Märkische
Allgemeine Zeitung 05.03.05
Fünf-Euro-Dörfer sind weit weg von Berlin
In den mittelmärkischen Randlagen gibt es das billigste Bauland / Kleinmachnow
für Reiche
FRANK BÜRSTENBINDER
MITTELMARK Darauf haben vor allem Makler, Banken, Bausparkassen und Notare
schon gewartet - auf die Bodenrichtwertkarte für Potsdam-Mittelmark. Sie gibt
Auskunft über das Preisniveau für unbebautes Bauland von Wusterwitz bis Teltow.
Gutachter haben über 3300 Kaufverträge vom letzten Jahr eingesehen und so die
durchschnittlichen Werte für 2005 ermittelt. Damit bleibt der Grundstücksmarkt
transparent. "Zur Sicherheit von Käufer und Verkäufer", wie Wilk Mross
bei der Vorstellung der neuen Bodenrichtwerte sagte. Der Mitarbeiter im
Kataster- und Vermessungsamt ist auch Vorsitzender des Gutachterausschusses für
Grundstückswerte. Er und seine Mitarbeiter haben bereits zu spüren bekommen,
dass sich inzwischen auch andere Stellen verstärkt für erzielte Kaufpreise
interessieren. Nämlich die Hartz-IV-Behörden. Die wollen gern überprüfen, ob
Antragsteller von Arbeitslosengeld II wirklich ihre wahren
Vermögensverhältnisse offen gelegt haben. Dabei geht es nicht um das selbst
genutzte Häuschen, sondern um sonstigen Immobilienbesitz.
Anfragen gebe es verstärkt von westdeutschen und Berliner Behörden, die über
die Bedürftigkeit von in Not geratenen Alteigentümern zu entscheiden hätten,
wie Mross weiß. Die Bodenrichtwerte sind eine wertvolle Hilfe, wenn es um die
Einschätzung eines Immobilienwertes geht. Mit baureifem Land in Orten wie
Boecke, Dretzen, Hohenlobbese, Rottstock und Steinberg ist allerdings nicht
viel Staat zu machen. Die erzielten Quadratmeterpreise liegen im Durchschnitt
nicht viel höher als fünf Euro. Im Sanierungsgebiet von Ziesar geht es mit
einem Anfangswert von 22 Euro los, der aber nach dem Ende der Stadtsanierung
spürbar anziehen wird.
Dennoch liegen Welten zwischen den berlinfernen Regionen mit ihren Fünf-Euro-Dörfern
und dem Speckgürtel mit Kleinmachnow, wo der höchste Bodenrichtwert mit 260
Euro je Quadratmeter ermittelt wurde. So spiegeln die Werte auch die
wirtschaftliche Leistungskraft der unterschiedlichen Gegenden in
Potsdam-Mittelmark wider. Allerdings wachsen im engeren Verflechtungsraum die
Bäume nicht mehr in den Himmel. Insgesamt lässt das Preisniveau weiter nach.
Von den ermittelten 334 Bodenrichtwerten sind 58 Werte um drei bis 20 Euro
gesunken. Ausnahmen bestätigen die Regel. Vom gerade eröffneten
S-Bahn-Anschluss in Teltow profitiert der nahe gelegene Wohnpark "Mühlenviertel"
mit erstmals ermittelten Bodenpreisen von 190 Euro. Zum teuren Pflaster gehören
auch Stahnsdorf mit 90 bis 170 Euro sowie Bergholz-Rehbrücke, wo die
Bodenrichtwerte zwischen 100 und 200 Euro je Quadratmeter liegen.
Dass sich der Immobilienmarkt abgekühlt hat, zeigt der
drastisch zurückgegangene Geldumsatz. So wechselte im letzten Jahr Bauland für
310 Millionen Euro den Besitzer. Im Nachwendejahr 1993 waren es noch 660
Millionen Euro. Der Altkreis Brandenburg hat am aktuellen Umsatz mit 15
Millionen Euro nur den geringsten Anteil. Kein Wunder bei Bodenrichtwerten in Zitz
von sechs Euro, in Roskow von zwölf Euro oder Oberjünne von fünf Euro. Die
neuen Wohnparks in Grebs, Brielow, Radewege, Pritzerbe und Lehnin ragen mit
durchschnittlich 60 Euro heraus. Das Mittelfeld liegt bei 30 Euro wie in
Wusterwitz und Rietz, bis etwa 50 Euro wie in Götz.
Jedermann kann in der Geschäftsstelle des Gutachterausschusses Auskunft über die
Bodenrichtwerte erhalten, 0 33 28/31 83 13 oder 31 83 11, die Karte: 30 Euro.