JÜRGEN STICH
KLEINMACHNOW Die Festansprachen zur Eröffnung der neuen
Schleusenbrücke gingen im Freudengemurmel der zahlreich erschienenen
Stahnsdorfer und Kleinmachnower beinahe unter. Die Bürgermeister Wolfgang
Blasig und Gerhard Enser hatten sich zum Banddurchschnitt genau auf der Mitte
des Überwegs postiert - doch leider fehlte ein Mikrofon. "Historischer
Tag" und "ich bin überwältigt vor Freude", hörte man
Kleinmachnows Gemeindeoberhaupt Blasig den Schaulustigen zurufen. Und auch dies
war zu verstehen: "Mehr als die Hälfte der Kleinmachnower kennt das Gefühl
nicht, an dieser Stelle über eine Brücke zu fahren."
Elf Jahre war das Viadukt gesperrt, nachdem ein Schiff
einen Pfeiler der historischen Brücke rammte. Diese lehnte sich noch eng an das
denkmalgeschützte Schleusengebäude an. Der 6,7 Millionen Euro teure Neubau
entstand einige Meter weiter westlich, ist länger und höher als sein Vorgänger.
Ästhetisch keine ideale Lösung, weil der Blick vom Wasser auf die Schleuse
damit empfindlich gestört wird. Den Autofahrern wird das egal sein, denn für
sie ist die Straße, wie es Stahnsdorfs Bürgermeister Enser formulierte,
"ein Eckstein in der Verkehrskonzeption der Region". Stahnsdorf werde
damit an die Autobahn 115 angeschlossen. "Das darf man nicht
verschweigen", sagte Enser auch mit Blick auf die Bewohner des
Kleinmachnower Gebiets "Stolper Weg", die nun ihr Domizil an einer
Hauptverkehrsachse haben.
Allenthalben war zu spüren, dass die Freude über den
Brückenschlag auf Stahnsdorfer Seite größer war, als bei den Kleinmachnower
Nachbarn. Symbolisch dafür war die vom Regionalen Gewerbeverein vorzüglich
organisierte Festmeile, die auf Stahnsdorfer Seite vom Kreisverkehr an der
Waldschänke bis zur Brücke reichte. Dort herrschte gute Stimmung, dort spielte
im wahrsten Sinne des Wortes die Musik. Jenseits des Kanals dagegen wurde es
beschaulicher, fast nachdenklicher. Bezeichnend: Der in Kleinmachnow lebende
Innenminister Jörg Schönbohm erlebte die Brückenöffnung aus sicherer Entfernung
- er saß im Garten der Gaststätte "Zur Schleuse".
Dort traf er sich mit der Bürgerinitiative "Pro
Kanallandschaft", die den Brückenschlag zwar begrüßte, gleichzeitig aber
daran erinnerte, dass der geplante Ausbau der nördlichen Schleusenkammer auf
190 Meter noch nicht vom Tisch sei. Auf dieses umstrittene Projekt ging
Hans-Jürgen Heymann vom Wasserstraßen-Neubauamt in seiner Ansprache nicht ein.
Als Bauherr wünschte er der Brücke aber "ein langes Leben". Darauf
stieß auch O2-Regionalchef Jürgen Hegemann mit vielen Gästen an. Für den
Unternehmer ist die Sache klar: "Wir beschäftigen am Standort Teltow über
500 Mitarbeiter. Die Brücke verbessert die Anbindung an die Autobahn und ist
deshalb wichtig für uns und den Wirtschaftsstandort Teltow."