Märkische Allgemeine Zeitung 21.05.05

Kanal kein Hindernis mehr
Kleinmachnower Schleusenbrücke eröffnet / Große Freude in Stahnsdorf

JÜRGEN STICH

KLEINMACHNOW Die Festansprachen zur Eröffnung der neuen Schleusenbrücke gingen im Freudengemurmel der zahlreich erschienenen Stahnsdorfer und Kleinmachnower beinahe unter. Die Bürgermeister Wolfgang Blasig und Gerhard Enser hatten sich zum Banddurchschnitt genau auf der Mitte des Überwegs postiert - doch leider fehlte ein Mikrofon. "Historischer Tag" und "ich bin überwältigt vor Freude", hörte man Kleinmachnows Gemeindeoberhaupt Blasig den Schaulustigen zurufen. Und auch dies war zu verstehen: "Mehr als die Hälfte der Kleinmachnower kennt das Gefühl nicht, an dieser Stelle über eine Brücke zu fahren."

Elf Jahre war das Viadukt gesperrt, nachdem ein Schiff einen Pfeiler der historischen Brücke rammte. Diese lehnte sich noch eng an das denkmalgeschützte Schleusengebäude an. Der 6,7 Millionen Euro teure Neubau entstand einige Meter weiter westlich, ist länger und höher als sein Vorgänger. Ästhetisch keine ideale Lösung, weil der Blick vom Wasser auf die Schleuse damit empfindlich gestört wird. Den Autofahrern wird das egal sein, denn für sie ist die Straße, wie es Stahnsdorfs Bürgermeister Enser formulierte, "ein Eckstein in der Verkehrskonzeption der Region". Stahnsdorf werde damit an die Autobahn 115 angeschlossen. "Das darf man nicht verschweigen", sagte Enser auch mit Blick auf die Bewohner des Kleinmachnower Gebiets "Stolper Weg", die nun ihr Domizil an einer Hauptverkehrsachse haben.

Allenthalben war zu spüren, dass die Freude über den Brückenschlag auf Stahnsdorfer Seite größer war, als bei den Kleinmachnower Nachbarn. Symbolisch dafür war die vom Regionalen Gewerbeverein vorzüglich organisierte Festmeile, die auf Stahnsdorfer Seite vom Kreisverkehr an der Waldschänke bis zur Brücke reichte. Dort herrschte gute Stimmung, dort spielte im wahrsten Sinne des Wortes die Musik. Jenseits des Kanals dagegen wurde es beschaulicher, fast nachdenklicher. Bezeichnend: Der in Kleinmachnow lebende Innenminister Jörg Schönbohm erlebte die Brückenöffnung aus sicherer Entfernung - er saß im Garten der Gaststätte "Zur Schleuse".

Dort traf er sich mit der Bürgerinitiative "Pro Kanallandschaft", die den Brückenschlag zwar begrüßte, gleichzeitig aber daran erinnerte, dass der geplante Ausbau der nördlichen Schleusenkammer auf 190 Meter noch nicht vom Tisch sei. Auf dieses umstrittene Projekt ging Hans-Jürgen Heymann vom Wasserstraßen-Neubauamt in seiner Ansprache nicht ein. Als Bauherr wünschte er der Brücke aber "ein langes Leben". Darauf stieß auch O2-Regionalchef Jürgen Hegemann mit vielen Gästen an. Für den Unternehmer ist die Sache klar: "Wir beschäftigen am Standort Teltow über 500 Mitarbeiter. Die Brücke verbessert die Anbindung an die Autobahn und ist deshalb wichtig für uns und den Wirtschaftsstandort Teltow."