Märkische Allgemeine Zeitung 09.09.05

Videokamera statt Blitzer
Demnächst Premiere: Teltow startet eigene Geschwindigkeitsmessungen

ANDREAS KAATZ

TELTOW Aufmerksam verfolgt Andreas Vesper das Geschehen auf dem Display der Videokamera. Ein Pkw scheint sich mit überhöhter Geschwindigkeit zu nähern, Vesper drückt auf den Startknopf, Kamera läuft. Automatisch ab 50 Meter Entfernung treffen Laserstrahlen aufs Fahrzeug, über eine Strecke von zehn Metern wird dessen Tempo nun gemessen. Kein verräterischer Blitz weist darauf hin, dass der Fahrer gerade in eine Tempokontrolle geraten ist. Erst wenn die Post im Briefkasten liegt, kommt das böse Erwachen.

Andreas Vesper ist einer von sieben hauptamtlichen Feuerwehrleuten, die am neuen Geschwindigkeitsmessgerät ausgebildet worden sind. Noch befinden sich die Teltower im Probelauf, doch voraussichtlich ab Ende September könnte es richtig losgehen, schätzt der stellvertretende Bürgermeister Thomas Koriath. Abhängig sei dies in erster Linie u.a. von noch ausstehenden Genehmigungen. Zwar gibt es bereits seit Oktober 2004 das O.K. des brandenburgischen Innenministeriums für Tempomessungen in Eigenregie der Stadt, doch müsse noch der Katalog mit den 56 Messstellen vom Landkreis bestätigt werden. Zudem fehle bislang laut Koriath der Datenzugang für Halterabfragen beim Kraftfahrt-Bundesamt in Flensburg.

Wo genau das Messgerät künftig stehen wird, dazu hüllt man sich verständlicherweise in Schweigen. Fest steht allerdings, dass eine Tempoüberwachung im Bereich von Schulen und Kindertagesstätten erfolgen wird, ebenso wie beispielsweise in der Kanada- und in der Lichterfelder Allee, in der Mahlower sowie in der Potsdamer Straße.

Täglich rund um die Uhr soll das Gerät "Leivtec XV2" zum Einsatz kommen. In der Dunkelheit hellen zwei Infrarotscheinwerfer das Sucherbild der Kamera auf - ähnlich einem Nachtsichtgerät. Teltow greift mit dem Leivtec auf eine recht moderne Technik zurück, die unter anderem die Stadt Prenzlau schon 1998 für sich entdeckt haben soll, ebenso wie seit geraumer Zeit auch Hennigsdorf. Mit diesen Kommunen will man sich demnächst in Verbindung setzen, um von deren Erfahrungen zu profitieren, kündigt Ordnungsamtsleiterin Katrin Riemert an. Denn eine gewisse Übung gehört schon dazu, damit eine recht hohe Zahl brauchbarer Bilder entsteht - egal ob aus dem Fahrzeug heraus, vom Stativ im Freien oder aus der Hand.

Szenenwechsel: Für die Auswertung zuständig ist Sandra Müller. Auf dem Bildschirm vor ihr läuft einer der Filme ab - die Autos hinter einer Mas- ke verborgen. Erst wenn ein Temposünder erscheint, gibt die Software den Blick frei. Letztlich werden aus rund 20 Bildern drei mit Kennzeichen und Gesicht des Fahrers ausgesucht, die im Briefumschlag an den Betreffenden gehen. Wie die Mitarbeiterin des Ordnungsamtes betont, besitze die verwendete Technik eine hohe Anerkennung in der Rechtsprechung.

Doch es muss letztlich nicht immer nur um zu hohes Tempo gehen. Auch wer sich dabei filmen lässt, wie er mit dem Handy am Ohr oder aber unangeschnallt am Lenkrad sitzt, kann ebenso belangt werden. Nach Auskunft von Koriath sollen die Kontrollen der Stadt regelmäßig mit denen der Polizei abgestimmt werden.

Rund 32 000 Euro haben Videokamera, Lasergerät und Auswertungstechnik gekostet - deutlich weniger als für die ursprünglich geplante Blitzer-"Mülltonne". Zusammen mit dem Fahrzeug wurden etwa 40 000 Euro ausgegeben. Für Bürgermeister Thomas Schmidt in erster Linie eine Investition in Sicherheit. "Die Mehrheit der Einwohner wird es positiv betrachten", ist das Stadtoberhaupt überzeugt. Schmidt hat zudem die Hoffnung nicht aufgegeben, irgendwann auch die Nachbarn Stahnsdorf und Kleinmachnow mit ins Projekt einzubeziehen. Wie berichtet, gab es aber auch in Teltow unter den Stadtverordneten keine einhellige Zustimmung zum Projekt und viele Zweifel daran, ob man dieses Geld nicht lieber sparen und stattdessen wieder den Landkreis mit den Messungen beauftragen sollte. Letztlich hat man sich aus Kostengründen zumindest darauf geeinigt, Kameraden der Feuerwehr mit der Tempomessung zu beauftragen. Ursprünglich sollten dafür zwei neue Personalstellen geschaffen werden.