Märkische Allgemeine Zeitung 13.06.2005
Warnick:
"Es geht um mehr, als um die PDS"
Potsdam-Mittelmarks Linkssozialisten stimmen sich auf Bundestagswahlen und neues
Linksbündnis ein
KLEINMACHNOW
Kurz vor dem Parteitag schaute PDS-Kreisparteichef Klaus-Jürgen Warnick noch
einmal ins Internet, um seine Genossen über die neueste Entwicklung in den Gesprächen
zwischen der PDS und der Wahlalternative WASG informieren zu können. Das
mögliche Linksbündnis stellte er denn auch in den Mittelpunkt seiner Rede,
sprach von einer einmaligen Chance, auch im Westen Fuß zu fassen. Wobei er
betonte, es gehe um mehr, als um die PDS. "Es geht um eine linke
Alternative für Deutschland, um neue Chancen für dieses Land und die Zukunft
unserer Kinder", so Warnick in Kleinmachnow, wo die mittelmärkische PDS am
Freitagabend bereits ihre acht Delegierten bestimmte, die bei einer
Landesvertreterversammlung über die Landesliste für eine vorgezogene
Bundestagswahl entscheiden sollen. Noch ist zwar unklar, wie ein
verfassungsrechtlich sauberer Weg zu Neuwahlen führt, die mittelmärkische PDS
wappnete sich aber schon jetzt für die bevorstehende Auseinandersetzung.
Die Kreispolitik war in Kleinmachnow denn auch nur der
Pausenfüller. PDS-Fraktionschefin Ilona Herrmann sieht kommen, dass mit der
neuen großen Koalition aus CDU, SPD, FDP, Freie Bürger und Bauern die Arbeit
der PDS im Kreistag schwerer werde. Ansonsten war alles fixiert auf die
mögliche Bundestagswahl und die besagten neuen Chancen. Die werden allerdings
nicht bei allen PDS-Mitgliedern euphorisch gesehen. Auch Skepsis war zu hören.
"Vor allem ältere Genossen haben ihre Probleme mit der Namensfrage",
hieß es. Kein Zweifel: Das Kürzel PDS, das für viele im Westen der
Bundesrepublik ein rotes Tuch ist, steht für nicht wenige Parteimitglieder für
politische Heimat, die ein Stück eigene Identität ausmacht. Entsprechend groß sind
an der Basis die Vorbehalte, den Namen zu ändern. Für Kreischef Warnick ist die
PDS indes vor allem "ein Instrument, um politische Ziele umzusetzen und
nicht das Ziel selbst". Wie das anvisierte neue Projekt der Linken
letztlich heiße, sei egal. "Wichtig ist, welche Ideale vertreten
werden", redete Warnick am Rande der Veranstaltung gegen Namensnostalgie
an. Bei einer Bundestagswahl will aber auch er noch nicht auf die drei
Buchstaben verzichten. Dennoch: Wie auch immer ein Linksbündnis heißen möge, Warnick
hält vor allem eins für wichtig: "Wir dürfen uns nicht dem Vorwurf
aussetzen, dass wir die Chance vertan haben." Eine Ablehnung des
Links-Bündnisses bedeute "Stagnation".
Ansonsten sieht er aber "die bisher besten
Voraussetzungen seit 1990" für ein gutes Ergebnis seiner Partei - mit oder
ohne WASG. Seine Prophezeiung: Es wird zwei Gewinner geben - die CDU und die
PDS. Er glaubt jedenfalls, dass die PDS auch allein die Fünf-Prozent-Hürde
nimmt und mehr als drei Direktmandate gewinnt. "Gemeinsam mit der WASG
kann die PDS sieben bis acht Prozent schaffen." Wobei Warnick es für
richtig hält, dass WASG-Kandidaten auf einer offenen Liste der PDS antreten.
"Weil die WASG allein weder die Fünf-Prozent-Hürde noch drei Direktmandate
erreichen kann." In Basisgruppen der WASG ist es indes höchst umstritten,
dass man auf offenen Listen der PDS antreten soll.
Wer Mittelmarks PDS vertritt, wenn über die Brandenburger
PDS-Landesliste für die Bundestagswahl entschieden wird, wurde am Ende dieses
7. Kreisparteitages verkündet: Zur Landesvertreterversammlung fahren Uta
Hohlfeld, Gisela Eiternick, Roswitha Huth, Renate Fehlow sowie Nico Unkelbach,
Klaus-Jürgen Warnick, Andreas Bernig und Rolf Kasdorf. jst