Märkische Allgemeine Zeitung 15.06.2005
Fusion
hier, Landstädte dort
Regionalplanung unter der Lupe
JÜRGEN
STICH
KLEINMACHNOW Landrat Lothar Koch (SPD) hat die Stadt
Teltow und die Gemeinden Stahnsdorf und Kleinmachnow aufgefordert, sich zu
einer Kommune zusammenzuschließen. "Wenn ich hier Bürgermeister wäre, dann
hätte ich die Fusion längst herbeigeführt", sagte er am Freitag in
Kleinmachnow.
Dort fand unter Leitung von Ministerpräsident Matthias
Platzeck (SPD) die fünfte Standortentwicklungskonferenz im Land Brandenburg
statt. Im Mittelpunkt der Gesprächsrunde, in der die neue märkische
Förderpolitik erläutert werden sollte, stand die Planungsregion Havelland-Fläming.
Ihr gehören die Kreise Havelland, Potsdam-Mittelmark und Teltow-Fläming sowie
die Städte Potsdam und Brandenburg/Havel an.
Hintergrund der Forderung nach einer Fusion der
Nachbarkommunen ist das neue Zentrale-Orte-System und der Wunsch Teltows,
Stahnsdorfs und Kleinmachnows, gemeinsam als "Mittelzentrum" mit
höherer Förderung anerkannt zu werden. "Dafür gibt es rechtlich aber keine
offene Tür, so lange die drei Kommunen einzeln bleiben und sich nicht zu einer
Stadt vereinigen", machte der Landrat nach der Konferenz deutlich.
Matthias Platzeck äußerte sich zu dem Thema nur vage. Er
kenne die Debatte um einen Zusammenschluss der drei Nachbarorte bereits aus der
Vergangenheit, als er in Teltow seine Lehre absolviert hat. Damals sollten
Teltow, Stahnsdorf und Kleinmachnow zur Ernst-Thälmann-Stadt vereinigt werden.
"Ein echtes Dejá-vu-Erlebnis", witzelte der Regierungschef.
Er bewertete den Verlauf der Konferenz, an der rund 50
Vertreter der Planungsgemeinschaft und anderer Instutionen teilnahmen,
insgesamt als Erfolg. Die Gesprächsrunden sollen eine höhere Qualität in die
Strukturdebatte bringen, notwendige Beteiligungsverfahren bei der Umsetzung der
neuen Förderpolitik "aber nicht ersetzen".
Das "Umsteuern der Landesregierung" sei
angesichts sich verändernder Rahmenbedingungen "völlig richtig",
sagte Lothar Koch. Konflikte werde es aber bei der Neujustierung des Zentrale-Orte-Systems
geben, weil die Herabstufung zu einer "Existenzbedrohung" für manche
Gemeinden werden könne. "Denn das hat ja unmittelbare Auswirkungen auf die
Finanzen."
Um in der Planungsregion Havelland-Fläming auch den
äußeren Verflechtungsraum, der ländlich geprägt sei, von der Förderung nicht
abzukoppeln, schlug Koch vor, den Status "Landstädte" in das Zentrale-Orte-System
einzuführen. Diesen neuen Gedanken nannte Matthias Platzeck bedenkenswert. Im
Südwesten des Kreises Potsdam-Mittelmark sind bekanntlich neben der Kur- und
Kreisstadt lediglich Treuenbrietzen und Ziesar als Zentren eingestuft, was
insbesondere am Gewerbe-, Wohn- und Schulstandort Brück kritisiert wird.
Die Bedeutung der landwirtschaftlichen Produktion dürfe
in der Tat nicht unterschätzt werden. Außerdem sei die Anregung aus Potsdam
gekommen, der Wissenschaft eine größere Rolle in der Strukturdebatte
einzuräumen. "An vielen Stellen gab es eine kontroverse Debatte, aber wir
lernen daraus", so der Ministerpräsident.