Märkische
Allgemeine Zeitung 11.06.2005
JÜRGEN STICH
KLEINMACHNOW Landrat Lothar Koch (SPD) hat die Stadt
Teltow und die Gemeinden Stahnsdorf und Kleinmachnow aufgefordert, sich zu
einer Kommune zusammenzuschließen. "Wenn ich hier Bürgermeister wäre, dann
hätte ich die Fusion längst herbeigeführt", sagte Koch gestern in
Kleinmachnow. Dort fand unter Leitung von Ministerpräsident Matthias Platzeck
(SPD) die fünfte Standortentwicklungskonferenz in Brandenburg statt. Im
Mittelpunkt der Gesprächsrunde, in der die neue Förderpolitik des Landes
erläutert werden sollte, stand die Planungsregion Havelland-Fläming.
Hintergrund von Kochs Forderung nach einer Fusion der
Nachbarkommunen ist das neue Zentrale-Orte-System und der Wunsch Teltows,
Stahnsdorfs und Kleinmachnows, gemeinsam als "Mittelzentrum" mit
höherer Landesförderung anerkannt zu werden. "Dafür gibt es rechtlich aber
keine offene Tür, so lange die drei Kommunen einzeln bleiben und sich nicht zu
einer Stadt vereinigen", machte Landrat Koch nach der Konferenz deutlich.
Ministerpräsident Platzeck äußerte sich zum Thema Fusion
nur vage. Er kenne die Debatte um einen Zusammenschluss der drei Nachbarorte
bereits aus der Vergangenheit, als er in Teltow seine Lehre machte. Damals
sollten Teltow, Stahnsdorf und Kleinmachnow zur
"Ernst-Thälmann-Stadt" vereinigt werden. "Ein echtes Dejá-vu-Erlebnis",
witzelte Platzeck.
Er bewertete den Verlauf der Konferenz, an der rund 50
Vertreter der Planungsgemeinschaft und anderer Instutionen teilnahmen,
insgesamt als Erfolg. Die Gesprächsrunden sollen eine höhere Qualität in die
Strukturdebatte bringen, notwendige Beteiligungsverfahren bei der Umsetzung der
neuen Förderpolitik "aber nicht ersetzen".
Das "Umsteuern der Landesregierung" sei
angesichts sich verändernder Rahmenbedingungen "völlig richtig",
sagte Landrat Koch. Konflikte werde es aber bei der Neujustierung des Zentrale-Orte-Systems
geben, weil die Herabstufung zu einer "Existenzbedrohung" für manche Gemeinden
werden könne. "Denn das hat ja unmittelbare Auswirkungen auf die
Finanzen."
Um in der Planungsregion Havelland-Fläming auch den
äußeren Verflechtungsraum, der ländlich geprägt sei, von der Förderung nicht
abzukoppeln, schlug Koch vor, den Status "Landstädte" in das Zentrale-Orte-System
einzuführen. Diesen neuen Gedanken nannte Platzeck bedenkenswert. Die Bedeutung
der landwirtschaftlichen Produktion dürfe in der Tat nicht unterschätzt werden.
Außerdem sei die Anregung aus Potsdam gekommen, der Wissenschaft eine größere
Rolle in der Strukturdebatte einzuräumen. "An vielen Stellen gab es eine
kontroverse Debatte, aber wir lernen daraus", so Platzeck.