehmigung, die Fußball grundsätzlich erlaubt, aber nur, wenn kein Fußball gespielt wird".

Zur Vorgeschichte: Wenn der Wunsch der Schule erfüllt werden soll, statt des ursprünglich geplanten Dreifeld-Platzes vier Felder auf der Sportanlage unterzubringen, dann muss die Laufbahn nach Norden vor die neue Turnhalle verlegt werden. Dort aber grenzen Wohngrundstücke an. Da sich alles in einem reinen Wohngebiet abspielt, müsste man mit den Beschränkungen leben. Aus "schulsportlicher Sicht" seien sie umsetzbar, erklärte die Schule. Burkardt hatte daran seine Zweifel. "Die Kinder werden sie nicht abhalten können. Die Anlieger hören sich das eine Weile an und gehen dann dagegen vor." Und Trillerpfeifen dürften eigentlich auch nicht zum Einsatz kommen, weil das unmittelbar angrenzende Flurstück bereits bebaut wird, sagte er. Das Landesumweltamt hatte für diesen Fall angekündigt, dass dann auch die Trillerpfeife tabu ist. Sportunterricht ohne Pfiffe traut Michael Scharp (SPD) den Lehrern schon zu. Auch so mahnte er, nicht den Teufel an die Wand zu malen. Er denke, die Schule werde Möglichkeiten finden, um mit den Auflagen umzugehen. Es sei die beste Variante, wenn auch mit gewissen Risiken. Laut Scharp geht von der Anwohnerin, die dort baut, das Klage-Risiko aber nicht aus. Die Rechtslage bleibe und Anwohner können wechseln, erwiderte Burkardt. Er sei deshalb dagegen, Geld für etwas auszugeben, was womöglich nicht genutzt werden kann. 40 000 Euro würde die Umsetzung des neuen Planes zusätzlich kosten. Den sieht auch Bürgermeister Wolfgang Blasig mit Konfliktpotenzial beladen. Es sei die Entscheidung der Gemeindevertreter, es so zu machen oder dem alten Vorschlag zu folgen. Weiter diskutiert wird darüber nun im Umweltausschuss, wo die Beschlussvorlage nach heftiger Debatte landete