Märkische
Allgemeine Zeitung 13.04.2005
Titanic:
Kurs auf Kammerspiele
Kulturhaus wird wieder belebt und startet mit Stück von Enzensberger
MATTHIAS ANKE
KLEINMACHNOW Die "Titanic" nimmt in diesen Tagen Kurs auf die
Kleinmachnower Kammerspiele. Am 8. Mai soll "Der Untergang der
Titanic" - ein Stück von Hans Magnus Enzensberger - in Kleinmachnow zum
ersten Mal gezeigt werden. Die Proben sind bereits in vollem Gange. "Wir
haben lange gezögert. Jetzt aber zeigen wir uns mit diesem ersten
Programmpunkt, weil wir jetzt ein ausgereiftes Konzept haben, mit dem dieses
Kulturhaus neu belebt werden kann", sagt Ina Schott vom Trägerverein -
Produzent der Enzensberger-Aufführung.
Der Verein hatte sich im vergangenen Jahr gegründet, um den Neustart der
Kammerspiele vorzubereiten. Sein Konzept, das jetzt dem Kulturausschuss der
Gemeinde vorgestellt wurde, sieht vor, die Kammerspiele mit drei Standbeinen zu
betreiben: Kino, Gastronomie und Veranstaltungen. Das Kino soll dabei
mitbetrieben werden von Helgart Gammert, die in Zehlendorf bereits das Bali-Kino
seit Jahrzehnten erfolgreich führt. Gammert wurde soeben für ihre Jugendarbeit
mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. "Dieser Kontakt ist uns sehr
hilfreich, denn wir wollen ein Haus schaffen, das von 11 bis 24 Uhr offen steht
und neben lokal verankerten Projekten besonders Kinder und Jugendliche
einbezieht", sagt Ina Schott. Noch vor den Sommerferien werde ein Angebot
vorgestellt, das unter anderem eine Jugendtheatergruppe und einen
Dokumentarfilmkreis vorsieht. Ein Berliner Tonstudio habe sich angeboten,
Kleinmachnower Bands vor Ort im Umgang mit neuester Technik anzulernen.
Für die
benötigten Räumlichkeiten wird es Übergangslösungen geben, falls bis dahin noch
keine Einigung mit dem Besitzer der Kammerspiele erreicht ist. Die Gespräche
mit Karl-Heinz Bornemann "führen mal voran, aber mal auch wieder
zurück", wie Ina Schott sagt. Denn noch ist unklar, welche der beiden
Optionen die Zukunft der Kammerspiele sichert - ein Verkauf durch Bornemann
oder die Übernahme durch Kleinmachnow in Erbpacht. "Im Schulterschluss mit
der Gemeinde schaffen wir derzeit eine rechtlich klare Situation. Herr
Bornemann soll die Kammerspiele zufrieden übergeben können", so die freie
Dramaturgin und Theaterregisseurin Schott. Gunnar Hille, Vorsitzender des
Trägervereins mit derzeit mehr als 100 Mitgliedern, sieht den Betrieb der
Kammerspiele durch das Konzept gesichert: "Wir sind in der Lage, unterm
Strich Plus-Minus Null stehen zu haben." Unterstützung komme aus dem
Technologiezentrum Teltow und auch aus dem Potsdamer Hans-Otto-Theater.
Unbeantwortet sei indes die akute Frage nach dem Weg der Sanierung. Dazu werde
derzeit ein Konzept erarbeitet.
Die Aufführung von Enzensbergers "Titanic" wird
deshalb am 8. Mai zunächst als Open-Air am Teltowkanal am Denkmal des dort
abgestürzten Theaterautors Nordal Grieg stattfinden. Den Bezug zum Datum stellt
der Text her, wo es im 20. Gesang metaphorisch auf Deutschland bezogen heißt:
"Der 8. Mai, war das ein Ding, als die 'Titanic' unterging." Die
eigentliche Premiere könnte dann bereits Ende Mai in den Kammerspielen
stattfinden. Die Situation um die Immobilie wäre dann etwas klarer, wie der
Trägerverein hofft. Die Unterstützung des Kulturausschusses ist ihm sicher. Wie
"ein Eis, das einem schon mal vorgehalten wird, ohne dass man bereits
daran schlecken darf", bewertete Guido Beermann die neuen Ideen.
Auch an der bereits angekündigten großen Produktion soll
festgehalten werden: Die Uraufführung eines Stücks des Dramatikers Peter Weiss
mit dem Titel "Inferno".