Märkische Allgemeine Zeitung 10.09.05
Jetzt werden Schüler befragtKONSTANZE WILD
TELTOW Hohe Jugendarbeitslosigkeit, Schulabgänger ohne
Qualifikation, mangelndes Interesse und Zukunftsängste. Tendenzen, die längst
nicht mehr nur nachdenklich machen. Die jüngere, in das Berufsleben wachsende
Bevölkerung schrumpft und gleichzeitig erweisen sich viele Jugendliche als
schwer beschäftigungsfähig.
Zeitgleich wird die Arbeitswelt in großen Bereichen immer
anspruchsvoller. Längst kennen nicht nur Jugendliche, sondern auch Lehrer und
Eltern nur einen Bruchteil der möglichen Ausbildungsfelder.
"Brandenburg braucht Fachkräfte" titelte in
diesem Tenor jüngst eine Studie des Arbeitsministeriums, die aufgrund der
demografischen Verhältnisse bereits in den nächsten Jahren eine enorme
Nachfrage nach gut ausgebildeten Fachkräften sieht.
Entwicklungen, weshalb sich Vertreter aus Wirtschaft,
Schulen und Kommunalpolitik unter dem Motto "Region macht Schule"
jüngst bereits zum zweiten Mal zu einer Bildungskonferenz zusammenfanden. In
den Räumen des Ausbildungsverbundes Teltow (AVT) diskutierte das Forum erste
Ergebnisse. Durchweg positiv war die Resonanz auf die gemeinsame Initiative aus
Stahnsdorf, Teltow und Kleinmachnow.
Da war es für Sven Richter, angehender
Veranstaltungskaufmann im 3. Jahr, anfangs keine leichte Aufgabe, dem Forum zu
erklären, dass von 80 angeschriebenen Unternehmen in der Region lediglich 14
geantwortet hätten. Er räumte ein, dass die Befragung während der
Hauptferienzeit wohl nicht günstig terminiert gewesen sei.
Die Ergebnisse freilich sind signifikant: Nur 8 von 14
Betrieben bilden aus, Tendenz sinkend. Die Gründe reichen von nicht
ausreichenden Kapazitäten, was Größe, Struktur und qualifiziertes
Ausbildungspersonal angeht, manchem sei die Ausbildung auch zu teuer.
Ein enges Zusammenwirken von Arbeitswelt und Schule,
Grundthema der Bildungskonferenz, hielten hingegen alle Unternehmen für sehr
wichtig. Gefragt seien auch gute Kenntnisse in Deutsch und den
Naturwissenschaften, sowie soziale Kompetenzen: Lernbereitschaft,
Zuverlässigkeit, Verantwortung, Sorgfalt. Ihre potentielle Mitwirkung an der
Initiative stellten indes alle Unternehmen in Aussicht, erläuterte Sascha
Kronenberg, Management Assistent beim AVT.
Einen innovativen Weg, gerade für
Jugendliche mit schlechten Startchancen, zeigte Karin Weinert vom Projekt
"Job Tiger" (Caritasverband Erzbistum Berlin) dem Forum auf.
Hochkarätige Unterstützung, etwa durch die Unternehmen Microsoft Deutschland
oder die "manpower GmbH", sowie individuelle Aufnahme und Training
sollen den Jugendlichen Schwellenängste nehmen und ihr Selbstbewusstsein
stärken.
Das Zusammenwirken gesellschaftlicher Akteure unterstützt
seit 2001 landesweit auch das "Netzwerk Zukunft". Als Vorbild für
andere lobte Beate Günther gar die Initiative aus der Region Teltow. Sie warb
eindringlich dafür, die Praxis ins Klassenzimmer zu holen und Jugendliche
positiv zu bestärken.
Vertreter aus Schulen beklagten, dass den Schülern
vertraute Beratungskräfte nicht mehr oder nicht kontinuierlich ins
Klassenzimmer kämen. Manfred Pollnow von der Agentur für Arbeit, versprach
Abhilfe. Kurze Wege dank Vernetzung.
Das hielt auch ein Vertreter des toom-Baumarktes für
hilfreich und nannte es "super", was hier geschehe.
Als nächstes will "Region macht Schule" sich
den Schülern in einer Befragung direkt widmen. Im AVT, in der Oderstraße 57,
werde eine Koordinierungs- und Kontaktstelle etabliert, hieß es.
Ein interessanter Ansatz scheint auch zu sein, Auszubildende
und Schüler zusammenzubringen, wie bereits von Seiten der Stahnsdorfer
Lindenhof-Gesamtschule in der ersten Bildungskonferenz gefordert. So könne man
Perspektiven vermitteln und außerdem zeigen, "dass sich Leistung
lohnt", betonte Karl-Heinz Ganzleben.
Der Geschäftsführer der Bildungseinrichtung AVT hob
eingangs die vielen Kontakte hervor, die in den Schulen bereits entstanden
seien. Zugleich betonte er einmal mehr die Verantwortung von Eltern beim heute
so schwierigen Weg in den Beruf.
Stahnsdorfs Bürgermeister Gerhard Enser erinnerte
schließlich an Ressourcen, die in einer älter werdenden Gesellschaft selbst
liegen: Verstärkt müsse man das Erfahrungswissen Älterer in die Wege der
Berufsfindung junger Menschen einbinden.