Märkische Allgemeine Zeitung 09.06.05

Regionaler Verkehrsbetrieb als Alternative
Bürgermeister: Scharfe Kritik an Havelbus / Straßenbahn-Projekt klare Absage erteilt

JÜRGEN STICH

REGION TELTOW Die drei Bürgermeister der Nachbarkommunen Teltow, Stahnsdorf und Kleinmachnow haben scharfe Kritik an der Havelbus Verkehrsgesellschaft geübt. Mit einem internen Papier, aus dem die MAZ kürzlich zitierte, würden Ängste in der Bevölkerung geschürt, um notwendige Einsparungen zu konterkarieren.

Havelbus hatte vor dem Hintergrund der laufenden Koalitionsgespräche zwischen CDU und SPD schriftlich niedergelegt, was eine Reduzierung der kreislichen Zuwendungen um zwei Millionen Euro in 2006 und einer weiteren Million Euro in 2007 für den Verkehrsbetrieb bedeuten würde. Danach müssten 50 Busse stillgelegt und drastische Einschnitte im Streckennetz vorgenommen werden, unter anderem wäre der Zubringerbus zum S-Bahnhof Teltow in Frage gestellt.

Kleinmachnows Bürgermeister Wolfgang Blasig (SPD), der selbst an den Koalitionsverhandlungen teilgenommen hat, verteidigte die Kürzungspläne von CDU und SPD. "Es wird aber darauf ankommen, wo die Einschnitte erfolgen können, um die Verwerfungen im Streckennetz so gering wie möglich zu halten." Blasig mahnte, dass die Region Teltow als größter Geldgeber für den Kreis Potsdam-Mittelmark darauf drängen würde, dass Havelbus die Mittel "optimal einsetzt". "Wenn das nicht gewährleistet ist, dann werden wir darüber nachdenken müssen, ob ein regionaler Verkehrsbetrieb die bessere Lösung ist."

Mit Genugtuung registrierten die drei Bürgermeister, dass die Verbesserung der Schienenanbindung in der Region Teltow gestern Thema im Landtag war. "Wir werden in Potsdam schon fast wie ein Oberzentrum behandelt." Es komme aber darauf an, dass "nicht nur Einzelprojekte thematisiert" würden, sondern ein Gesamtkonzept entwickelt werde.

So seien langfristig der Wiederaufbau der Stammbahn von Potsdam über Kleinmachnow nach Berlin und die Verlängerung der S-Bahn-Strecke von Teltow über Stahnsdorf und Dreilinden bis nach Berlin-Wannsee wünschenswert. Eine klare Absage erteilten die Bürgermeister der Idee, eine Straßenbahnlinie längs der L 76 vom Potsdamer Hauptbahnhof bis nach Teltow zu bauen. "Von diesem Projekt haben wir uns bereits vor Jahren verabschiedet", so Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD).

Die Schienenanbindung mit Stamm- und S-Bahn sei allerdings "nicht kurzfristig" zu erreichen. "Wir verlangen deshalb von der Landesregierung keine Termine", so Stahnsdorfs Bürgermeister Gerhard Enser (CDU). Für die nähere Zukunft entscheidend seien aber die neuen Landesstraßen 40 und 77. Enser: "Im Sommer beginnen die Arbeiten am Abschnitt von Großbeeren bis Güterfelde." Außerdem starte in diesen Tagen die Planfeststellung für die neue L 77.