Märkische Allgemeine Zeitung 25.06.05
So schön wie antike GebäudeKLEINMACHNOW
Experten aus Estland, Griechenland, Portugal, Schweden, Wales und Deutschland
berieten in den vergangenen Tagen über Folgen der Windenergienutzung in Europa.
Das internationale Arbeitstreffen in Kleinmachnow diente dazu, die Entstehung
der öffentlichen Meinung über Windkraftanlagen zu analysieren. Für Harald
Knauer, der als Chef der Planungsstelle Havelland-Fläming an dem Treffen
teilnahm, steht fest, dass Deutschland seinen "globalen Spitzenplatz"
bei der Windenergie-Technolgie aufs Spiel setzt, "wenn einerseits
weiterhin Vorurteile die gegenwärtigen Planungen behindern und andererseits
Anlagenplaner und -betreiber am öffentlichen Meinungsbild vorbei operieren und
ihre Interessen ohne Rücksicht durchsetzen".
Obwohl seit März 2005 ein rechtskräftiger Teilplan
Windenergienutzung für die Region vorliegt (MAZ berichtete), hat Knauer eine
Umfrage in betroffenen Kommunen gestartet. "Erste Ergebnisse zeigen, dass
ein Großteil der Menschen die Nutzung der Windenergie zwar für relevant hält,
in Sichtweite der Turbinen möchte aber kaum jemand wohnen." Deshalb müsse
man noch deutlicher kommunizieren, dass die Einnahmen aus einem Windpark
"krisensicher" fließen und einen wichtigen Teil "eigenen
Geldes" für die Kommunen darstellen können.
Mit Vorurteilen gegen die Windräder haben auch andere
europäische Länder zu kämpfen. In Wales, so war auf dem Arbeitstreffen zu
erfahren, setzen die Planer auf lokale Informationskampagnen. "Die
Menschen sollen nicht das Gefühle haben, dass ihnen etwas von oben verordnet
wird." Zu diesem Konzept gehören auch Tage der offenen Tür in den
Windparks. Schmunzelnd erzählten die walisischen Gäste von einer solchen
Veranstaltung, zu der 50 Besucher erwartet wurden und schließlich 1500 kamen.
"Die Begeisterung für die Technik führt zu einer positiven
Einstellung."
Auf der griechischen Insel Kreta produzieren bereits
jetzt zehn Windparks Strom. Etwa 300 weitere Turbinen sind geplant. Dass sich
Touristen daran stören könnten, glaubt Dimitris G. Christakis nicht. "Windmühlen
haben bei uns eine lange Tradition", so der Direktor des "Wind Energy
Laboratory". Die modernen Turbinen, das habe eine aktuelle Untersuchung
ergeben, würden - wie antike Gebäude - dem menschlichen Gefühl für Schönheit
entsprechen. Es könne deshalb keine Rede davon sein, dass Windräder Landschaft
"zerstören". sti