Märkische Allgemeine Zeitung 01.06.2005
Albert in der ZeitmaschineZwischendurch
ging es immer wieder zurück in die Vergangenheit, die sich auf der Hauptbühne
abspielte. Albert mit drei Jahren, der lieber mit seinem Baukasten spielte als
mit seinen Cousins und Cousinen; Albert mit sieben Jahren, als er es in der
Schule mit einem strengen Lehrer zu tun bekam, der gebetsmühlenartig das
Einmaleins abfragte. Aus der Gegenwart heraus kommentierte der alte Einstein ab
und an das Geschehen in seiner Vergangenheit: "Die meisten Lehrer
vertrödeln die Zeit mit Fragen, und sie fragen, um herauszubekommen, was der
Schüler nicht weiß, während die wahre Fragekunst sich darauf richtet, zu
ermitteln, was der andere weiß oder zu wissen fähig ist." Ein Satz, der zu
den Originalzitaten zählt, die Stückeschreiberin Fiorenza Renn mit viel
Hintersinn in das Spiel einbaute.
Auch sonst benutzte sie für ihr Gedankenspiel nur
Originalquellen, ließ aus der Vergangenheit die Schwester Einsteins zu Wort
kommen, die einst ein Buch über ihren Bruder schreiben wollte, das aber nie
erschienen ist. Mit ihrem Stück bereitete die Lehrerin der Steinwegschule aber
nicht nur Vergnügen, sie leistete Aufklärungsarbeit. Einsteins Biographie wurde
ans Licht geholt und zugleich begab man sich auf die Spur der
Relativitätstheorie. Dazu ging es wieder ab in die Zeitmaschine. Ziel:
Einsteins Labor, wo nachgewiesen werden sollte, dass die Uhren langsamer
laufen, wenn man sich ganz schnell bewegt. Gebraucht wurden dafür Zwillinge -
Pauline und Charlotte, sowie Phantasie, die Einstein bekanntlich mehr
bedeutete, als die Begabung, Wissen aufzunehmen.
Pauline stieg also in eine Rakete, die fast mit
Lichtgeschwindigkeit unterwegs sein würde, ihre Schwester blieb daheim. In 50
Jahren sollten sie sich wieder treffen. Pauline war wohl ein paar Minuten älter
geworden, Charlotte inzwischen aber 56 Jahre alt. Die Sechsjährige als ältere
Dame auf der Bühne - das herrliche Bild konnte an diesem Abend nur noch ein
besonderer Clou überbieten. Der Gast-Auftritt von Bernhard Schutz, ein Direktor
am Golmer Max-Planck-Institut. Er half den Kindern aus der Patsche, als
Einstein von ihnen wissen wollte, was aus seinen Theorien geworden ist. Dieses
Mal führte Schutz per Videokonferenz das fiktive Gespräch mit Einstein. Bei den
ersten Aufführungen war der Institutsdirektor persönlich auf die Kleinmachnower
Bühne gekommen, um zu erklären, dass die satelitengestützten Navigationssysteme
im Auto dank Einsteins Relativitätstheorie funktionieren und das mit Hilfe
seiner Theorie die Existenz der schwarzen Löcher nachgewiesen werden konnte.
Als sich der Wissenschaftler dann von Kleinmachnows
Einstein verabschiedete, klang das nach einer echten Laudatio, die er wohl
genauso gehalten hätte, wenn der Begründer der Relativitätstheorie tatsächlich
vor ihm gestanden hätte. "Sie haben eine Tür geöffnet für unser Wissen.
Auf Wiedersehen, Professor."