Märkische Allgemeine Zeitung 28.02.05
Der
Sonne entgegen
Auch Kleinmachnower wollen Bürger-Solar-Anlage auf neuem Rathaus
DIETMAR
STREUBER
KLEINMACHNOW Zusehends nahm das allgemein eher ernste Gesicht von Axel Mueller
erleichterte Züge an, als er die gezeichneten Beträge für die geplante
Bürger-Solar-Anlage zusammenrechnete. Insgesamt 8500 Euro von acht
Versammlungsteilnehmern, die sich an der ersten photovoltaischen Anlage in
Kleinmachnow beteiligen wollen, waren zusammengekommen.
Dass er auf der ersten Bürgerversammlung, zu der der Kleinmachnower
Bündnisgrüne am Freitag in den Salon des Sportforums eingeladen hatte, ein
derartiges Ergebnis erreichen würde, hatte er zwar erhofft. Sicher war er sich
aber nicht gewesen. "Hoffentlich kommen noch einige", hatte Mueller
noch kurz vor 19 Uhr, dem Beginn der Veranstaltung, gebangt. Doch nach und nach
füllte sich der Versammlungsraum, so dass die etwa 20 Sitzplätze gerade so
reichten. Zum allgemeinen Bedauern blieben aber zwei Stühle leer. Ein Platz für
Elke Seidel, die aus gesundheitlichen Gründen nicht kommen konnte. Die
Initiatorin der Beelitzer Bürger-Solar-Anlage war es, die den
Kreistagsabgeordneten Mueller (Bü90/Grüne) für das Kleinmachnower Projekt
begeistert hatte. Auch der vom Bürgermeister Wolfgang Blasig zugesagte
Vertreter der Stadtverwaltung war nicht erschienen, obwohl es ihm der
Verwaltungschef - wie Mueller formulierte - "in die Hand versprochen
hatte".
Unterstützt von seiner Partnerin, der Bundestagsabgeordneten Cornelia Behm
(ebenfalls Bü90/Grüne), hatte der Biologe das Solarprojekt konzipiert, das er
nun vorstellte. Geplant ist eine Anlage auf dem Dach des neuen Kleinmachnower
Rathauses mit einer Leistung von zehn Kilowatt. Die Kosten für diesen
Stromerzeuger aus regenerativer Sonnenenergie, der eine Dachfläche von rund 80
Quadratmetern beanspruchen wird, betragen 60 000 Euro. Davon soll die Hälfte
von den Gesellschaftern der zu gründenden Bürger-Solar GbR aufgebracht werden.
Die zu zeichnenden Anteile betragen mindestens 250 und maximal 10 000 Euro. Die
restlichen 30 000 Euro könnten durch ein Darlehen der Kreditanstalt für
Wiederaufbau (KfW) finanziert werden.
Durch das Gesetz für erneuerbare Energien hat der Energieversorger vertraglich
abzusichern, mehr als zwanzig Jahre den eingespeisten Strom mit 54 Cent je
Kilowattstunde zu vergüten. Nach zehn bis zwölf Jahren, das wurde auch von Bernd
Ruppin von der Teltower Firma Solinus Solarhaus GmbH bestätigt, hat sich die
Anlage amortisiert. Da die Hersteller allerdings eine Nutzungsdauer bis zu 25
Jahren garantieren, rentiert sich der finanzielle Einsatz.
Die zu erwartende Rendite wird höher als bei einer üblichen Geldanlage sein,
stellte Claudia Pirch-Masloch, Vorsitzende des Solarvereins Berlin e.V., in
Aussicht. Dabei betonte sie, dass die unerfreuliche Versteppung der
Brandenburger Region zu der für die Betreiber der Solaranlagen positiven
Situation führt, dass anstelle der bisher veranschlagten Stromerzeugung von
rund 800 Kilowattstunden je Kilowatt installierter Leistung fast 950 bis 1000
Kilowattstunden jährlich erzeugt werden. Dies zeigte die Erfahrung aus den drei
Berliner Solaranlagen. Der Solarverein Berlin, der ebenfalls für die Beelitzer
Anlage zuständig ist, wird auch die Kleinmachnower Anlage betreiben.
Die nächste Zusammenkunft der Bürger-Solaranlage-Befürworter soll am 15. März
um 19 Uhr im neuen Rathaus statt finden. Dann wollen die Teilnehmer die Solar
GbR Kleinmachnow gründen.