Märkisch
Allgemeine Zeitung 07.04.05
Mehr
Raum für die Kirche
Studenten stellten anregende Pläne für Gotteshaus in Kleinmachnow vor
KONSTANZE
WILD
KLEINMACHNOW Märkte, Eigentumsanlagen, Bürogebäude - auch in Kleinmachnow werde
viel gebaut, stellte Professor Marcus Löffler nüchtern fest. Doch wer plant in
solchen Zeiten schon eine Kirche? Studenten der Fachhochschule Potsdam. Fiktiv
zwar und nicht im Auftrag der evangelischen Kirchengemeinde, dies wurde betont,
doch haben die angehenden Architekten spontan die Chance ergriffen, ihre
Fachkenntnisse an einem konkreten Ort und faszinierenden Objekt erproben zu
dürfen. Und so trafen sich im Gemeindehaus im Jägerstieg jüngst Mitglieder des
Fördervereins Kirchenbauten Kleinmachnow, des Bauausschusses der
Kirchengemeinde und Interessierte, um die Arbeiten zu würdigen und sich
inspirieren zu lassen. Denn sich Gedanken machen und Wünsche äußern sei
wichtig, sagte Pfarrer Jürgen Duschka vor dem Hintergrund der seit längerem
diskutierten Platzprobleme der stetig wachsenden evangelischen Kirchengemeinde.
Nach ersten Kontakten durften die Potsdamer Studenten alsbald nachdenken,
planen ausprobieren, phantasieren. Dabei bewegten sie sich im wörtlichen Sinne
auf schwierigem Terrain. Äußerst sensible Rahmenbedingungen beschränken die
Möglichkeiten eines eventuellen Erweiterungs- oder Neubaues im Jägerstieg
erheblich. So muss die alte Villa, als Gemeindezentrum in den dreißiger Jahren
erbaut, bestehen bleiben. Zur Disposition hingegen stand der Anbau, gleichsam
als "Notkirche" in den fünfziger Jahren errichtet. Daneben galt es,
Umgangsformen mit dem höchst sensiblen Nachbar Bannwald zu finden.
Das Grundstück begrenzt, die
Parkraumfrage offen, die Finanzierbarkeit, das scheint legitim, nicht unbedingt
berücksichtigend, brachte die Semesterarbeit phantasievolle Entwürfe hervor.
Allen gemeinsam ist die Umsicht und Behutsamkeit, mit denen die Lernenden
versuchten, sich den Bedingungen vor Ort anzunähern. Eine persönliche
Auseinandersetzung mit dem auch geistig anspruchsvollen Thema Kirchenbau wurde
in Modellen und Gesprächen deutlich.
Für die angehenden Architekten stellte sich zudem die
ungewohnte Aufgabe, ihre Arbeiten vor Publikum präsentieren zu müssen. Die
Entwürfe folgen zwei Grundzügen: Die einen stellen die alte Villa frei und
schaffen zusätzliche Einzelgebäude. Die anderen bevorzugen geschlossenere
Anlagen, die Idee eines Zentrums in den Vordergrund rückend. Wichtig scheint
die Integration der Kirche in die Natur. Waldkirche, Lichtkirche - zentrale
Themen der Arbeiten. Eine Kirche ist mit Efeuranken überwuchert, andere zieren
begrünte Dächer. Unterstützt durch raffinierten Lichteinfall von oben, strahlen
selbst Animationen und Pappmodelle Atmosphäre aus. Die Kirche als Zentralraum,
der Mensch bei sich selbst. Bei unterschiedlich gestalteter Offenheit nach innen
und außen scheint der kontemplative Charakter bei allen Modellen durch.
Ellipsen-Elemente, die sich versetzt nach oben schrauben, bieten durch die
entstehende Überdachung gar Raum für Waldgottesdienste, erklärt ein Student
sein futuristisch anmutendes Modell.
Multifunktional müsse diese Kirche wohl auch sein, haben
viele Studenten erkannt: Flexibel Raum schaffen können bei größeren
Ereignissen, dabei die Intimität des sonntäglichen Gottesdienstes erhalten. Die
Platzprobleme der Kirchengemeinde mit ihrer breit angelegten kulturellen Arbeit
bleiben eine ebenso große wie konkrete Herausforderung: Zwar sei man von der
Auslastung auf Jahre, so erklärt Pfarrer Duschka, durch die Sanierungsarbeiten
an die Alte Dorfkirche am Zehlendorfer Damm gebunden, dennoch denke man über
Möglichkeiten der Erweiterung nach. Offenbar auch über eine Zusammenarbeit mit
der Hoffbauer-Stiftung (Potsdam), Trägerin der im Sommer eröffneten
Evangelischen Grundschule am Schwarzen Weg. Dort, wo Kleinmachnow, Stahnsdorf
und Teltow sich begegnen, sollen neue Schulgebäude entstehen. Man